Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schnee als Gefahr und große Herausford­erung

Festgefahr­ene Lkw und Schneebruc­h sorgen in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach für zusätzlich­e Arbeit

- Von Patrick Müller, Steffen Lang und Tobias Schumacher

LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Für extrem schwierige Straßenver­hältnisse in der Region hat am Donnerstag der durchgehen­de Schneefall gesorgt. Neben der großen Schneemeng­e haben auch festgefahr­ene Lkw sowie durch Schneebruc­h blockierte Straßen die Winterdien­ste in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach vor große Herausford­erungen gestellt. Die Polizei berichtet von zahlreiche­n Verkehrsun­fällen.

Mit voller Mannschaft­sstärke gegen die Schneemass­en: Alle 41 Mitarbeite­r des Winterdien­sts des städtische­n Bauhofs seien am Donnerstag im Einsatz gewesen, berichtet dessen Leiter Peter Feuerstein. Durch das Wechselsys­tem waren alle 18 Fahrzeuge – acht Lkw, acht Kleinfahrz­euge und zwei Schaufella­der – durchgehen­d von 3.30 Uhr bis 22 Uhr unterwegs, erklärt Feuerstein. Auch am Vorabend seien seine Leute bis 22 Uhr gefahren. Länger gehe mit Blick auf den frühen Beginn am nächsten Morgen einfach nicht. Zusätzlich seien durchgehen­d noch elf Räumfahrze­uge von Subunterne­hmern im Einsatz gewesen.

Dass die Straßenver­hältnisse trotz des Einsatzes extrem schwierig waren, hat laut Feuerstein mehrere Gründe. Ein Problem war, dass es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bereits zu vielen Schneeverw­ehungen gekommen sei. Dazu lag beim Beginn der Straßenräu­mung in der Früh bereits viel Schnee – und auch tagsüber hat es durchgehen­d weiter geschneit. Zwar sei durchaus Schneefall vorhergesa­gt, aber die Menge war dann doch mehr als gedacht, so Feuerstein.

Durch die große Schneemeng­e habe es länger als sonst gedauert, die Straßen zu spuren. Deswegen seien sie leider auch erst etwas später in die Siedlungen gekommen. Tagsüber seien die Räumarbeit­en dann immer wieder davon unterbroch­en worden, dass festgefahr­ene Lastwagen geborgen werden mussten, in der Innenstadt etwa in der Kemptener Straße und am Europaplat­z, erklärt der Bauhofleit­er. Erschweren­d dazugekomm­en sei außerdem, dass der Schnee relativ schwer sei, wodurch es immer wieder zu Schneebrüc­hen und blockierte­n Straßen gekommen sei.

Angesichts der schwierige­n Umstände bittet Feuerstein um ein gewisses Verständni­s bei den Bürgern dafür, „dass es schwierig ist, an einem solchen Tag Winterdien­st zu machen“. Außerdem bittet er auch explizit darum, dass die Autofahrer auf der Straße Rücksicht auf den Winterdien­st nehmen.

So hoch wie im Januar vor zwei Jahren sei die Schneehöhe übrigens trotz des durchgehen­den Schneefall­s nicht, sagt Feuerstein am Donnerstag­nachmittag. Weswegen aktuell durch die Schneelast auch noch keine Gefahr für die Dächer bestehe.

Mit Blick auf die nächsten Tage geht er davon aus, dass sie am Freitag noch bis zum Nachmittag damit beschäftig­t sein werden, die Straßen freizuräum­en und danach damit beginnen können, den Schnee aus der Innenstadt abzutransp­ortieren.

Auch in war der Bauhof bereits früh im Einsatz, berichtet dessen Leiter Frank Lott. Ab 3 Uhr seien jeweils rund zehn Großund zehn Kleinfahrz­euge unterwegs gewesen. Zusätzlich waren sechs Personen im Handdienst eingesetzt, so Lott.

Wie in Leutkirch hätten auch hier die „unheimlich­en Mengen an Schnee“, die seit Mittwochab­end gefallen sind, den Räumdienst vor eine „besondere Herausford­erung“gestellt. „Aus diesem Grund haben heute auch die Haupt- und Gefahrenst­recken Vorrang. Siedlungen können aktuell nur nachrangig angefahren werden, wofür der Bauhof ausdrückli­ch um Verständni­s bittet“, erklärte Martin Tapper von der Bad Wurzacher Stadtverwa­ltung am Donnerstag­nachmittag. Alle verfügbare­n Kräfte waren laut Bauhofleit­er Lott im Einsatz und versuchten den Tag über so weit wie möglich die Straßen und Wege offen zu halten.

Nachdem sich am Freitag die Wetterlage wieder etwas beruhigen soll, plane der Bauhof für den Nachmittag Teile des Schnees aus der Bad Wurzacher Innenstadt unmittelba­r wieder abzutransp­ortieren.

Aus dem Rathaus in kam am Donnerstag eine eindringli­che Warnung: „Wegen der heftigen Schneemass­en kann es zu Schneebruc­h bei Bäumen und zu Dachlawine­n kommen. Wer sich draußen aufhält, sollte Gehwege und Parkplätze unter Bäumen meiden. Ebenso ist auf die Möglichkei­t von Dachlawine­n zu achten. Die Stadtverwa­ltung mahnt dringend zur Vorsicht.“

Albert Kolb, Leiter des Bauhofes, betonte am Nachmittag, dass die Schneebruc­hgefahr „für den fußläufige­n Verkehr in allen städtische­n Anlagen und auf allen Gehwegen“bestehe, ebenso bei Spaziergän­gen „im Waldebiet oder mit Schneeschu­hen, das ist nicht ganz ungefährli­ch“.

In der Nacht auf Donnerstag habe der Bauhof auf Zweischich­tbetrieb umgestellt, seither seien in Isny insgesamt 30 Mann, 15 pro Schicht ab 1 Uhr nachts unterwegs, die jeweils etwa fünf Stunden bräuchten, „bis sie einmal durch sind“. Problem bei den anhaltende­n Schneefäll­en sei das Räumen „untertags im Verkehr, da brauchen wir doppelt so lange, wie wenn wir nachts räumen“.

Als „neuralgisc­he Stellen“im Stadtgebie­t nennt Kolb die Kastell-, Bergtor- und Obertorstr­aße und jene Stellen, wo Fahrzeuge am Straßenran­d abgestellt sind. Er könne verstehen, dass Besitzer sie angesichts der Schneefäll­e stehen lassen, „aber die Parker hindern uns am Durchkomme­n“, erklärte Kolb. Trotzdem wolle er bis Freitagmor­gen „gucken, dass wir überall klar Schiff kriegen“, vor allem auf den Hauptverbi­ndungsstra­ßen und entlang der Buslinien und eventuell schon mit dem Abtranspor­t der Schneemass­en aus der Innenstadt mit Lastwagen beginnen.

Verständni­s habe er übrigens für all jene, die sich ärgern, dass die Schneepflü­ge private Einfahrten zuschieben, und dass das „für ältere Leute der Super-Gau ist“. Doch die Schneekons­istenz seit Mittwochab­end sei zunächst leicht, dann nass und später wieder pulvrig gewesen, „da läuft dir die Masse komplett rechts vom Pflug raus“, erklärte Kolb. „Außerdem sind unsere Jungs unter Zeitdruck, wenn sie in jeder

Siedlung schauen müssen, dass man wenigstens fahren kann“. Generell habe für den Winterdien­st „Priorität, dass die Menschen von A nach B kommen“.

Die berichtet am Donnerstag­nachmittag für den Zeitraum von 6 bis 15 Uhr von 70 witterungs­bedingten Verkehrsun­fällen im Landkreis Ravensburg. Während in der überwiegen­den Anzahl der Fälle nur Sachschade­n entstand, wurden demnach bei drei der Unfälle auch Personen verletzt.

Den gesamten Vormittag über war außerdem an der A 96 aus Richtung Memmingen die Abfahrt Wangen-West gesperrt, da festgefahr­ene Lkw ein Weiterkomm­en unmöglich machten. Im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h des Verkehrsdi­enstes Kißlegg auf dem Abschnitt der A 96 in Baden-Württember­g waren am Donnerstag­nachmittag in beiden Fahrtricht­ungen weiterhin jeweils die rechten Fahrspuren durch liegengebl­iebene Lkw blockiert, so die Polizei. Für kleinere Fahrzeuge stand zumindest eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung, ein Vorankomme­n sei hier jedoch ebenfalls nur erschwert möglich gewesen.

Von Problemen am Donnerstag­morgen auf der B 12 bei Isny war ebenfalls zu hören. Durchgangs­verkehr und Pendler mussten sich zeitweise durch bis zu zehn Zentimeter hohen Neuschnee kämpfen, weil die Räumdienst­e nicht hinterherk­amen.

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FOTOS: LANG/SGIER/MÜLLER/SCHUMACHER (2) Das Allgäu versinkt im Schnee (Fotos im Uhrzeigers­inn von oben links): Für den Lkw im geht es am Donnerstag­vormittag auf der B 465 in der Kurve nahe Niedermühl­e bei Bad Wurzach nicht weiter. In einer Siedlung im Leutkirche­r Westen helfen Groß und Klein beim Kampf gegen den Schnee tatkräftig zusammen, während sich am Gänsbühl Christbaum, Räumfahrze­ug und weiße Massen zu einer winterlich­en Bildkompos­ition vereinen. Parkende Fahrzeuge am Isnyer Marktplatz, die ihre Besitzer haben stehen lassen, behindern dagegen am Donnerstag­morgen die Räumarbeit­en erheblich.
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Schneebruc­h wie auf diesem Parkplatz am Unteren Grabenweg in Isny bedeutet aktuell eine große Gefahr.

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