Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sportlicher Wettstreit auch am Wahlabend
Im Derby zwischen dem VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim kämpfen beide Clubs um die fußballerische Vormachtstellung im Südwesten
Das Spiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und Holstein Kiel ist am Freitag wegen Corona-Fällen bei den Gästen kurzfristig abgesetzt worden. Die Norddeutschen hatten zuvor mitgeteilt, dass vier Personen positiv getestet worden seien. Die gesamte Mannschaft sowie Teile des Funktionärsteams mussten in häusliche Quarantäne. Ein Nachholtermin, so die Deutsche Fußball Liga, werde „zeitnah bekannt gegeben“.
STUTTGART - Dieser Abend hat es in sich. Nicht nur politisch werden am Sonntag die Weichen für die Zukunft Baden-Württembergs gestellt. Wenn um 18 Uhr die Wahllokale zur Landtagswahl schließen, beginnt in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena auch der Kampf um die fußballerische Vormachtstellung im Ländle: Der VfB Stuttgart empfängt die TSG Hoffenheim, den in vergangenen sieben Spielzeiten besten Club im Südwesten.
Gerade einmal 55 Kilometer trennen die beiden Südwest-Clubs auf der Landkarte, in der Tabelle sind es nur drei Punkte (Stuttgart 33, Hoffenheim 30). Im Dreikampf um die Stellung als beste Fußballmannschaft im Land – aktuell hat diese noch der SC Freiburg mit 34 Punkten und Platz acht inne – kommt dem Derby (18 Uhr/Sky) eine hohe Bedeutung zu. Zumal beide Clubs aller Voraussicht nach sowohl mit dem Abstieg als auch mit dem Kampf um die internationalen Plätze nichts mehr tun haben werden und sich deshalb neue Ziele setzen müssen. „Sie sind nur drei Punkte weg“, sagt Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß mit Blick auf den VfB. „Wir sind in der Jägerrolle und wollen das Maximale herausholen.“
Doch von der Rolle des Gejagten will VfB-Coach Pellegrino Matarazzo nichts hören. „Wir sind in diesem Spiel der Herausforderer“, sagt der US-Amerikaner und gibt sich kämpferisch: „Mir ist bewusst, dass es vielen
Fans wichtig ist, die Nummer 1 in Baden-Württemberg zu sein – und wir wollen unsere Fans natürlich nicht enttäuschen.“Der Hauptfokus liege aber weiter auf dem Erreichen des Klassenerhalts und der Ausbildung der Spieler: „Auch wir sehen uns weiter als Jäger. Wir sind auf der Jagd nach Punkten und Entwicklung.“
Für den 43-Jährigen ist die Partie gegen Hoffenheim nicht nur wegen
der geografischen Nähe und der sportlichen Brisanz eine besondere. Bis zu seinem Wechsel Ende 2019 nach Stuttgart war er zweieinhalb Jahre bei den Kraichgauern angestellt, rückte unter Julian Nagelsmann als Co-Trainer in die Bundesliga auf. „Ich bin Hoffenheim sehr dankbar für die Zeit dort. Für den Einstieg ins Profigeschäft habe ich dort viel lernen können.“Die TSG beobachtet er daher noch immer sehr genau – und ist voll des Lobes. „Sie haben einige Spieler im Kader, die herausragend agieren.“
Die hat der VfB allerdings auch. Es gibt nicht wenige Nationaltrainer, die sich die Stuttgarter längst genauer anschauen. Der im Sommer scheidende Joachim Löw könnte nächste Woche erstmals die starken Verteidiger Waldemar Anton und Marc Oliver Kempf nominieren. Mittelfeldspieler Orel Mangala steht offenbar kurz vor seinem Debüt für Belgiens Nationalteam. Torjäger Sasa Kalajdzic darf nach seiner zuletzt überragenden Torquote fest mit einem Einsatz für Österreich Ende März rechnen. Auch der Schweizer Torhüter Gregor Kobel oder der kroatische Linksverteidiger Borna Sosa haben berechtigte Hoffnungen auf eine Nominierung. „Ich freue mich, dass die Spieler diese Schritte machen in Richtung Nationalmannschaft“, sagt Matarazzo. „Und ich würde mich auch freuen, wenn ich dem ein oder anderen im Sommer bei der EM zuschauen darf.“Als Trainer der besten Mannschaft im Land wäre der Spaß vermutlich noch größer.