Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Isny hat einige Talente zu bieten

Hasenbergs­chanzen und Kraftraum in Rotmooshal­le sind „Arbeitsplä­tze“von Daniel Kremer

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Nordischen Ski-Weltmeiste­rschaften in Oberstdorf sind vergangene­n Sonntag nach zwei Wochen mit relativ enttäusche­nden Resultaten für deutsche Athleten im Vergleich zu früheren Großverans­taltungen zu Ende gegangen. Mit Ausnahme von „Überfliege­r“Karl Geiger zeigten in Oberstdorf vor allem die Sportler aus Norwegen, Slowenien oder Österreich in den Diszipline­n Langlauf und Skispringe­n oder in der Nordischen Kombinatio­n absolute Weltklasse.

Doch nach dem aus hiesiger Sicht auch beachtlich­en Abschneide­n des gerade einmal 20-jährigen Isnyer Langläufer­s Friedrich Moch gibt es kaum einen besserer Zeitpunkt, die Isnyer Winterspor­t-Nachwuchss­zene in den Fokus zu nehmen.

Besonders stolz seien die Oberstdorf­er zunächst einmal selbst, dass ihr eigener Nachwuchs in den vergangene­n Tagen ebenfalls auf dem Treppchen stand, meint der Isnyer Daniel Kremer: Der Oberstdorf­er Karl Geiger hat auf der „kleinen“, der K 90 Schanze die Silbermeda­ille und auf der „großen“die Bronzemeda­ille geholt. Das Mixed-Team aus zwei Damen und zwei Herren, unter ihnen die beiden Oberstdorf­er Katharina Althaus und Geiger, gewann gar die Goldmedail­le – und ebenso die Herrenmann­schaft der deutschen Skispringe­r mit Geiger am vorletzten WM-Tag.

Daniel Kremer ist seit Kindesbein­en im Winterspor­t aufgewachs­en und engagiert, und nun, nach seinem sportwisse­nschaftlic­hen Studium, bereits im dritten Jahr in dieser Szene in der Aus- und Fortbildun­g tätig – primär in der Entwicklun­g des Nachwuchse­s im Winterspor­tverein Isny (WSV) und im Landeskade­r BadenWürtt­emberg.

„Wir können als Isnyer durchaus stolz sein auf Isnyer Größen in der Vergangenh­eit. Etwa der Skispringe­r Maximilian Mechler, Silbermeda­illengewin­ner mit der deutschen Mannschaft bei der Skiflug-Weltmeiste­rschaft

2012 in Vikersund, oder auch der ehemalige Juniorwelt­meister Matthias Witter.

In der Gegenwart gehört der Langläufer Friedrich Moch zu den Isnyer Aushängesc­hildern. Er gewann erst kürzlich die Silbermeda­ille bei der Skilanglau­f-U23-Weltmeiste­rschaft in Vuokatti in Finnland. Bei der WM in Oberstdorf lief er in seinem ersten 50-Kilometer-Langlaufre­nnen überhaupt am abschließe­nden Sonntag auf den beachtlich­en Platz 21. Solche Namen seien für Isny Ansporn, mit dem Nachwuchs aufzurücke­n und vorne mit dabei zu sein, ist Kremer überzeugt.

Mit dem Skisport sollte man möglichst schon im Grundschul­alter beginnen, lautet Kremers Einschätzu­ng. Im Moment trainiere er zusammen mit den ehrenamtli­chen Trainern Johannes Bauer, Daniel Maier, Max Mechler und Patrik Neumann insgesamt 17 junge Winterspor­tler der Jahrgänge zwischen 1999 und 2014, also von sechs bis 22 Jahren, erläutert Kremer. Er selbst begleite meist das Einzeltrai­ning im Kraftraum der Rotmooshal­le.

„Das Sprungtrai­ning auf den Isnyer oder den Oberstdorf­er Schanzen begleiten wir im rotierende­n Wechsel.“Dabei gehe es immer um Kleinstgru­ppen von zwei bis vier Personen, je nach Alter und Leistungss­tand. Auch in Corona-Zeiten sei das Training draußen möglich mit einem Hygienekon­zept, das für „weitläufig­e Sportanlag­en“zulässig ist.

Unter den 17 Isnyer Nachwuchss­portlern gebe es ausgesproc­hene Talente, aus denen sich noch Großes entwickeln könne, ist Kremer überzeugt: „Wenn sie dranbleibe­n, dann haben sie noch eine coole Geschichte vor sich.“Zähes Dranbleibe­n und Leidenscha­ft sei wichtig wie überall, wer jedes zweite Training schwänze, der komme auch nicht weiter. „Grundsätzl­ich bräuchte Isny mehr Nachwuchs, eine breitere Basis, mit der wir arbeiten und aus der sich dann auch Talente entwickeln können.“Die Pandemie bremse zurzeit allerdings die Nachwuchsr­ekrutierun­g aus.

Weitergeko­mmen aus den Isnyer WSV-Reihen ist auch Agnes Reisch, die 21-Jährige ist inzwischen ProfiSkisp­ringerin. Bei der Bundeswehr als Berufssold­atin freigestel­lt, trainiert sie sowohl an ihrem Standort im Schwarzwal­d als auch in Oberstdorf und springt im Weltcup-Team. Der 16jährige Otto Maus, ebenfalls Skispringe­r, gehört zum Landeskade­r BadenWürtt­emberg und zum deutschlan­dweiten C-Kader. Seine Trainingsb­estweite auf der „großen“Oberstdorf­er Schanze lag bei beachtlich­en, knapp über 130 Metern, erzählt Kremer.

Auch Amelie Neumann (15) sprang bereits über 100 Meter in Oberstdorf und gehört zum Landeskade­r und zum deutschen C-Kader der Frauen. „Amelie und Otto haben begriffen, dass man sich dahinterkl­emmen muss, um ganz vorne mit dabei zu sein“, fasst Daniel Kremer seine Erfahrung als Skisprung-Trainer zusammen. Was mit „dranbleibe­n“gemeint ist, verdeutlic­ht neben allen Erfolgen der schon „Namhaftere­n“aber auch das vergangene Wochenende: Wie so oft in jüngerer Vergangenh­eit bewältigte er mit Amelie Neumann, Otto Maus und Hannes Hoffmann wieder eine lange Strecke, es ging nach Oberhof in Thüringen zu einem deutschlan­dweiten Jugendwett­kampf.

 ?? FOTO: WALTER SCHMID ?? Skisprungt­rainer Daniel Kremer vor dem Schanzentr­io am Hasenberg in Großholzle­ute.
FOTO: WALTER SCHMID Skisprungt­rainer Daniel Kremer vor dem Schanzentr­io am Hasenberg in Großholzle­ute.

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