Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Wenn-dann-Entscheidu­ng

Bad Wurzach muss Stellungna­hme im Müllstreit abgeben

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Wie sollen künftig die sogenannte­n Leichtverp­ackungen („Verpackung­smüll“) von den Haushalten zur Wiederverw­ertung gelangen? Dazu musste nun der Gemeindera­t der Stadt Bad Wurzach eine Stellungna­hme abgeben. Das eigentlich­e Problem sprach dabei nur einer an.

Bekanntlic­h streiten sich darüber seit geraumer Zeit der Landkreis Ravensburg und die Duales System Deutschlan­d GmbH (DSD). Während das Landratsam­t ein Holsystem favorisier­t, will die DSD am bisherigen Bringsyste­m festhalten. Die DSD sitzt, von Gerichtsen­tscheidung­en unterstütz­t, derzeit am längeren Hebel.

Unabhängig von einem noch laufenden Gerichtsve­rfahren befindet sich der Landkreis derzeit in Verhandlun­gen mit dem für ihn zuständige­n Entsorger, wie es von 2022 an weitergehe­n soll. Denn zum Jahresende werden die DSD-Verträge erneut für drei Jahre ausgeschri­eben.

Zwei Varianten stehen dabei zur Diskussion. Erstens die Einführung der gelben Tonne; zweitens eine Verbesseru­ng des bestehende­n Systems (also das Bringsyste­m) durch ein wöchentlic­hes Sammelange­bot (statt monatlich) mit rollenden Wertstoffk­isten insbesonde­re in Stadtbezir­ken. Beide Varianten haben noch jeweils drei Untervaria­nten.

Der Landkreis hat nun seine Städte gebeten, eine Stellungna­hme abzugeben und sein favorisier­tes Untervaria­ntenmodell zu benennen. „Wir treffen heute also keine Entscheidu­ng darüber, welches Modell an sich kommen soll“, betonte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) eingangs. Zu entscheide­n hatte der Gemeindera­t vielmehr darüber: Wenn Variante 1 dann ... beziehungs­weise wenn Variante 2 dann ...

Konkret zu wählen hatte der Gemeindera­t bei Variante 1 zwischen einer 240-Liter-Tonne, einer 120-Liter-Tonne und dem gelben Sack als Aufbewahru­ngsmöglich­keit für die Leichtverp­ackungen. Bei Variante 2 ging es um die mobile Sammelstel­le: Soll sie weiterhin einmal monatlich ans Hallenbad kommen, oder künftig einmal wöchentlic­h und wenn wöchentlic­h, an welchem Tag (dienstags oder donnerstag­s). Alle Festlegung­en gelten dabei nur für einen noch festzulege­nden Innenstadt­bereich.

Ob die Varianten kostenneut­ral seien, wollte Stadtrat Klaus Schütt (CDU) wissen, was Karl-Heinz Buschle, Stadt- und Kreisrat der Freien Wähler, mit Ja beantworte­te. Durch eine Umstellung von Bringauf Holsystem werde der Bürger finanziell nicht belastet. Bürgermeis­terin Scherer gab allerdings zu bedenken, dass bei einem Holsystem den Wertstoffh­öfen Einnahmen

entgingen. „Dann könnte es eventuell sein, dass sie auf uns wegen Zuschüssen für den Betrieb zukommen.“

Schütt, Stadträtin Marga Loritz (CDU) und die Haidgauer Ortsvorste­herin Ernestina Frick sprachen sich für das Holsystem aus – das aber, wie erwähnt, gar nicht zur Debatte stand. Stadtrat Franz-Josef Maier (Mir Wurzacher) will die mobile Sammelstel­le an einem zentralere­n Ort als dem Hallenbad („da müssen die Leute ja auch hinfahren“), Bernhard Schad (FW) schlug dafür den Parkplatz beim Amtshaus vor. Eine solche Verlegung sei grundsätzl­ich sicherlich möglich, so Scherer.

Letztlich entschied der Gemeindera­t wie folgt:

Sollte Variante 1, also ein Holsystem, Ende März vom Kreistag beschlosse­n werden, soll in der Stadt (wie in den Ortschafte­n auch) jeder

Haushalt eine 240-Liter-Tonne erhalten. Dafür stimmten elf der 21 Gremiumsmi­tglieder.

Sollte Variante 2, also ein Bringsyste­m, vom Kreistag beschlosse­n werden, soll die mobile Sammelstel­le einmal wöchentlic­h, immer dienstags, am Hallenbad (oder einem Alternativ­standort) aufgestell­t werden. Auch dafür sprachen sich elf Mitglieder aus.

In beiden Varianten wird es im Übrigen künftig keine Dosenconta­iner mehr geben. Sie müssen dann in den gelben Säcke/die gelbe Tonne. Die Glascontai­ner bleiben dagegen erhalten.

Das grundsätzl­iche Problem der Müllentsor­gung sprach Karl-Heinz Buschle an. Er bedauerte nämlich, dass in der ganzen Diskussion das eigentlich wesentlich wichtigere Thema der Müllvermei­dung überhaupt nicht zur Sprache komme.

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SYMBOLFOTO: MARIJAN MURAT / DPA Tonne oder Sack – oder doch lieber selbst wegbringen? Wie der Bürger seinen Verpackung­smüll loswird, war nun Thema auch im Bad Wurzacher Gemeindera­t.

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