Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schnee als Gefahr und große Herausforderung
Festgefahrene Lkw und Schneebruch sorgen in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach für zusätzliche Arbeit
LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Für extrem schwierige Straßenverhältnisse in der Region hat am Donnerstag der durchgehende Schneefall gesorgt. Neben der großen Schneemenge haben auch festgefahrene Lkw sowie durch Schneebruch blockierte Straßen die Winterdienste in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach vor große Herausforderungen gestellt. Die Polizei berichtet von zahlreichen Verkehrsunfällen.
Mit voller Mannschaftsstärke gegen die Schneemassen: Alle 41 Mitarbeiter des Winterdiensts des städtischen Bauhofs seien am Donnerstag im Einsatz gewesen, berichtet dessen Leiter Peter Feuerstein. Durch das Wechselsystem waren alle 18 Fahrzeuge – acht Lkw, acht Kleinfahrzeuge und zwei Schaufellader – durchgehend von 3.30 Uhr bis 22 Uhr unterwegs, erklärt Feuerstein. Auch am Vorabend seien seine Leute bis 22 Uhr gefahren. Länger gehe mit Blick auf den frühen Beginn am nächsten Morgen einfach nicht. Zusätzlich seien durchgehend noch elf Räumfahrzeuge von Subunternehmern im Einsatz gewesen.
Dass die Straßenverhältnisse trotz des Einsatzes extrem schwierig waren, hat laut Feuerstein mehrere Gründe. Ein Problem war, dass es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bereits zu vielen Schneeverwehungen gekommen sei. Dazu lag beim Beginn der Straßenräumung in der Früh bereits viel Schnee – und auch tagsüber hat es durchgehend weiter geschneit. Zwar sei durchaus Schneefall vorhergesagt, aber die Menge war dann doch mehr als gedacht, so Feuerstein.
Durch die große Schneemenge habe es länger als sonst gedauert, die Straßen zu spuren. Deswegen seien sie leider auch erst etwas später in die Siedlungen gekommen. Tagsüber seien die Räumarbeiten dann immer wieder davon unterbrochen worden, dass festgefahrene Lastwagen geborgen werden mussten, in der Innenstadt etwa in der Kemptener Straße und am Europaplatz, erklärt der Bauhofleiter. Erschwerend dazugekommen sei außerdem, dass der Schnee relativ schwer sei, wodurch es immer wieder zu Schneebrüchen und blockierten Straßen gekommen sei.
Angesichts der schwierigen Umstände bittet Feuerstein um ein gewisses Verständnis bei den Bürgern dafür, „dass es schwierig ist, an einem solchen Tag Winterdienst zu machen“. Außerdem bittet er auch explizit darum, dass die Autofahrer auf der Straße Rücksicht auf den Winterdienst nehmen.
So hoch wie im Januar vor zwei Jahren sei die Schneehöhe übrigens trotz des durchgehenden Schneefalls nicht, sagt Feuerstein am Donnerstagnachmittag. Weswegen aktuell durch die Schneelast auch noch keine Gefahr für die Dächer bestehe.
Mit Blick auf die nächsten Tage geht er davon aus, dass sie am Freitag noch bis zum Nachmittag damit beschäftigt sein werden, die Straßen freizuräumen und danach damit beginnen können, den Schnee aus der Innenstadt abzutransportieren.
Auch in war der Bauhof bereits früh im Einsatz, berichtet dessen Leiter Frank Lott. Ab 3 Uhr seien jeweils rund zehn Großund zehn Kleinfahrzeuge unterwegs gewesen. Zusätzlich waren sechs Personen im Handdienst eingesetzt, so Lott.
Wie in Leutkirch hätten auch hier die „unheimlichen Mengen an Schnee“, die seit Mittwochabend gefallen sind, den Räumdienst vor eine „besondere Herausforderung“gestellt. „Aus diesem Grund haben heute auch die Haupt- und Gefahrenstrecken Vorrang. Siedlungen können aktuell nur nachrangig angefahren werden, wofür der Bauhof ausdrücklich um Verständnis bittet“, erklärte Martin Tapper von der Bad Wurzacher Stadtverwaltung am Donnerstagnachmittag. Alle verfügbaren Kräfte waren laut Bauhofleiter Lott im Einsatz und versuchten den Tag über so weit wie möglich die Straßen und Wege offen zu halten.
Nachdem sich am Freitag die Wetterlage wieder etwas beruhigen soll, plane der Bauhof für den Nachmittag Teile des Schnees aus der Bad Wurzacher Innenstadt unmittelbar wieder abzutransportieren.
Aus dem Rathaus in kam am Donnerstag eine eindringliche Warnung: „Wegen der heftigen Schneemassen kann es zu Schneebruch bei Bäumen und zu Dachlawinen kommen. Wer sich draußen aufhält, sollte Gehwege und Parkplätze unter Bäumen meiden. Ebenso ist auf die Möglichkeit von Dachlawinen zu achten. Die Stadtverwaltung mahnt dringend zur Vorsicht.“
Albert Kolb, Leiter des Bauhofes, betonte am Nachmittag, dass die Schneebruchgefahr „für den fußläufigen Verkehr in allen städtischen Anlagen und auf allen Gehwegen“bestehe, ebenso bei Spaziergängen „im Waldebiet oder mit Schneeschuhen, das ist nicht ganz ungefährlich“.
In der Nacht auf Donnerstag habe der Bauhof auf Zweischichtbetrieb umgestellt, seither seien in Isny insgesamt 30 Mann, 15 pro Schicht ab 1 Uhr nachts unterwegs, die jeweils etwa fünf Stunden bräuchten, „bis sie einmal durch sind“. Problem bei den anhaltenden Schneefällen sei das Räumen „untertags im Verkehr, da brauchen wir doppelt so lange, wie wenn wir nachts räumen“.
Als „neuralgische Stellen“im Stadtgebiet nennt Kolb die Kastell-, Bergtor- und Obertorstraße und jene Stellen, wo Fahrzeuge am Straßenrand abgestellt sind. Er könne verstehen, dass Besitzer sie angesichts der Schneefälle stehen lassen, „aber die Parker hindern uns am Durchkommen“, erklärte Kolb. Trotzdem wolle er bis Freitagmorgen „gucken, dass wir überall klar Schiff kriegen“, vor allem auf den Hauptverbindungsstraßen und entlang der Buslinien und eventuell schon mit dem Abtransport der Schneemassen aus der Innenstadt mit Lastwagen beginnen.
Verständnis habe er übrigens für all jene, die sich ärgern, dass die Schneepflüge private Einfahrten zuschieben, und dass das „für ältere Leute der Super-Gau ist“. Doch die Schneekonsistenz seit Mittwochabend sei zunächst leicht, dann nass und später wieder pulvrig gewesen, „da läuft dir die Masse komplett rechts vom Pflug raus“, erklärte Kolb. „Außerdem sind unsere Jungs unter Zeitdruck, wenn sie in jeder
Siedlung schauen müssen, dass man wenigstens fahren kann“. Generell habe für den Winterdienst „Priorität, dass die Menschen von A nach B kommen“.
Die berichtet am Donnerstagnachmittag für den Zeitraum von 6 bis 15 Uhr von 70 witterungsbedingten Verkehrsunfällen im Landkreis Ravensburg. Während in der überwiegenden Anzahl der Fälle nur Sachschaden entstand, wurden demnach bei drei der Unfälle auch Personen verletzt.
Den gesamten Vormittag über war außerdem an der A 96 aus Richtung Memmingen die Abfahrt Wangen-West gesperrt, da festgefahrene Lkw ein Weiterkommen unmöglich machten. Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Verkehrsdienstes Kißlegg auf dem Abschnitt der A 96 in Baden-Württemberg waren am Donnerstagnachmittag in beiden Fahrtrichtungen weiterhin jeweils die rechten Fahrspuren durch liegengebliebene Lkw blockiert, so die Polizei. Für kleinere Fahrzeuge stand zumindest eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung, ein Vorankommen sei hier jedoch ebenfalls nur erschwert möglich gewesen.
Von Problemen am Donnerstagmorgen auf der B 12 bei Isny war ebenfalls zu hören. Durchgangsverkehr und Pendler mussten sich zeitweise durch bis zu zehn Zentimeter hohen Neuschnee kämpfen, weil die Räumdienste nicht hinterherkamen.