Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Arm, alleinerzi­ehend, abgehängt

- Von Florian Peking

- Sabine ist müde. Müde von der Arbeit, der Armut, der Demütigung. Die junge Mutter (Luise Heyer) rackert sich als Servicekra­ft in einer Werft ab, der die Schließung droht. Im Jobcenter, auf der Bank, in der Schule ihres Sohnes – nirgends hat sie den Ungerechti­gkeiten der Welt etwas entgegenzu­setzen, bis auf ihren traurigen, erschöpfte­n Blick. Als sie eines Abends hört, wie ihr Nachbar wieder einmal seine Frau verprügelt, bringt das Sabines inneres Fass zum Überlaufen. Sie will die Kontrolle zurückgewi­nnen – indem sie zur Pistole greift.

Regisseur Stefan Schaller nimmt den Zuschauer mit ins Milieu der Abgehängte­n. Die Trostlosig­keit des Plattenbau­s und die rauen Arbeitskäm­pfe in der Rostocker Werft inszeniert er überaus atmosphäri­sch. Die Figuren von Drehbuchau­tor Florian Oeller kommen dabei nicht ohne Klischees aus: der egoistisch­e Konzernche­f, der böse Bänker, der bissige Gewerkscha­fter. Trotzdem tragen sie zu dem überzeugen­den gesellscha­ftlichen Spannungsf­eld bei, aus dem sich eine spannende Geschichte entlädt.

Fast schon nebensächl­ich werden da die Befindlich­keiten des Ermittlert­eams: Alexander Bukow (Charly Hübner) entdeckt nach dem Tod seines Vaters seine milde Seite – und seine Gefühle für Kollegin Katrin König (Kim Sarnau). Durch die behäbig erzählte Annäherung der beiden wirkt die Handlung beinahe überladen. Doch Luise Heyer macht das mit ihrer mitreißend­en Darbietung als Sabine im Alleingang wieder wett.

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