Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
So könnte der Verkehr auf der Erba künftig fließen
Welche Ideen Wangen für Autos, Busse, Radler und Fußgänger hat – Und an was es für die Landesgartenschau denkt
WANGEN - Beim großen Wangener Stadtentwicklungsprojekt Erba sollen fortschrittlichere verkehrliche Anbindungen greifen als man sie heute gemeinhin gewohnt ist. Beim Blick in die Zukunft geht es auch um die Frage, wie in rund drei Jahren die zahlreich erhofften Gäste zum Landesgartenschau-Gelände gelangen. Dieses umfasst das Erba-Areal – aber viele andere Teile der Stadt entlang der Argen bis hin zum Großparkplatz P14. Ein Überblick.
Fahren künftig noch Autos auf der früheren Erba?
Jein. Denn auf dem in ein (künftiges) Wohngebiet und einen Bereich zur gewerblichen Nutzung unterteilten Gelände gibt es in Teilen ein besonderes Verkehrskonzept. Sichtbarstes Merkmal ist das Parkdeck beim ehemaligen Pförtnergebäude. Von dort sollen baldige Bewohner der Neuen Spinnerei über einen Steg in ihre Wohnungen gelangen können. Ferner dient die Großgarage auch den Fahrzeugen von Menschen, die die neuen beziehungsweise im Wiederaufbau befindlichen Häuser am Südwest-Ende des Geländes beziehen werden.
Denn dieses Gebiet soll weitgehend autofrei gehalten werden. Zufahrt bis vor die Haustüren sollen sie nur kurzfristig zum Be- und Entladen erhalten, ansonsten stellen sie ihre Autos in dem Parkdeck ab, so der Plan. Deshalb wird es auch nur eine Verbindungsstraße in das derzeit entstehende Wohngebiet geben. Außer zum Be- und Entladen darf sie ansonsten nur von der Müllabfuhr oder von Rettungskräften befahren werden.
Betrachtet man die Erba als Ganzes, so werden dort dennoch Fahrzeuge rollen. Allein schon, damit die sich in dem der Stadt zugewandten Teil ansiedelnden Unternehmen zum Beispiel für Anlieferungen erreichbar sind. Grundsätzlich wird es dort eine Art Ringverkehr um die einzelnen Gebäudekomplexe herum geben. Laut Baudezernent Peter Ritter mit dem Sinn, dass Begegnungen von Fahrzeugen vermieden werden.
Wie erreichen Buss künftig die Erba?
Bereits jetzt bestehen im Umfeld der Waldorfschule zwei Bushaltestellen. „Das sehen wir als ausreichend an für das Wohngebiet“, so Ritter. Eine weitere für die neu entstehenden Wohnhäuser an den Auwiesen gibt es am Südring. Der Baudezernent und der städtische Mobilitätsbeauftragte Frank Anders halten dennoch aber eine zusätzliche Buslinie für möglich. Sie könnte zwischen der Erba und den Auwiesen verkehren. „Das ist eine Option“, so Ritter. Entschieden ist alles noch nichts.
Wie sollen Besucher die Landesgartenschau erreichen?
Wenn die halbjährige Großveranstaltung im Jahr 2024 über die Bühne geht, erwartet die Stadt zahlreiche Gäste aus nah und fern. Sie sollen das
Gartenschaugelände auf diversen Wegen und mit verschiedenen Verkehrsmitteln erreichen können. Dabei denkt die Stadt nicht nur an Autos, sondern auch per Zug, Bus oder Rad Anreisende.
Wie werden Autos zu dem Gelände gelenkt?
Deren Ziel sollen vor allem zwei Großparkplätze sein. Erstens der bestehende P14 an der B32 und damit am „Tor“zur Gartenschau von dieser Seite aus. Dort prüft die Stadt eine provisorische Erweiterung auf Teilen der Hochwasser/Raible-Wiese. Zweitens am südwestlichen Ende der Erba auf einer Freifläche Richtung Lottenmühle. Ein dritter größere (Besucher-) Parkplatz ist am Allgäustadion vorgesehen.
Wer 2024 aus Richtung Süden Wangen anfährt, könnte per Beschilderung an der Ausfahrt Weissensberg auf die bayerische Staats- beziehungsweise baden-württembergische Landesstraße via Neuravensburg zum Südwest-Ende der Erba geführt werden. Möglich wäre auch, die Autobahn an der Behelfsausfahrt Neuravensburg zu verlassen. Vorstößen
der Stadt, den Abzweig deshalb auszubauen, hat das Regierungspräsidium allerdings schon vor Längerem eine Absage erteilt.
Wer über die A96 aus dem Norden die Stadt erreicht, sollte möglichst bereits die Ausfahrt WangenNord benutzen. Von der Leutkircher Straße geht es dann kurz über die B32 zum P14. Wer mit dem Auto noch näher an das Gelände heran will, wird über den Südring dorthin geleitet.
Möglichst vermeiden will die Stadt Anreiseverkehr über die Anschlussstelle Wangen-West. Gleichwohl ist damit zu rechnen, dass die B32 aus dem Schussental „Einflugschneise“zur Landesgartenschau werden dürfte. Für von dort kommende Besucher geht es dann über die Zeppelin- und die Lindauer Straße zum südwestlichen Großparkplatz.
Behindern die Schranken am Bahndamm beim Kutter-Areal den An- und Abreiseverkehr?
Geht es nach obigen Vorstellungen der Stadt vergleichsweise wenig, da die Verkehrsströme nicht über den Bahndamm geleitet werden. Allerdings müssten sich die Besucher auch tatsächlich an die ausgewiesenen Strecken halten. Ein Nadelöhr dürfte es dennoch geben: die B32 auf der Zufahrt Richtung Zeppelinstraße. Denn bekannter und wegen der Bauverzögerung bis weit nach 2024 andauernder Zustand ist und wird sein: Sind die Schranken unten, staut sich der Verkehr oft auf weiten Teilen der Ravensburger Straße – und zu Stoßzeiten ohnehin. Hintergrund: Die Beseitigung des Bahnübergangs und der Bau der Unterführung starten erst nach Ende der Landesgartenschau.
Was plant die Stadt mit dem neuen Parkplatz südwestlich der Erba?
Bislang Wiese, soll dort großflächig Parkraum für die Landesgartenschau entstehen. Erschlossen werden soll dieser über die L320. Die dort, ungefähr in der Mitte zwischen Lottenmühle und Kernstadt beginnende Stichstraße endet aber nicht an dem Parkplatz, sondern soll den sich in Argen-Nähe ansiedelnden Reit- und Fahrverein anbinden.
Offen ist derzeit, die Anbindung an die Landesstraße. Die Stadt favorisiert einen Kreisverkehr, das Regierungspräsidium (RP) eine Linksabbiegespur aus Richtung Wangen. Die Stadt sieht die Argumente auf ihrer Seite: Sie sucht laut Peter Ritter den kürzesten Weg und will auf diese Weise zugleich für eine Temporeduzierung auf der L320 sorgen. Zudem sei eine Abbiegespur teurer, da in diesem Zuge die Straßenhöhe verändert werden müsse. Das RP argumentiere hingegen mit einem Unfallgefahrenpunkt auf freier Strecke. Eine Untersuchung der Varianten soll im März nach Tübingen gehen.
Welche Rolle spielen Bus und Bahn für die Landesgartenschau?
Die Stadt erhofft sich eine große. Zum einen halten bis dahin längst moderne Nahverkehrszüge am Wangener Bahnhof. Frank Anders verweist zudem auf den ab 2022 greifenden Stundentakt. Zudem ist die Einführung der Regiosbuslinie zwischen Ravensburg und Isny noch in diesem Jahr in Sicht. Der Bus brauche zwischen Schussental und Allgäustadt dann nur 35 bis 40 Minuten. „Viel schneller ist man mit dem Auto auch nicht“, so der Mobilitätsbeauftragte. Wangen werde durch die neue Linie eine „Drehscheibe“, ist er überzeugt. Als Pfund für den ÖPNV zur Landesgartenschau sieht Anders zudem in „zwei starken Linien“von Süden her: den aus Lindau beziehungsweise aus Tettnang kommenden Bus.
Für die Großveranstaltung plant die Verwaltung innerhalb der Stadt zudem einen Pendelverkehr. Bahnhof und die Großparkplätze
Wie sind bislang die Reaktionen aus der Politik?
Zunächst: Eine grundlegende Debatte oder einen Beschluss zum Verkehrskonzept zur Landesgartenschau gab es bislang noch nicht. Allerdings waren die Anbindungen und die Erschließung des Geländes für den Verkehr im Gemeinderat immer mal wieder Thema. Vor längerer Zeit, also es allenthalben Lob für die Idee gab, die Wohnbebauung am südwestlichen Erba-Ende quasi autofrei zu gestalten und das Parkdeck als zentralen Anlaufpunkt für Fahrzeuge anzubieten.
Zur Frage des Verkehrs rund um die Landesgartenschau äußerte sich zuletzt GOL-Fraktionschef Tilman Schauwecker. Einmal mehr forderte er die Vorlage eines Verkehrskonzepts im Stadtparlament - auch weil seine Fraktion den provisorischen Parkplatz südwestlich der Erba kritisch sieht. Untermauert mit der Bemerkung, bei der Großveranstaltung handele es sich nicht um eine „Landesautoschau, sondern um eine Landesgartenschau“.