Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sechster Platz bei der Weltmeisterschaft
Die Lindauer Skibergsteigerin Sophia Wessling präsentiert sich in Andorra vor allem im Sprint stark
LINDAU (sz) - Die Saison von Sophia Wessling ist mit einem Höhepunkt zu Ende gegangen. Sie nahm in der vergangenen Woche an der Skibergsteigen-Weltmeisterschaft in Andorra teil – dabei erreichte die gerade 18 Jahre alt gewordene Lindauerin ein gutes Ergebnis. Vor allem im Sprint überzeugte Wessling, in dieser Disziplin erkämpfte sie sich als beste deutsche U18-Athletin im Finale den sechsten Rang.
Dass das ein Wettkampf in Pandemiezeiten ist, wurde schon beim Blick auf das Teilnehmerfeld klar. In der Kategorie U18 starteten insgesamt 17 Sportlerinnen: Coronabedingt stammten sie nur aus sieben, ausschließlich europäischen Ländern. Mit Wessling war eben auch eine Athletin aus Lindau vertreten. Ihr Weg ins Finale war weit. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl gab es beim Sprintrennen anstatt der üblichen zwei sogar drei Sprintdurchgänge. Die Lindauerin meisterte die an sie gestellten Aufgaben. Im Qualifikationslauf mit Einzelstarts qualifizierte sie sich für das Halbfinale. Ihren Halbfinallauf beendete sie als Siegerin und zog mit der insgesamt viertbesten Zeit ins Finale ein. Diese Platzierung konnte sie im letzten Sprintrennen aber nicht verteidigen und beendete die Sprintdisziplin mit einem starken sechsten Platz im 17köpfigen Teilnehmerfeld.
Für sie war es aber nicht der einzige Wettkampf in Andorra. Nach ihrer guten Leistung im letzten Weltcuprennen nominierte sie der Bundestrainer auch für das Staffelrennen der U18-Kategorie. Dort trat sie gemeinsam mit ihren Teamkollegen Finn Hösch sowie Franz Eder an. Aber sie verfehlten ein zufriedenstellendes Resultat und mussten sich mit Platz acht begnügen. Einen sehr durchwachsenen Auftritt gab es hier von Wessling zu sehen. Aufgrund einer Lebensmittelvergiftung in der Nacht zuvor konnte die Lindauer Skibergsteigerin an diesem Tag ihre gewohnte Leistung nicht abrufen.
In ihrem letzten Rennen in Andorra stand die Königsdisziplin auf dem Programm: das Individual, bei dem die Skibergsteiger sowohl lange Aufstiege als auch Abfahrten zu bewältigen haben. Kurz vor dem Start wurde die Strecke aufgrund des Neuschnees von 1100 auf 820 Höhenmeter verkürzt und vom freien Gelände auf die Piste verlegt. Der relativ einfache Streckenverlauf war für die
Lindauerin kein Vorteil, weil ihre Stärke vor allem in technisch schwierigen Aufstiegen und Abfahrten liegt. So erreichte Wessling in diesem Rennen mit einer Zeit von knapp über einer Stunde Platz zehn. Siegerin des Individual-Rennens wurde ihre deutsche Teamkollegin Antonia Niedermaier, die – ebenso wie in der Disziplin Vertical – den Weltmeistertitel mit nach Hause nahm. Für Wessling, die seit 2019 vom Lindauer Trainingsspezialisten toMotion betreut wird, lag ein solcher Titelgewinn in Andorra nicht im Bereich des Möglichen. Dennoch zog sie eine positive Bilanz und war auch mit ihrer Leistung im Individual-Rennen einverstanden. „Dies war für mich auf jeden Fall ein gelungener Abschluss für die WM“, sagt Sophia Wessling in der Mitteilung von toMotion. „Die Saison 20/21 ist für mich nun beendet. Jetzt heißt es regenerieren und dann in der nächsten Saison wieder angreifen.“
Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen, bei der Wessling erstmalig an Weltcup-Rennen teilnehmen durfte. Mit Rang sechs im Sprint fuhr sie im Martelltal ihr bestes Weltcup-Ergebnis ein. Ein großer Erfolg für die Lindauerin, schließlich betreibt die Athletin das Skibergsteigen erst seit drei Jahren als Leistungssport. Ihre Trainerin Andrea Potratz von toMotion ist glücklich, mit ihr zusammenzuarbeiten. Denn die Auftritte Wesslings stimmen sie für die Zukunft sehr positiv. „Sophia hat sich über die vergangenen Monate hinweg super entwickelt. Sie hat im Sommer trotz der Corona-Einschränkungen konsequent trainiert und ist mit einer TopForm in die Wettkampfsaison gestartet“, beschreibt Potratz, die ihr schon in der nächsten Saison bessere Platzierungen zutraut. „Leider spiegeln die Ergebnisse das nicht bei allen Wettkämpfen wider. Sophia hat dieses Jahr mehrfach Pech gehabt und konnte ihre Leistung aufgrund äußerer Umstände wie beispielsweise Krankheit und Schulstress nicht in vollem Umfang abrufen. Einige super Ergebnisse bei den Weltcups und auch beim WM-Sprintrennen zeigen aber, dass sie sich auf dem richtigen Weg befindet und wir arbeiten daran, ihre Leistungsfähigkeit langsam, aber nachhaltig zu entwickeln. Sie hat sich ihre Saisonpause redlich verdient und ich freue mich, wenn wir das Training in einigen Wochen wieder aufnehmen.“.