Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Trotz Corona steht Aichstetten finanziell gut da
Ihre vier großen Projekte kann die Gemeinde solide finanzieren – Änderung am Rathausdach
AICHSTETTEN - Dank eines gut gefüllten Sparkontos kann die Gemeinde Aichstetten in diesem Jahr ihre vier großen Projekte trotz der wegen Corona stark zurückgehenden Einnahmen angehen.
Den Haushaltsplan der Verwaltung billigte der Gemeinderat ohne größere Aussprache am Mittwochabend einstimmig.
Im Ergebnishaushalt, also bei den laufenden Kosten, plant die Gemeinde freilich mit einem dicken Minus. 5,4 Millionen Euro Einnahmen stehen 6,1 Millionen Euro Aufwendungen gegenüber. Das Defizit entsteht dabei aber zum allergrößten Teil durch die buchhalterischen Abschreibungen, die eine Gemeinde einrechnen muss. Es ist also kein Geld, das tatsächlich ausgegeben werden muss.
Trotzdem treffen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie die Gemeinde nicht unerheblich. Kämmerer Jürgen Auberer plant mit Gewerbesteuereinnahmen von 850 000 Euro, 2020 waren es laut Plan noch 1,3 Millionen Euro gewesen. Auch die Schlüsselzuweisungen vom Land werden wohl deutlich sinken, von fast 1,2 Millionen Euro auf knapp 850 000 Euro.
Dank ihrer Rücklagen von fast 3,1 Millionen Euro kann die Gemeinde trotzdem ein umfangreiches Investitionsprogramm
verwirklichen. Die vier großen Projekte – Rathausumbau (eine Million Euro), Kindergarten St. Michael (460 000), Kinderkrippe (400 000) und „neue“Grundschule (375 000) – seien „grundsätzlich solide mit eigenen Mitteln zu finanzieren, und am Ende haben wir sogar noch etwas übrig“, so Bürgermeister Dietmar Lohmiller.
Auch um die Gewerbesteuer macht er sich keine grundsätzlichen Sorgen, da die Gemeinde ein „stabiles Handwerk und solide Produktionsbetriebe“habe. „Aber es gibt natürlich eine kleine Delle.“
Für ihre großen Projekte mit einem Gesamtumfang von rund 2,2 Millionen Euro erhält die Gemeinde mehr als eine halbe Million Euro an Zuschüssen in diesem Jahr. Den Rest finanziert sie auf ihren Rücklagen, die Ende dieses Jahres aber immer noch fast 1,8 Millionen Euro betragen. „Wir sind gut aufgestellt“, freute sich da sicherlich nicht nur Gemeinderat Josef Gretzinger.
Vorsichtshalber hat die Kämmerei aber für dieses Jahr die Aufnahme eines Kredites in Höhe von 500 000 Euro eingeplant. „Ich glaube aber nicht, dass wir den tatsächlich brauchen werden“, so Lohmiller. Bislang hat die Gemeinde einen Schuldenstand von 250 000 Euro, 50 000 Euro davon sollen in diesem Jahr getilgt werden.
Auch vor diesem finanziellen Hintergrund gab der Gemeinderat die Planungsaufträge für den Rathausumbau frei. Alleine diese kosten mehrere Hunderttausend Euro. Gemeinderat Jürgen Frener zeigte sich angesichts dieser hohen Kosten erschrocken. „Sollten wir nicht lieber einen Architekten einstellen“, fragte er scherzhaft. Das seien die Marktpreise, entgegnete Lohmiller. „Wir haben uns die Hacken abgelaufen, um überhaupt Fachplaner zu finden.“
Zudem entschied man sich mit 6:5 Stimmen, das Dach entgegen der ursprünglichen Planung nun mit einem bis zu 30 Zentimeter großen Vorsprung und glatten anthrazit-farbenen Beton-Dachsteinen zu versehen (bisher: Titan-ZinkBlech ohne Vorsprung). Auf den Einbau von Lüftungsanlage, Hohlraumboden und Kälteleitungen im Dachgeschoss verzichtet man hingegen.
Beginn der Bauarbeiten ist im Juli, im Frühjahr 2022 sollen sie abgeschlossen sein. Während dieser Zeit zieht die Verwaltung in die Gebäude Bachstraße 3 und 4/1. Für Hochzeiten wurden der Veranstaltungsraum im Haus der Vereine in Aichstetten und die Dorfhalle Altmannshofen, diese dauerhaft, zu Trauzimmern gewidmet. Das ist eine Formalie, aber eine wichtige: „Trauungen, die in einem nicht gewidmeten Raum stattfinden, sind ungültig“, erläuterte Lohmiller.