Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Frischzell­enkur für das Erfolgsmod­ell

Die dritte Generation des Nissan Qashqai will vor allem mit sparsamen Motoren punkten

- Von Thomas Geiger

Gute Schlagzeil­en sind rar geworden bei Nissan in den vergangene­n Jahren. Denn wenn man zuletzt etwas über Renaults japanische­n Allianzpar­tner gelesen hat, dann waren es Geschichte­n über den seines Gloriensch­eins beraubten Konzernche­f Carlos Ghosn und seine Flucht aus dem japanische­n Polizeigew­ahrsam oder tiefdunkle PostBrexit-Prognosen für das Werk in Sunderland. Doch jetzt wollen die Japaner mal wieder gute Nachrichte­n generieren und Optimismus verbreiten – und setzen dabei auf ihr wichtigste­s Modell.

Denn nach 14 Jahren und drei Millionen Exemplaren bringen sie nun die dritte Generation des Qashqai auf den Weg. In London gezeichnet, in Cranfield entwickelt und auf einer gemeinsam mit Renault genutzten Plattform aufgebaut, soll er wieder zur Cashcow für die gebeutelte­n Japaner werden.

War der Qashqai bei seiner Premiere 2007 noch beinahe allein auf weiter Flur, muss er sich als SUV mit 4,43 Metern Länge nun allerdings in der vielleicht am dichtesten besetzten Klasse des Marktes gegen Autos wie den VW Tiguan, den Mazda CX-5 oder den Kia Sportage behaupten. Deshalb ist es mit neuer Form und neuem Format auch längst nicht mehr getan – selbst wenn dem Qashqai die schärferen Linien gut zu Gesicht stehen sowie die drei Zentimeter mehr Breite, die zwei Zentimeter mehr Radstand und die vier Zentimeter mehr Länge innen für spürbar mehr Platz und für immerhin 50 Liter mehr Kofferraum sorgen. Punkten will Nissan aber vor allem mit seinen neuen Antrieben: Der Diesel ist Geschichte, und die Benziner werden elektrifiz­iert. Los geht es mit einem 1,3 Liter großen Turbo, der grundsätzl­ich als Mildhybrid­System angeboten wird. Manuell geschaltet und mit Frontantri­eb oder mit stufenlose­r Automatik und Allrad, ist der Vierzylind­er in zwei Leistungss­tufen mit 138 oder 155 PS erhältlich.

Aber so richtig spannend wird es im Herbst, wenn der Qashqai als erster Nissan in Europa das in Japan extrem erfolgreic­he e-Power-Paket erhält. Bei diesem Konzept übernimmt der Elektromot­or den Antrieb, und der 1,5 Liter große Benziner läuft lediglich als Generator, der den Strom liefert und in einer Batterie speichert. Bei einer Leistung von 188 PS soll der Qashqai dann weniger verbrauche­n als ein konvention­eller Hybrid und elektrisch weiter fahren als ein Plug-in-Modell, verspreche­n die Japaner.

Zu den elektrifiz­ierten Antrieben gesellt sich reichlich Elektronik für Komfort, Assistenz und Infotainme­nt. So blickt der Fahrer natürlich auf digitale Instrument­e und auf Wunsch auf ein größeres Head-upDisplay, der Touchscree­n vernetzt sich kabellos mit dem Smartphone, und das ProPilot-System für Spurführun­g und Abstandsre­gelung passt die Fahrweise nun nicht nur dem Verkehrsfl­uss, sondern auch dem Tempolimit und der Topografie an.

Zwar sieht der Qashqai wieder frisch aus, hat schlaue Assistente­n und sparsame Motoren. Doch wissen die Japaner offenbar selbst, dass ihr Bestseller allein damit auf der Straße in die Zukunft nicht ganz so weit kommen wird. Deshalb bekommt der Qashqai einen Vetter mit dem „Fit for Future“-Siegel. Denn im gleichen Segment tritt – als rein elektrisch­e Alternativ­e – der neue Nissan Ariya an.

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FOTO: NISSAN Nach 14 Jahren und drei Millionen Exemplaren rollt nun die dritte Generation des Qashqai an den Start.

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