Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Dieses Projekt kostet Hunderte Millionen Euro

Stadt Memmingen will ein neues Klinikum bauen – dorthin, wo eigentlich eine Ikea-Filiale geplant war

- Von Helmut Kustermann

MEMMINGEN - Es wäre eines der größten Bauprojekt­e in der Region seit vielen Jahren: Die Stadt Memmingen will ein neues Klinikum am Autobahnkr­euz errichten. Dort, wo eigentlich eine Ikea-Filiale geplant war. Doch der Möbelriese gab Memmingen schließlic­h einen Korb. Ein neues Krankenhau­s würde wohl bis zu 300 Millionen Euro kosten – die Stadt hofft auf hohe Zuschüsse des Freistaats. „Wenn es optimal läuft, können wir in zehn Jahren umziehen“, sagt Maximilian Mai, der Vorstand des Memminger Klinikums.

Vorgeschic­hte: Über das Krankenhau­s wurde in der Vergangenh­eit in Memmingen immer wieder diskutiert. Gerhard Pfeifer, Unternehme­r und stellvertr­etender IHKPräside­nt, hatte vor knapp drei Jahren in einem Interview mit unserer Zeitung gesagt: „Die Stadt sollte dringend in die Zukunft denken und einen geeigneten Standort für einen Krankenhau­s-Neubau suchen. Wir müssen weg vom KleinKlein. Es liegt an Stadtrat, Verwaltung und Oberbürger­meister, eine größere Vision für diese Stadt zu entwickeln.“

Aktuelle Stimmungsl­age: Der Standort in der Memminger Bismarckst­raße, am Rande der Altstadt, sei „in die Jahre gekommen“, sagt Oberbürger­meister Manfred Schilder (CSU). „Es wurde immer wieder angebaut und erweitert. Wir stoßen dort an unsere Grenzen. Und das Parkhaus ist ständig überlastet.“Besucher stellten ihre Autos in angrenzend­en Wohngebiet­en ab. Zudem entspreche „die Infrastruk­tur nicht mehr ganz den Anforderun­gen. Es gibt beispielsw­eise noch Drei-Bett-Zimmer“. Darum gebe es in der Memminger Kommunalpo­litik den Wunsch, einen Neubau anzugehen.

Wie es jetzt weitergeht: Eine Studie stelle die beiden Alternativ­en gegenüber, sagt Klinikum-Vorstand Mai: Neubau oder die weitere Sanierung des bestehende­n Gebäudes, das in den 1950er-Jahren gebaut wurde. Diese Studie liegt bei der Regierung von Schwaben. Mai sagt, dass die Sanierung noch Jahrzehnte dauern würde. „Es ist nicht förderlich fürs Renommee, wenn bei laufendem Klinik-Betrieb mit dem Schlagbohr­er gearbeitet wird“, gibt Schilder zu bedenken. Schließlic­h solle ein Krankenhau­s heutzutage „fast einen Hotelchara­kter haben“. Nun sei es erst einmal wichtig, ins Krankenhau­s-Förderprog­ramm des Freistaats aufgenomme­n zu werden, sagt Mai.

Sicht der Staatsregi­erung: Er freue sich über die „ersten Schritte zum Klinikneub­au“, sagt Gesundheit­s-Staatssekr­etär Klaus Holetschek (CSU), selbst ein Memminger. Wenn die Regierung die Studie geprüft habe, könnten weitere Gespräche zwischen Stadt und Freistaat im nächsten Jahr stattfinde­n, sagt ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums.

Kosten: Experten gehen davon aus, dass der Bau eines solchen 500-Betten-Hauses zwischen 250 und 300 Millionen Euro kosten würde. In Memmingen hofft man, dass vom Freistaat ein hoher Zuschuss fließt. Aber auch auf die Stadt würde ein „namhafter Millionenb­etrag“zukommen, sagt Mai. Eine Zusage für eine Förderung werde es vom Freistaat wohl frühestens im Jahr 2022 geben, sagt Holetschek. Er bitte um Verständni­s, „dass Großprojek­te wie im Falle Memmingen nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können“.

Zeitplan: Wenn es mit den Zuschüssen „optimal läuft“, könnte man 2030 in das neue Gebäude einziehen, sagt Klinikum-Vorstand Mai. Die reine Bauzeit betrage zwischen fünf und fünfeinhal­b Jahren.

Konzept: Auf der Fläche beim Autobahnkr­euz könnte ein Gesundheit­s-Campus entstehen, erläutert Mai: beispielsw­eise mit Krankenpfl­egeschule, Ärztehaus, Apotheke oder einem Wohnheim für Mitarbeite­r. Und was passiert mit dem jetzigen Klinik-Standort, falls neu gebaut wird? „Es ist durchaus denkbar, diese Fläche für Wohnbebauu­ng vorzusehen“, sagt Schilder. In jedem Fall sei es das Ziel der Stadt, „die Immobilie irgendwie zu verwerten“, um einen Teil der NeubauKost­en zu refinanzie­ren.

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