Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Metaller geben sich kämpferisch
Rund 180 Teilnehmer kommen stellvertretend zur Kundgebung auf den Biberacher Marktplatz
BIBERACH - Rund 180 Teilnehmer haben sich laut Gewerkschaftsangaben am Dienstagmittag an einer rund 30-minütigen Kundgebung der IG Metall auf dem Biberacher Marktplatz beteiligt. Anlass war die Fortsetzung der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, die am Dienstag in Kornwestheim ohne Ergebnis blieben. Gewerkschafter und Betriebsräte großer regionaler Firmen signalisierten in Biberach Kampfbereitschaft für ihre Forderungen.
Auf dem Marktplatz vertreten waren Mitarbeiterabordnungen der Firmen Kavo, Albert Handtmann Metallgusswerk, Liebherr-Werk Biberach, Liebherr-Components Biberach, Vollmer Werke und Liebherr-Mischtechnik sowie Silit aus Riedlingen. Wegen den aktuellen Corona-Regeln, standen die Teilnehmer stellvertretend für 1200 Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben, wie die IG Metall mitteilte.
Die Teilnehmer standen jeweils auf entsprechend markierten Punkten, die den Abstand sicherstellten, den die Corona-Vorschriften aktuell erfordern. Es gab Redebeiträge von Herbert Kasperek vom DGB Ulm-Biberach, Markus Köder (Betriebsratsvorsitzender Kavo), Markus Möhrle (Betriebsratsvorsitzender LiebherrHausgeräte Ochsenhausen) sowie Michael Braun und Eustachio Di Pelo (IG Metall Ulm).
Alle Redner unterstrichen die Bedeutung dieser Tarifrunde und ermahnten die Arbeitgeber, die Leistungen der Mitarbeiter in den Firmen im vergangenen Jahr anzuerkennen und die Finger tariflichen Standards zu lassen.
Di Pelo formulierte in seiner Rede dabei vier Kernpunkte: die Beschäftigungssicherung, vier Prozent mehr Entgelt, Investitionen in Zukunftsthemen sowie eine Tarifbindung für dual Studierende in den Betrieben. „Alle diese Forderungen sind zeitgemäß und aktuell gegeben“, so di Pelo.
Massive Kritik übte der Gewerkschaftsvertreter an der Arbeitgeberseite. Diese nutze mit dem Argument „Corona“die Gunst der Stunde und verweigere sich einer Entgelterhöhung, wolle Schichtzuschläge reduzieren und bezahlte Pausen für Nachtschichtler abschaffen und außerdem ein standardisiertes Verfahren zur Kürzung oder Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld umsetzen, sagte die Pelo. Außerdem werde die Alters- und Verdienstsicherung für ältere Mitarbeiter in Frage gestellt. „Das werden wir nicht zulassen.“
Man habe im vergangenen Jahr eine Nullrunde akzeptiert, „mit dem Ergebnis, dass trotzdem Leute auf die Straße gesetzt wurden“, so Kasperek. „In diesem Jahr wollen wir von den Arbeitgebern etwas haben.“
Die Mitarbeiter in den Firmen und auch die Gewerkschaften seien bereit für weitere Arbeitskampfmaßnahmen, sagte Michael Braun. „Wir haben heute hier auf dem Marktplatz gezeigt, dass wir in Sachen Abstand diszipliniert sind, aber trotzdem kämpfen können.“
Nach Angaben der IG Metall Ulm haben sich in dieser Woche bisher mehr als 1100 Mitarbeiter aus Betrieben in der Region an Warnstreikaktionen beteiligt.