Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
50 Rinder tot, eine Million Euro Schaden
Innerhalb von 36 Stunden drei Brände im Oberallgäu und in Kempten
OBERALLGÄU/KEMPTEN - Dreimal hat es am Wochenende im Umkreis von 30 Kilometern gebrannt: 50 von 110 Rindern kommen in der Nacht auf Montag in Kranzegg bei einem Stallbrand um. Die Polizei nennt einen Schaden von einer Million Euro. 18 Stunden vorher lodern Flammen nachts aus einem Wohnhaus in Kempten. Die Feuerwehr kommt rechtzeitig: Nicht das ganze Haus, nur das Erdgeschoss brennt aus. Vermutlicher Schaden: 200 000 Euro. So hoch soll auch der Schaden sein, den ein Feuer in einer Maschinenhalle in Immenstadt am Samstagabend verursachte. Die Kripo ermittelt in allen drei Fällen.
Eine Brandstiftung wird am Montagmittag für keinen der drei Brände vollständig ausgeschlossen. Ebenso könnte es sich aber überall um technische Defekte handeln, die die Feuer verursachten, sagt Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. „Die Ermittlungen stehen noch am Anfang.“
Um 9.30 Uhr am Montag wartet das Landwirtsehepaar, das in der Nacht zuvor 50 von 110 Rindern im Stall verloren hat, auf die Brandermittler der Kriminalpolizei Kempten. „Wir können derzeit nichts machen“, sagt der 39-jährige Bauer und zuckt mit den Schultern. Erst müssen die Fachleute das ganze Areal unter die Lupe nehmen, um die Ursache des Feuers zu ermitteln. Auch die 50 verendeten Tiere dürfen noch nicht weggefahren werden, sie liegen hinter der Brandruine.
Als die Sirene am Sonntagabend gegen halb Zehn heulte, hat der Landwirt aus dem Fenster geschaut – und seinen eigenen Stall lichterloh brennen gesehen. „Ich bin mit dem Auto zum Stall runtergeschossen und habe die Kühe aus dem Laufhof gelassen“, sagt der Oberallgäuer. Es sei „unvorstellbar heiß gewesen“. Er habe nichts anderes mehr tun können. 50 Rinder sind in der Hitze umgekommen. „In eineinhalb Stunden ist deine ganze Heimat kaputt“, sagt der Bauer, der den modernen Laufstall aus dem Jahr 2001 erst vor Kurzem abbezahlt hat.
Die Hilfsbereitschaft sei sofort groß gewesen. Bauern aus der Umgebung sind mit Hängern gekommen, um das Vieh vorübergehend zu sich zu nehmen. Aber das sei nur für wenige Tage möglich, sagt der 39-Jährige aus Kranzegg (Oberallgäu). Alle hätten ihre Ställe ja schon ziemlich voll.
Ein befreundeter Landwirt mit einem großen Hof, 40 Kilometer entfernt, habe ihm zugesichert, die Tiere aufzunehmen. Und zwar so lange, bis der neue Stall steht, sagt der 39Jährige. Es sei gut, wenn „die Herde beieinander bleiben kann“. Und er findet es trotz des Unglücks beruhigend, dass man sich so auf seine Berufskollegen verlassen könne: „Bei uns Bauern ist der Zusammenhalt groß.“130 Feuerwehrmänner aus fünf Wehren waren am Sonntagabend angerückt, um den Brand zu löschen.
In den ersten zwei Monaten des Jahres gab es schon mehrere große Einsätze der Feuerwehren im Allgäu Es begann mit dem Großbrand im Färberwinkel-Haus in Kaufbeuren am 27. Januar. Beim Bayerischen Roten Kreuz in Memmingen explodierte am 15. Februar eine Gasleitung. Das große Feuer in Gutwillen bei Kaufbeuren raubte am 17. Februar 24 Menschen nicht nur ihre Wohnung, sondern fast ihr gesamtes Hab und Gut. Am 27. Februar zerstörte eine Explosion das Vereinsheim in Oberbeuren und beschädigte umliegende Häuser.