Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Kinder werden auf der Strecke bleiben“
Heidi Doubek von der Sprachheilschule Arnach macht sich Sorgen um ihre Schützlinge
ARNACH - Die große Hoffnung von Heidi Doubek hat sich nicht erfüllt. „Präsenz- oder wenigstens Wechselunterricht“wünschte sich die Leiterin der Sprachheilschule Arnach am Mittwochnachmittag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Am Donnerstag kam aus Stuttgart dann die Nachricht: Grundschulen und Kitas bleiben bis Ende Januar geschlossen.
81 Kinder besuchen die Grundschule der Zieglerschen Einrichtung, ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Sprache. Sieben Klassen der Stufen eins bis vier gibt es, unterrichtet werden vier im Hauptgebäude, dem Bildungshaus Arnach, und drei im ehemaligen Kindergarten gleich daneben.
Dazu kommen 13 Mädchen und Jungen in Inklusion an den Grundschulen Kißlegg und Niederwangen sowie 26 Kinder in den Schulkindergärten
in Kißlegg und Diepoldshofen. „Der Bedarf nimmt immer mehr zu“, hat Heidi Doubek festgestellt. Auch fürs kommende Schuljahr sei man schon „ziemlich voll“.
Onlineunterricht für Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung, Redeflussstörungen oder zentralbedingten Sprachstörungen ist eine große Herausforderung für die Kinder, deren Eltern und die Lehrer. „Für die Grundschüler haben wir zwar eine Lernplattform, aber es ist schwierig, weil die Schüler das alleine oft nicht schaffen. Dazu kommen die Probleme mit der Geräteausstattung und der Internetverbindung“, sagt Heidi Doubek.
Wer selbst Videokonferenzen führt, weiß, wie schwer das Gegenüber oft zu verstehen ist. So einen Onlineunterricht zur Sprachförderung zu halten, möglichst individuell auf jedes Kind zugeschnitten? „Ganz schwierig“, sagt Heidi Doubek und nennt die Buchstabeneinführung als Beispiel.
Heidi Doubek
Zusätzlich erhalten die Eltern, mit denen die Schule in engem Kontakt stehe, Lernpakete und Material für die Sprachförderung für zu Hause. „Aber so viel Mühe sie sich auch geben, eine Fachkraft können sie natürlich nicht ersetzen“, weiß Heidi Doubek. Das gilt auch für die oft nötige 1:1-Betreuung in Schule und Kindergarten.
„Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder dahin zurückkommen können.“
Traurige Folge des schulischen Lockdowns: „Es werden Kinder auf der Strecke bleiben“, befürchtet Heidi Doubek. „Wir haben bereits bemerkt, dass der Nachholbedarf groß ist und viele Kinder nicht auf dem Stand sind, den sie haben sollten.“
Ein Lichtblick in den vergangenen Wochen und Monaten: Von den 30 Mitarbeitenden ist niemand wegen einer Covid-19-Infektion ausgefallen. „Das ist wunderbar“, sagt Heidi Doubek erfreut und führt das auch auf die „sehr strenge“Handhabung der Corona-Regeln im Haus zurück. Die Lehrer müssen zum Beispiel überall Maske tragen, „das bringt schon was“.
Während der Schulschließung hat die Sprachheilschule eine Notbetreuung organisiert, die, Stand Mittwoch, neun Schulkinder und vier Kindergartenkinder in Anspruch nehmen. Dass bald alle wieder in einen zumindest halbwegs normalen Lernalltag zurückkehren können, bleibt Heidi Doubeks große Hoffnung.
„Der Bedarf nimmt immer mehr zu.“