Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Verkürzte Saison mit Auf- und Abstiegsrunde geplant
Württembergischer Fußballverband will Mitte Februar in Ober- und Verbandsliga wieder starten
RAVENSBURG - Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat die Amateurvereine erst vor wenigen Tagen wegen der Corona-Auflagen endgültig in die Winterpause geschickt. Wann und wie es weitergeht, ließ der WFV weitestgehend offen. In einem Schreiben an die Ober- und Verandsligisten vom Mittwoch zeigte der Verband nun aber Möglichkeiten auf, wie es im neuen Jahr weitergehen könnte. Der WFV plant demnach mit einer Auf- und Abstiegsrunde anstelle einer regulären Rückrunde. Mitte Februar soll der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden, heißt es in der Mail an die Vereine, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. „Fakt ist, dass eine Beendigung mit dem derzeitigen Spielmodus nicht mehr möglich ist und weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen“, schreibt der beim WFV für den Spielbetrieb zuständige José Macias darin.
Im Sommer hatten die Vereine der Landesliga Staffel IV und der Bezirksliga Bodensee angesichts der aufgeblähten Ligen und der Unsicherheit durch die Corona-Pandemie bereits vor dem ersten Spieltag beschlossen, keine normale Saison zu spielen. Vereinbart wurde eine Hinrunde und eine anschließende Auf- und Abstiegsrunde. Dass diese Entscheidung wohl goldrichtig war, beweist der jetzt vom WFV an die Ober- und Verbandsligen unterbreitete Vorschlag, auch auf diesen Modus umzuschwenken. Momentan ist der Spielbetrieb in den beiden Ligen mitten in der Hinrunde unterbrochen. „Ein Re-Start für den allgemeinen Trainingsbetrieb und damit verbunden des Spielbetriebs im Januar wird für nicht realistisch eingeschätzt“, schreibt Macias weiter. Für Februar rechnet der Verband aber damit, wieder spielen zu können. Nach zweiwöchigem Training soll demnach Mitte Februar an die im Herbst unterbrochene Hinrunde angeknüpft werden, um bis Mitte/Ende April fertig zu sein. Mit jeweils zehn (in der Verbandsliga) beziehungsweise elf (in der Oberliga) Mannschaften könnte dann eine Auf- und Abstiegsrunde (die Punkte aus der Vorrunde werden mitgenommen) im
Spielmodus „Jeder gegen jeden“anschließen, um die Saison noch im Juni beenden zu können.
„Es muss eine Lösung her, weil klar ist, dass wir den normalen Spielplan mit 42 Spielen pro Team nicht durchbekommen“, sagt Steffen Wohlfarth, Trainer des FußballOberligisten Ob es wirklich das nun angestrebte Modell mit Auf- und Abstiegsrunde sein muss, da ist der 37-Jährige zwiegespalten. Einerseits seien die Play-offs und -downs vermutlich eine faire Lösung, um Meister und Absteiger sportlich zu ermitteln. Andererseits befürchtet der FV-Coach für viele Mannschaften Langeweile ab Mitte März. Während in der unteren Runde ein erbitterter Abstiegskampf herrscht, könnten oben einige Mannschaften frühzeitig die Beine hochlegen, wenn sie die Qualifikation für die Aufstiegsrunde geschafft haben, die Meisterschaft aber rein rechnerisch nicht mehr möglich ist. Er kenne das Modell aus seiner Zeit als Profi in der schottischen Premier League: „Da stand vor den fünf Play-offSpielen schon fest, dass Celtic Meister wird.“Im Gegensatz dazu befürchtet er in der Mitte der Tabelle Ungerechtigkeiten. „Es kann passieren, dass der Zehntplatzierte mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Elften in die Play-offs kommt und am Ende weniger Punkte hat als die Absteiger.“Am Montag werden sich die 21 Oberligaclubs und die drei Landesverbände zu einer virtuellen Konferenz zusammenschalten, um über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Dass dann schon eine endgültige Entscheidung fällt, glaubt Wohlfarth nicht: „Wir können alle nicht in die Glaskugel schauen. Es kann ja auch sein, dass wir erst im April wieder spielen dürfen.“
Trainer Oliver Ofentausek vom
freut sich, dass es immerhin noch Play-offs anstelle einer Rückrunde geben soll. Einfach nur die Hinrunde zu Ende zu spielen, hätte er abgelehnt. Er war im Sommer zwar einer derjenigen, die eine normale Saison mit Vor- und Rückrunde bevorzugten, doch unter den aktuellen Umständen ist er einfach froh, dass es einen Plan gibt, im Februar wieder zu starten. „Das ist greifbar“, sagt Ofentausek. Bis zum Wiederbeginn halten sich seine Spieler mit virtuellem Training fit. Bei den regelmäßigen Treffen gibt immer einer die Übungen vor, der sich vorher eine Einheit überlegt hat. Ofentausek freut dieses von den Spielern ausgehende Engagement sehr. Denn an den
Grundlagen könne nicht mehr gearbeitet werden, wenn die Vorlaufzeit bis zum ersten Punktspiel nur zwei Wochen betragen solle. Aktuell hat der TSV Berg acht Punkte Vorsprung auf Platz elf, bei dem die Abstiegsrunde beginnen würde.
Daniel Di Leo hat das Schreiben vom 3. Juli extra aufgehoben. Als einziges der 20 Verbandsligateams hat der bereits vor dem Saisonstart im August für das Modell mit Auf- und Abstiegsrunde gestimmt. „Das ist jetzt keine Genugtuung für uns“, sagt der Spielertrainer des Aufsteigers. „Aber es war einfach zu befürchten, dass eine normale Runde nicht möglich ist.“Di Leo hofft, dass nun auch die anderen Clubs, die bis zum kommenden Montag noch Möglichkeiten für Stellungnahmen haben, diesem Modell zustimmen werden. „Es ist einfach die fairste Lösung“, sagt der VfB-Coach. „Ich finde es gut, dass die erspielten Punkte mitgenommen werden und die Auf- und Absteiger sportlich ermittelt werden.“Di Leo rechnet damit, dass er mit seiner Mannschaft ab März voraussichtlich gegen den Abstieg spielen wird. Nach aktuellem Stand müssten sieben der zehn Teilnehmer der Play-downs am Ende den Gang in die Landesliga antreten. „Das wird eine extrem harte Runde. Aber wir werden alles dafür tun, um die Klasse zu halten.“
Der steht im Moment dank einer zwischenzeitlichen Siegesserie in der oberen Tabellenhälfte. Die jetzt geplante Auf- und Abstiegsrunde findet Trainer Uwe Wegmann zwar „ein bisschen ungewöhnlich“, auch wenn er den Modus schon aus der Schweiz kennt und als „recht interessant“in Erinnerung hat. Da das Zeitfenster, um die Saison durchzubringen, aber nicht mehr sehr groß sei, verstehe er den neuen Ansatz des Verbands. Auch die Planungssicherheit, in den kommenden Wochen mal Pause machen zu können, begrüßt er. Für Mitte Januar sei im Moment vorgesehen, die Mannschaft wieder zusammenzuführen – wenn es Corona zulässt.
„Wir können alle nicht in die Glaskugel schauen.“
Steffen Wohlfarth, Trainer von Oberligist FV Ravensburg