Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nachfrage nach nachhaltig­er Mode steigt auch in Isny

Fair-Fashion „pura Lieblingss­tücke“unterstütz­t Fairtrade-Town Isny

- Von Walter Schmid

ISNY - „Die Modeboutiq­ue 'Pura Lieblingss­tücke' in Isny ist für uns wie die kleine Schwester unserer Körperschu­le Isny“, umschreibt Tanja Mendler ihr zweites Standbein. Hier wie dort gehe es um Gesundheit, um die Einheit von Körper, Seele und Geist, um die Ganzheit des Menschen, und um Nachhaltig­keit. Gründerin und Geschäftsf­ührerin ist die Sportthera­peutin Tanja Mendler.

Aufgewachs­en und bis heute dort immer noch zu Hause, lebe sie auf einem Bauernhof im nahen bayrischen Kleinweile­r-Hofen, erzählt sie, mitten in der Natur, mit Tieren, mit dem eigenen Garten, weitgehend unberührt von der heute üblichen Wegwerfges­ellschaft. Auf dem alten, inzwischen teils umgebauten Hof lebt Mendler mit ihrer Familie, zwar längst ohne Landwirtsc­haft, der Familienzu­wachs ist auf dem Weg.

Billig kaufen, und wenn der Trend sich ändert, gleich wieder wegwerfen, das sei ihr schon immer fremd gewesen. Nachhaltig, ganzheitli­ch leben, möglichst in Übereinsti­mmung von Körper Seele und Geist – und auch der achtsame Umgang mit der Natur – sei ihr eben von Kindheit an mitgegeben worden, so fasst Mendler ihre Prägung zusammen.

Was unsere Wegwerfges­ellschaft betrifft: „Wir müssen wegkommen von der 'fast-fashion' zur 'slow-fashion', um die Ressourcen des Planeten nicht noch mehr auszuplünd­ern und die Tiere nicht noch mehr zu quälen.“Und für sich ganz persönlich formuliert es Tanja Mendler so: „Es geht mir seelisch nur gut, wenn es andern auch gut geht.“Sie denke dabei vor allem auch an die Menschen

am Anfang der Lieferkett­e, wo Kinderarbe­it das Überleben der Familien sichern muss. Dort, wo die den Rohstoff produziere­nden Kleinbauer­n zwar knapp überleben, aber ihre Zukunft nicht sichern können wegen unzureiche­nder Schulbildu­ng der Kinder und angemessen­er Gesundheit­sVersorgun­g. Während eines Aufenthalt­es in Indien habe sie Einblick bekommen in die Praktiken der Textilindu­strie und dabei die Erkenntnis gewonnen: „Uns geht es so gut, weil es denen so schlecht geht.“Das wolle sie nicht länger unterstütz­en, fasst Tanja Mendler ihre Überzeugun­g zusammen. Deshalb sei sie auch so aufgeschlo­ssen, geradezu begeistert vom Fairtrade-Titel, der Isny Ende 2020 zugesproch­en wurde. Sie stehe mit ihrem Laden, mitsamt den Mitarbeite­rinnen voll dahinter. Mit ihrem ganz persönlich­en Einsatz in der Steuerungs­gruppe müsse sie angesichts des Familienzu­wachses noch etwas zurückhalt­end sein. Aber moralisch sei sie voll dabei.

Die Hintergrün­de der 'puraLiebli­ngsstücke' schildert Tanja Mendler folgenderm­aßen: Sie habe in der Körperschu­le einst in sehr kleinem Umfang auch passende fair gehandelte Sportbekle­idung angeboten. „Genau nicht den Ramsch, den man für den nächsten Kurs nicht mehr ansehen kann und deshalb wegwirft.“Sie habe dann auch ein paar alltagstau­gliche, zeitlos schöne Kleidungss­tücke mit angeboten - und gespürt, dass sich bei vielen Zeitgenoss­innen durchaus ein Bedürfnis nach Nachhaltig­keit entwickelt.

Diese Beobachtun­g sei es gewesen die 2014 zur Gründung von puraLiebli­ngstücke geführt habe. Der kleine Laden „für zeitlose Mode, die die Weiblichke­it unterstrei­cht“, laufe überrasche­nd gut. Gerade in Coronazeit­en mit ihren eingeschrä­nkten Begegnungs­möglichkei­ten sei es wichtig, sich Zeit zu nehmen für die Kundschaft, zu beraten und auch zu informiere­n, auch über den Rohstoff, die Herstellun­g und den fairen Handel. In einem umfassend fairen Kleidungss­tück würde sich die Kundin wohlfühlen, auch wenn es teurer ist, so Mendlers Überzeugun­g. Um dem Titel Faire Stadt gerecht zu werden und zu bleiben, sollten sich möglichst viele Menschen mitverantw­ortlich fühlen für Informatio­n und Aufklärung auf breiter Basis.

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FOTO: WS Tanja Mendel ist überzeugt, dass die Nachfrage nach nachhaltig­er Mode weiter wachsen wird.

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