Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nachfrage nach nachhaltiger Mode steigt auch in Isny
Fair-Fashion „pura Lieblingsstücke“unterstützt Fairtrade-Town Isny
ISNY - „Die Modeboutique 'Pura Lieblingsstücke' in Isny ist für uns wie die kleine Schwester unserer Körperschule Isny“, umschreibt Tanja Mendler ihr zweites Standbein. Hier wie dort gehe es um Gesundheit, um die Einheit von Körper, Seele und Geist, um die Ganzheit des Menschen, und um Nachhaltigkeit. Gründerin und Geschäftsführerin ist die Sporttherapeutin Tanja Mendler.
Aufgewachsen und bis heute dort immer noch zu Hause, lebe sie auf einem Bauernhof im nahen bayrischen Kleinweiler-Hofen, erzählt sie, mitten in der Natur, mit Tieren, mit dem eigenen Garten, weitgehend unberührt von der heute üblichen Wegwerfgesellschaft. Auf dem alten, inzwischen teils umgebauten Hof lebt Mendler mit ihrer Familie, zwar längst ohne Landwirtschaft, der Familienzuwachs ist auf dem Weg.
Billig kaufen, und wenn der Trend sich ändert, gleich wieder wegwerfen, das sei ihr schon immer fremd gewesen. Nachhaltig, ganzheitlich leben, möglichst in Übereinstimmung von Körper Seele und Geist – und auch der achtsame Umgang mit der Natur – sei ihr eben von Kindheit an mitgegeben worden, so fasst Mendler ihre Prägung zusammen.
Was unsere Wegwerfgesellschaft betrifft: „Wir müssen wegkommen von der 'fast-fashion' zur 'slow-fashion', um die Ressourcen des Planeten nicht noch mehr auszuplündern und die Tiere nicht noch mehr zu quälen.“Und für sich ganz persönlich formuliert es Tanja Mendler so: „Es geht mir seelisch nur gut, wenn es andern auch gut geht.“Sie denke dabei vor allem auch an die Menschen
am Anfang der Lieferkette, wo Kinderarbeit das Überleben der Familien sichern muss. Dort, wo die den Rohstoff produzierenden Kleinbauern zwar knapp überleben, aber ihre Zukunft nicht sichern können wegen unzureichender Schulbildung der Kinder und angemessener GesundheitsVersorgung. Während eines Aufenthaltes in Indien habe sie Einblick bekommen in die Praktiken der Textilindustrie und dabei die Erkenntnis gewonnen: „Uns geht es so gut, weil es denen so schlecht geht.“Das wolle sie nicht länger unterstützen, fasst Tanja Mendler ihre Überzeugung zusammen. Deshalb sei sie auch so aufgeschlossen, geradezu begeistert vom Fairtrade-Titel, der Isny Ende 2020 zugesprochen wurde. Sie stehe mit ihrem Laden, mitsamt den Mitarbeiterinnen voll dahinter. Mit ihrem ganz persönlichen Einsatz in der Steuerungsgruppe müsse sie angesichts des Familienzuwachses noch etwas zurückhaltend sein. Aber moralisch sei sie voll dabei.
Die Hintergründe der 'puraLieblingsstücke' schildert Tanja Mendler folgendermaßen: Sie habe in der Körperschule einst in sehr kleinem Umfang auch passende fair gehandelte Sportbekleidung angeboten. „Genau nicht den Ramsch, den man für den nächsten Kurs nicht mehr ansehen kann und deshalb wegwirft.“Sie habe dann auch ein paar alltagstaugliche, zeitlos schöne Kleidungsstücke mit angeboten - und gespürt, dass sich bei vielen Zeitgenossinnen durchaus ein Bedürfnis nach Nachhaltigkeit entwickelt.
Diese Beobachtung sei es gewesen die 2014 zur Gründung von puraLieblingstücke geführt habe. Der kleine Laden „für zeitlose Mode, die die Weiblichkeit unterstreicht“, laufe überraschend gut. Gerade in Coronazeiten mit ihren eingeschränkten Begegnungsmöglichkeiten sei es wichtig, sich Zeit zu nehmen für die Kundschaft, zu beraten und auch zu informieren, auch über den Rohstoff, die Herstellung und den fairen Handel. In einem umfassend fairen Kleidungsstück würde sich die Kundin wohlfühlen, auch wenn es teurer ist, so Mendlers Überzeugung. Um dem Titel Faire Stadt gerecht zu werden und zu bleiben, sollten sich möglichst viele Menschen mitverantwortlich fühlen für Information und Aufklärung auf breiter Basis.