Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Demokratische Wahlen legen den Finger in die Wunde“
Zur Grafik „So hat der Wahlkreis 69 Ravensburg gewählt“(SZ vom 15. März): Beim Vergleich der Wahlergebnisse im Wahlkreis Ravensburg fällt auf, dass die Wahlbeteiligung gegenüber 2016 um fünf Prozent abgenommen hat. Demnach haben 34,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht abgegeben. Ob aus Desinteresse, aus Resignation oder aus Frust über die gegenwärtige politische Situation sei dahingestellt.
Was weiterhin auffällt ist, dass sich in den letzten fünf Jahren die Wähler zu den Kleinparteien hin orientiert haben, denn fast in allen Gemeinden haben diese ihre Stimmenzahl oft mehr als verdoppelt. In elf von 27 Gemeinden wurden die „Sonstigen“sogar drittstärkste Kraft. Das zeigt, dass fast die Hälfte aller Wahlberechtigten (45,8 Prozent) den traditionellen Parteien nicht mehr vertrauen. Zu diesem Ergebnis hat wohl die Berliner Politik kräftig beigetragen. Bleibt die Frage, warum die enttäuschten Wähler partout nicht
„Grün“wählten, sondern lieber „Sonstige“. Waren deren Wahlprogramme doch vielleicht überzeugender? Oder wussten sie, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen sich hinter dem sympathischen grünen Landesvater Winfried Kretschmann verbergen? Oder vermissten sie bei den Grünen das ewig grüne Thema „Volksentscheide“, das die Partei kürzlich (warum wohl?) aus ihrem Programm gestrichen hat? Demokratische Wahlen legen den Finger in die Wunde!
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