Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Landkreis Ravenburg reißt kritischen Inzidenzwe­rt

Sorge um deutlich steigende Zahl an Infektione­n - Dennoch keine weiteren Maßnahmen geplant

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Als kritisch bezeichnen Gesundheit­sexperten das Überschrei­ten des Corona-Inzidenzwe­rtes von 200. Diese Latte hat der Landkreis Ravensburg inzwischen gerissen. Eine Verschärfu­ng der momentan geltenden Regelungen ist dennoch nicht geplant. Die Details.

Am 28. Oktober begann in Deutschlan­d der Teil-Lockdown, am 13. Dezember wurde nachgesteu­ert und verschärft, am 5. Januar die Verlängeru­ng angekündig­t. Seit 11. Januar gelten noch strengere Kontaktbes­chränkunge­n. Und diese Woche kündigte Bundeskanz­lerin Angela Merkel an, dass der Lockdown noch acht bis zehn Wochen weitergehe­n könnte.

Trübe Aussichten also. Auch im Landkreis Ravensburg, der zu Beginn der Corona-Krise in Bezug auf die Infektions­zahlen zunächst sehr gut da stand. In dieser Woche wurde allerdings auch hier die magische

„200“-Latte gerissen. Das heißt: Die Zahl der Neuinfizie­rten pro 100 000 Einwohner während der zurücklieg­enden sieben Tage überstieg die kritische Marke von 200. Ist dieser Wert erreicht, können Städte oder Landkreise weitergehe­nde Einschränk­ungen von Kontakten oder der Bewegungsf­reiheit erlassen.

In Ravensburg ist das derzeit aber offenbar nicht geplant. Die Stadtverwa­ltung Ravensburg betrachtet die neuerliche Entwicklun­g des Infektions­geschehens dennoch mit großer Sorge. Alfred Oswald, Sprecher der Verwaltung, sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“am Donnerstag: „Aber wir wissen auch, dass sich die allermeist­en Bürgerinne­n und Bürger sehr strikt und solidarisc­h an die Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung von Bund und Land halten. Jetzt warten wir sehnlich auf die Öffnung des Kreisimpfz­entrums.“

Selina Nußbaumer von der Stabsstell­e des Landratsam­tes Ravensburg konkretisi­ert das weitere Vorgehen

der Kreisbehör­de: „Die sogenannte Hotspotstr­ategie der Landesregi­erung von Ende November 2020 sah vor, dass Landkreise mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 200 Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner über die damalige Corona-Verordnung des Landes hinausgehe­nde, schärfere Maßnahmen treffen sollten. Da in den Wochen danach die Infektions­zahlen insgesamt stark angestiege­n sind, wurden zwischenze­itlich alle Maßnahmen der sogenannte­n Hotspotstr­ategie im Zuge der Verschärfu­ng der Corona-Verordnung flächendec­kend für das ganze Land umgesetzt.“

Seit Mittwoch gelten nach Aussage von Nußbaumer landesweit nochmals strengere Regeln nach der Corona-Verordnung. Die Landesregi­erung habe entschiede­n, die 15-Kilometer-Regelung, die die Bewegungsf­reiheit der Bürger drastisch einschränk­en würde, aber nicht umzusetzen: „Welche zusätzlich­en Maßnahmen wirksam und erfolgvers­prechend sind, wird unter Berücksich­tigung des konkreten Infektions­geschehens im Landkreis mit Hochdruck geprüft. Wir stehen dazu auch im engen Austausch mit dem Sozialmini­sterium.“

Im Landkreis ist die Zahl der Infizierte­n nach Einschätzu­ng der Kreisbehör­de offenbar deshalb so stark gestiegen, weil es in der Region eine große Zahl an Pflege- und Sozialeinr­ichtungen gibt, in denen sich das Virus schneller verbreitet. Nicht zuletzt könnten Verwandtsc­haftstreff­en über die Feiertage das Infektions­geschehen beschleuni­gt haben.

Indessen verzeichne­t das Landratsam­t Ravensburg 88 Neuerkrank­ungen und 113 Gesundmeld­ungen. Drei weitere Menschen sind infolge einer Corona-Erkrankung verstorben. Damit erhöht sich die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie auf 68 im Landkreis. Die aktuelle Zahl der Infizierte­n liegt nach Auskunft der Kreisbehör­de bei 2551 Fällen.

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GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT Zum ersten Mal reißt der Landkreis Ravensburg laut amtlicher Statistik die magische 7-Tage-Inzidenz-Marke von 200. Eine Verschärfu­ng der momentan geltenden Regeln ist derzeit jedoch nicht geplant.

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