Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Mit inkorrektem Aktionismus ist Tieren nicht geholfen“
Tierschutzverein Wangen über das Vorgehen bei mutmaßlicher Tierquälerei
WANGEN (swe) - „In den vergangenen Wochen gehen vermehrt Meldungen von Tierhaltern ein, die davon berichten, dass sich fremde Personen unter anderem widerrechtlich Zutritt zu Grundstücken verschaffen und dabei teilweise Fotoaufnahmen machen“, schreibt der Tierschutzverein Wangen an die „Schwäbische Zeitung“– und distanziert sich gleichzeitig von diesem Vorgehen. Doch was ist passiert? Beim Verein sind Meldungen eingegangen, die sich im Nachhinein als etwas anders darstellten, sagt Tierschutzvereins-Schatzmeisterin Renate Hölzle.
Die Rede war laut Hölzle zu Beginn von „50 Streuner-Katzen an einem Ort in unserem Verbreitungsgebiet“. Die Meldung traf mehrfach und über verschiedene Quellen ein – allerdings anonym und über Dritte. Die Aufforderung an den Tierschutzverein lautete, sich darum zu kümmern. Hölzle: „Die Leute melden ihre Beobachtungen oft nicht so, dass wir damit etwas anfangen können.“
Häufig fehle eine klare Anschrift mit Ortschaft und Straße des Ortes, wo etwas geschehen sein soll: „Wir benötigen einfach für uns einen Namen und eine Rückrufnummer des
Anrufers, auch wenn wir das in jedem Fall anonym behandeln und niemals den Namen des Melders preisgeben.“
Im Falle der Streuner-Katzen gingen der oder die Anrufer oder andere Personen noch einen Schritt weiter: Sie besuchten eigenmächtig den Hof. „Der Eigentümer des Hofes hat diese Leute beobachtet, die dort herumgelaufen sind und versucht, sie zur Rede zu stellen, woraufhin sie die Flucht ergriffen haben“, erzählt Hölzle. Ein Fall von Hausfriedensbruch, der nicht akzeptabel sei.
Ein solches Verhalten ärgert die Verantwortlichen des Tierschutzvereines enorm. „Solche Handlungen führen dazu, dass die Tierschutzarbeit massiv erschwert wird. Denn mit inkorrektem Aktionismus ist den Tieren nicht geholfen“, betont Hölzle. Für den Verein sei es jedes Mal mit viel Mühe verbunden, die Wogen wieder zu glätten: „Es kostet einige Gespräche, um überhaupt handeln zu können.“
Allen Tierhaltern kann der Verein versichern: Grundsätzlich stellen sich die Tierschutzberater ordnungsgemäß vor und weisen sich aus. In Absprache und erst mit Zustimmung der Tierhalter machen sie sich ein Bild vor Ort. Die Berater versuchen gemeinsam mit dem Halter, eine Lösung herbeizuführen und Hilfestellungen zum Wohle der Tiere zu geben. „In den weitaus meisten Fällen stößt dieses Vorgehen auf Einsicht und den Willen zur Kooperation“, sagt Hölzle.
Der Wangener Tierschutzverein rät andererseits allen Tierfreunden, Beobachtungen am besten selbst und nicht über Dritte zu melden, damit Sachverhalte nicht verlorengehen: „Genaue Daten der zu kontrollierenden Haltung helfen, schnell vor Ort zu sein, um gegebenenfalls eingreifen zu können.“
Jedem Anliegen, das beim Verein eingeht, gehen die Helfer des Tierschutzvereines nach. Hierbei garantieren sie Vertraulichkeit und die Wahrung des Datenschutzes.
Allerdings weiß Hölzle zudem zu berichten, dass häufiger auch Nachbarschaftsstreitigkeiten und Denunzierungen auf dem Rücken des Tierschutzvereines ausgetragen werden. „Außerdem arbeiten wir alle ehrenamtlich und haben keinerlei polizeiliche Kompetenzen“, sagt Hölzle. In akuten Fällen, vor allem, wenn es um Tierquälerei geht, wird deshalb gebeten, die Polizei einzuschalten.