Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir sind die ,anderen’ Freien Wähler“

Landesverb­and der FW ärgert sich über gleichnami­ge Partei – Das sagt die Basis dazu

- Von Steffen Lang

LEUTKIRCH/ISNY/BAD WURZACH Achtung, Verwechslu­ngsgefahr! Der Landesverb­and Baden-Württember­g der Freien Wähler wirft der Partei gleichen Namens, die derzeit bei der Landtagswa­hl antritt, „Trittbrett­fahrerei“vor. An der Basis ist man dagegen in dieser Frage entspannt.

Hintergrun­d: Der seit 1956 bestehende Landesverb­and der Freien Wähler (FW) im Südwesten ist 2009 aus dem Bundesverb­and ausgetrete­n, weil dieser sich für eine Kandidatur zur Europawahl entschloss­en hatte und seitdem auch vor allem in Bayern und Baden-Württember­g bei Landtagswa­hlen antritt.

Im Freistaat bekanntlic­h mit einigem Erfolg, bilden doch dort die Freien Wähler eine Regierungs­koalition mit der CSU. Die Mitglieder des Landesverb­ands dagegen kandidiere­n ausschließ­lich auf kommunaler Ebene und sind dort stärkste Kraft in den Gemeinderä­ten und zweitstärk­ste in den Kreistagen. Darüber hinaus haben sie keinerlei Ambitionen. Die „überaus große Beliebthei­t“der kommunalen Freien Wähler mache sich die Partei zunutze, kritisiert nun der Landesverb­and und spricht von „Trittbrett­fahrerei“. Er gesteht dabei ein, dass die Namensgebu­ng rechtlich nicht zu beanstande­n ist. Der Begriff „Freie Wähler“sei nicht schützbar.

Die Freien Wähler in Leutkirch, Isny und Bad Wurzach geben sich in dieser Frage freilich gelassen. Einzig Walter Braun (Leutkirch) berichtet, dass er „immer wieder“auf die Landtagska­ndidatur angesproch­en werde, „weil vielen der Unterschie­d nicht klar ist“. Die Leutkirche­r Freien Wähler sind eine Untergrupp­ierung des als Verein eingetrage­nen Landesverb­ands. „Wir machen Politik da, wo sie greifbar ist“, legt Braun Wert aufs ausschließ­lich kommunalpo­litisch ausgericht­ete Engagement.

„Ein- oder zweimal wird man gefragt, wenn das Thema bei größeren Wahlen wieder hochkocht“, sagt Sibylle Lenz von den Isnyer FW. Sie sind seit vielen Jahren ein eingetrage­ner Verein, der sich alleine der Kommunalpo­litik in Stadt und Kreis verschrieb­en hat. „Wenn mich jemand auf die Partei anspricht, sage ich immer, wir sind die ,anderen’ Freien Wähler, die, die sich um die Probleme vor Ort kümmern.“

„Wir wollen unsere Stadt und unseren Kreis voranbring­en“, formuliert Karl-Heinz Buschle von den Bad Wurzacher FW diese Motivation. Auch sie sind ganz bewusst als „e.V.“organisier­t.

Mit der Partei habe man keinerlei Kontakte, „ich will auch nicht bewerten, ob sie eine gute oder eine nicht gute Politik macht“, gibt sich der Bad Wurzacher in dieser Frage bedeckt. „Mich ärgert es aber auch nicht, dass sie diesen Namen führt. Da stehe ich eher drüber.“

„Parteipoli­tik hat für uns keinen Platz in der Kommunalpo­litik“, hebt Buschle hervor und liegt damit auf einer Linie mit Sibylle Lenz und Walter Braun. „Wenn vor Land- und Bundestags­wahlen unsere Kollegen im Gemeindera­t mal wieder Wahlkampf betreiben“, so erzählt die Isnyerin, „nehmen wir das eher mit Humor. Wir schauen mal kurz an die Decke und sagen dann: ,Und jetzt lasst uns wieder Politik für den Ort machen’.“

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FOTO: FW BAD WURZACH Karl-Heinz Buschle
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FOTO: FW ISNY Sibylle Lenz
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FOTO: JO HERRMANN DESIGN Walter Braun

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