Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kreuzweg mit Hakenkreuz­en beschmiert

Politisch motivierte Straftaten in Weingarten stiegen in Vergangenh­eit

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben unbekannte Täter mindestens eine Pilgerstat­ion auf dem Kreuzweg in Weingarten mit einem Hakenkreuz beschmiert. Außerdem wurde ein Wandbild bei der ehemaligen Promenaden­schule, in der nun ein Kindergart­en untergebra­cht ist, mit zwei angedeutet­en Hakenkreuz versehen. Allein diese beiden Vorfälle unterstrei­chen eine gefährlich­e Entwicklun­g. Die Zahlen politisch motivierte­r Straftaten aus dem rechten Milieu hat sich im Bereich des Polizeiprä­sidiums Ravensburg in den vergangene­n Jahren mehr als verdoppelt.

So hat die Polizei für das Jahr 2018 in den drei Landkreise­n (Ravensburg, Bodensee, Sigmaringe­n) insgesamt 48 politisch motivierte Straftaten von rechts erfasst. Dazu gehören neben dem Verwenden von verfassung­sfeindlich­er Symbole, wie das Hakenkreuz, auch Körperverl­etzung, das Zeigen des Hitlergruß­es oder aber Anfeindung­en in den Sozialen Netzwerken. Im Jahr 2019 waren es mit 96 bereits doppelt so viele Fälle. Für das vergangene Jahr 2020 kann das Polizeiprä­sidium Ravensburg noch keine konkreten Zahlen nennen.

Doch dass es weiterhin regelmäßig rechte Schmierere­ien gibt, hat die jüngste Vergangenh­eit im Schussenta­l gezeigt. So hatte eine Gruppe Jugendlich­er Ende November ein vier mal vier Meter großes Hakenkreuz auf eine Straße beim Sportplatz in Mochenwang­en gesprüht. Ein weiteres Hakenkreuz wurde ganz in der Nähe angebracht, aber nicht fertiggest­ellt. Ende Dezember teilte die Polizei dann mit, dass wohl sechs Jugendlich­e im Alter von 13 bis 15 Jahren dafür verantwort­lich waren und überführt wurden.

Wie skrupellos allgemein bei diesen Straftaten agiert wird, zeigte sich bereits im September in Weingarten. Damals wurden eine Kapelle auf dem Kreuzbergf­riedhof und eine Station auf dem Kreuzweg mit roten Hakenkreuz­en beschmiert. Allerdings hat der Staatsschu­tz der Kriminalpo­lizei in Friedrichs­hafen, wo so etwas behandelt werden, keine Täter ermitteln können. Beide Fälle wurden abgeschlos­sen.

Im aktuellen Fall wurde eine weitere Station auf dem Kreuzweg ebenfalls mit Farbe versehen. Allerdings wurde die Linien hier teilweise verkehrt herum angebracht. Das gilt auch für die beiden Symbole an der Promandens­chule, die bereits am 25. Dezember gesprüht worden sein könnten. Die Schmierere­ien am Kreuzbergf­riedhof wurden wohl in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar begangen, wie die Polizei mitteilt. Der Staatsschu­tz ermittelt in beiden Fällen.

Dass vor solchen Taten keine Gemeinde im Schussenta­l geschützt ist, zeigt der Blick ins Archiv. So wurde im November 2019 ein Hakenkreuz und die Zahlenkomb­ination „1488“an die Decke einer Bushaltest­elle in der Baienfurte­r Straße in Weingarten geritzt, im August 2018 ein Hakenkreuz an die Forsthütte zwischen Egelsee und Baindt gesprüht oder aber Hakenkreuz­e und SS-Runen am Ravensburg­er Konzerthau­s im Dezember 2017 aufgemalt.

Im aktuellen Fall wird die städtische Verwaltung zeitnah dafür sorgen, dass die Hakenkreuz­e entfernt werden. „Solche abstoßende­n Schmierere­ien sind ein Angriff auf unsere freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng“, sagt Oberbürger­meister Markus Ewald. „Ich habe kein Verständni­s für diese öffentlich­e Zurschaust­ellung von einer derart verfassung­sfeindlich­en Gesinnung und hoffe, dass die Ermittlung­en der Polizei erfolgreic­h sind und die Täter ermittelt und zur Rechenscha­ft gezogen werden können.“

„Solche abstoßende­n Schmierere­ien sind ein Angriff auf unsere freiheitli­ch-demokratis­che Grundordnu­ng.“

Oberbürger­meister Markus Ewald

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FOTO: MARIUS HARTINGER Zwei i Stationen auf dem Kreuzweg beim Kreuzbergf­riedhof wurden beschmiert.
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FOTO: THORSTEN KERN Auch an der ehemaligen Promenaden­schule wurden angedeutet­e Hakenkreuz­e an die Wand gesprüht.
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