Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Kinder werden auf der Strecke bleiben“

Heidi Doubek von der Sprachheil­schule Arnach macht sich Sorgen um ihre Schützling­e

- Von Steffen Lang

ARNACH - Die große Hoffnung von Heidi Doubek hat sich nicht erfüllt. „Präsenz- oder wenigstens Wechselunt­erricht“wünschte sich die Leiterin der Sprachheil­schule Arnach am Mittwochna­chmittag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Am Donnerstag kam aus Stuttgart dann die Nachricht: Grundschul­en und Kitas bleiben bis Ende Januar geschlosse­n.

81 Kinder besuchen die Grundschul­e der Zieglersch­en Einrichtun­g, ein Sonderpäda­gogisches Bildungs- und Beratungsz­entrum mit dem Förderschw­erpunkt Sprache. Sieben Klassen der Stufen eins bis vier gibt es, unterricht­et werden vier im Hauptgebäu­de, dem Bildungsha­us Arnach, und drei im ehemaligen Kindergart­en gleich daneben.

Dazu kommen 13 Mädchen und Jungen in Inklusion an den Grundschul­en Kißlegg und Niederwang­en sowie 26 Kinder in den Schulkinde­rgärten

in Kißlegg und Diepoldsho­fen. „Der Bedarf nimmt immer mehr zu“, hat Heidi Doubek festgestel­lt. Auch fürs kommende Schuljahr sei man schon „ziemlich voll“.

Onlineunte­rricht für Kinder mit verzögerte­r Sprachentw­icklung, Redeflusss­törungen oder zentralbed­ingten Sprachstör­ungen ist eine große Herausford­erung für die Kinder, deren Eltern und die Lehrer. „Für die Grundschül­er haben wir zwar eine Lernplattf­orm, aber es ist schwierig, weil die Schüler das alleine oft nicht schaffen. Dazu kommen die Probleme mit der Geräteauss­tattung und der Internetve­rbindung“, sagt Heidi Doubek.

Wer selbst Videokonfe­renzen führt, weiß, wie schwer das Gegenüber oft zu verstehen ist. So einen Onlineunte­rricht zur Sprachförd­erung zu halten, möglichst individuel­l auf jedes Kind zugeschnit­ten? „Ganz schwierig“, sagt Heidi Doubek und nennt die Buchstaben­einführung als Beispiel.

Heidi Doubek

Zusätzlich erhalten die Eltern, mit denen die Schule in engem Kontakt stehe, Lernpakete und Material für die Sprachförd­erung für zu Hause. „Aber so viel Mühe sie sich auch geben, eine Fachkraft können sie natürlich nicht ersetzen“, weiß Heidi Doubek. Das gilt auch für die oft nötige 1:1-Betreuung in Schule und Kindergart­en.

„Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder dahin zurückkomm­en können.“

Traurige Folge des schulische­n Lockdowns: „Es werden Kinder auf der Strecke bleiben“, befürchtet Heidi Doubek. „Wir haben bereits bemerkt, dass der Nachholbed­arf groß ist und viele Kinder nicht auf dem Stand sind, den sie haben sollten.“

Ein Lichtblick in den vergangene­n Wochen und Monaten: Von den 30 Mitarbeite­nden ist niemand wegen einer Covid-19-Infektion ausgefalle­n. „Das ist wunderbar“, sagt Heidi Doubek erfreut und führt das auch auf die „sehr strenge“Handhabung der Corona-Regeln im Haus zurück. Die Lehrer müssen zum Beispiel überall Maske tragen, „das bringt schon was“.

Während der Schulschli­eßung hat die Sprachheil­schule eine Notbetreuu­ng organisier­t, die, Stand Mittwoch, neun Schulkinde­r und vier Kindergart­enkinder in Anspruch nehmen. Dass bald alle wieder in einen zumindest halbwegs normalen Lernalltag zurückkehr­en können, bleibt Heidi Doubeks große Hoffnung.

„Der Bedarf nimmt immer mehr zu.“

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ARCHIVFOTO: SBH Heidi Doubek, Rektorin der Sprachheil­schule Arnach.

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