Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kreuzweg mit Hakenkreuzen beschmiert
Politisch motivierte Straftaten in Weingarten stiegen in Vergangenheit
WEINGARTEN - Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben unbekannte Täter mindestens eine Pilgerstation auf dem Kreuzweg in Weingarten mit einem Hakenkreuz beschmiert. Außerdem wurde ein Wandbild bei der ehemaligen Promenadenschule, in der nun ein Kindergarten untergebracht ist, mit zwei angedeuteten Hakenkreuz versehen. Allein diese beiden Vorfälle unterstreichen eine gefährliche Entwicklung. Die Zahlen politisch motivierter Straftaten aus dem rechten Milieu hat sich im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt.
So hat die Polizei für das Jahr 2018 in den drei Landkreisen (Ravensburg, Bodensee, Sigmaringen) insgesamt 48 politisch motivierte Straftaten von rechts erfasst. Dazu gehören neben dem Verwenden von verfassungsfeindlicher Symbole, wie das Hakenkreuz, auch Körperverletzung, das Zeigen des Hitlergrußes oder aber Anfeindungen in den Sozialen Netzwerken. Im Jahr 2019 waren es mit 96 bereits doppelt so viele Fälle. Für das vergangene Jahr 2020 kann das Polizeipräsidium Ravensburg noch keine konkreten Zahlen nennen.
Doch dass es weiterhin regelmäßig rechte Schmierereien gibt, hat die jüngste Vergangenheit im Schussental gezeigt. So hatte eine Gruppe Jugendlicher Ende November ein vier mal vier Meter großes Hakenkreuz auf eine Straße beim Sportplatz in Mochenwangen gesprüht. Ein weiteres Hakenkreuz wurde ganz in der Nähe angebracht, aber nicht fertiggestellt. Ende Dezember teilte die Polizei dann mit, dass wohl sechs Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren dafür verantwortlich waren und überführt wurden.
Wie skrupellos allgemein bei diesen Straftaten agiert wird, zeigte sich bereits im September in Weingarten. Damals wurden eine Kapelle auf dem Kreuzbergfriedhof und eine Station auf dem Kreuzweg mit roten Hakenkreuzen beschmiert. Allerdings hat der Staatsschutz der Kriminalpolizei in Friedrichshafen, wo so etwas behandelt werden, keine Täter ermitteln können. Beide Fälle wurden abgeschlossen.
Im aktuellen Fall wurde eine weitere Station auf dem Kreuzweg ebenfalls mit Farbe versehen. Allerdings wurde die Linien hier teilweise verkehrt herum angebracht. Das gilt auch für die beiden Symbole an der Promandenschule, die bereits am 25. Dezember gesprüht worden sein könnten. Die Schmierereien am Kreuzbergfriedhof wurden wohl in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar begangen, wie die Polizei mitteilt. Der Staatsschutz ermittelt in beiden Fällen.
Dass vor solchen Taten keine Gemeinde im Schussental geschützt ist, zeigt der Blick ins Archiv. So wurde im November 2019 ein Hakenkreuz und die Zahlenkombination „1488“an die Decke einer Bushaltestelle in der Baienfurter Straße in Weingarten geritzt, im August 2018 ein Hakenkreuz an die Forsthütte zwischen Egelsee und Baindt gesprüht oder aber Hakenkreuze und SS-Runen am Ravensburger Konzerthaus im Dezember 2017 aufgemalt.
Im aktuellen Fall wird die städtische Verwaltung zeitnah dafür sorgen, dass die Hakenkreuze entfernt werden. „Solche abstoßenden Schmierereien sind ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung“, sagt Oberbürgermeister Markus Ewald. „Ich habe kein Verständnis für diese öffentliche Zurschaustellung von einer derart verfassungsfeindlichen Gesinnung und hoffe, dass die Ermittlungen der Polizei erfolgreich sind und die Täter ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden können.“
„Solche abstoßenden Schmierereien sind ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.“
Oberbürgermeister Markus Ewald