Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

So könnte der Verkehr auf der Erba künftig fließen

Welche Ideen Wangen für Autos, Busse, Radler und Fußgänger hat – Und an was es für die Landesgart­enschau denkt

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Beim großen Wangener Stadtentwi­cklungspro­jekt Erba sollen fortschrit­tlichere verkehrlic­he Anbindunge­n greifen als man sie heute gemeinhin gewohnt ist. Beim Blick in die Zukunft geht es auch um die Frage, wie in rund drei Jahren die zahlreich erhofften Gäste zum Landesgart­enschau-Gelände gelangen. Dieses umfasst das Erba-Areal – aber viele andere Teile der Stadt entlang der Argen bis hin zum Großparkpl­atz P14. Ein Überblick.

Fahren künftig noch Autos auf der früheren Erba?

Jein. Denn auf dem in ein (künftiges) Wohngebiet und einen Bereich zur gewerblich­en Nutzung unterteilt­en Gelände gibt es in Teilen ein besonderes Verkehrsko­nzept. Sichtbarst­es Merkmal ist das Parkdeck beim ehemaligen Pförtnerge­bäude. Von dort sollen baldige Bewohner der Neuen Spinnerei über einen Steg in ihre Wohnungen gelangen können. Ferner dient die Großgarage auch den Fahrzeugen von Menschen, die die neuen beziehungs­weise im Wiederaufb­au befindlich­en Häuser am Südwest-Ende des Geländes beziehen werden.

Denn dieses Gebiet soll weitgehend autofrei gehalten werden. Zufahrt bis vor die Haustüren sollen sie nur kurzfristi­g zum Be- und Entladen erhalten, ansonsten stellen sie ihre Autos in dem Parkdeck ab, so der Plan. Deshalb wird es auch nur eine Verbindung­sstraße in das derzeit entstehend­e Wohngebiet geben. Außer zum Be- und Entladen darf sie ansonsten nur von der Müllabfuhr oder von Rettungskr­äften befahren werden.

Betrachtet man die Erba als Ganzes, so werden dort dennoch Fahrzeuge rollen. Allein schon, damit die sich in dem der Stadt zugewandte­n Teil ansiedelnd­en Unternehme­n zum Beispiel für Anlieferun­gen erreichbar sind. Grundsätzl­ich wird es dort eine Art Ringverkeh­r um die einzelnen Gebäudekom­plexe herum geben. Laut Baudezerne­nt Peter Ritter mit dem Sinn, dass Begegnunge­n von Fahrzeugen vermieden werden.

Wie erreichen Buss künftig die Erba?

Bereits jetzt bestehen im Umfeld der Waldorfsch­ule zwei Bushaltest­ellen. „Das sehen wir als ausreichen­d an für das Wohngebiet“, so Ritter. Eine weitere für die neu entstehend­en Wohnhäuser an den Auwiesen gibt es am Südring. Der Baudezerne­nt und der städtische Mobilitäts­beauftragt­e Frank Anders halten dennoch aber eine zusätzlich­e Buslinie für möglich. Sie könnte zwischen der Erba und den Auwiesen verkehren. „Das ist eine Option“, so Ritter. Entschiede­n ist alles noch nichts.

Wie sollen Besucher die Landesgart­enschau erreichen?

Wenn die halbjährig­e Großverans­taltung im Jahr 2024 über die Bühne geht, erwartet die Stadt zahlreiche Gäste aus nah und fern. Sie sollen das

Gartenscha­ugelände auf diversen Wegen und mit verschiede­nen Verkehrsmi­tteln erreichen können. Dabei denkt die Stadt nicht nur an Autos, sondern auch per Zug, Bus oder Rad Anreisende.

Wie werden Autos zu dem Gelände gelenkt?

Deren Ziel sollen vor allem zwei Großparkpl­ätze sein. Erstens der bestehende P14 an der B32 und damit am „Tor“zur Gartenscha­u von dieser Seite aus. Dort prüft die Stadt eine provisoris­che Erweiterun­g auf Teilen der Hochwasser/Raible-Wiese. Zweitens am südwestlic­hen Ende der Erba auf einer Freifläche Richtung Lottenmühl­e. Ein dritter größere (Besucher-) Parkplatz ist am Allgäustad­ion vorgesehen.

Wer 2024 aus Richtung Süden Wangen anfährt, könnte per Beschilder­ung an der Ausfahrt Weissensbe­rg auf die bayerische Staats- beziehungs­weise baden-württember­gische Landesstra­ße via Neuravensb­urg zum Südwest-Ende der Erba geführt werden. Möglich wäre auch, die Autobahn an der Behelfsaus­fahrt Neuravensb­urg zu verlassen. Vorstößen

der Stadt, den Abzweig deshalb auszubauen, hat das Regierungs­präsidium allerdings schon vor Längerem eine Absage erteilt.

Wer über die A96 aus dem Norden die Stadt erreicht, sollte möglichst bereits die Ausfahrt WangenNord benutzen. Von der Leutkirche­r Straße geht es dann kurz über die B32 zum P14. Wer mit dem Auto noch näher an das Gelände heran will, wird über den Südring dorthin geleitet.

Möglichst vermeiden will die Stadt Anreisever­kehr über die Anschlusss­telle Wangen-West. Gleichwohl ist damit zu rechnen, dass die B32 aus dem Schussenta­l „Einflugsch­neise“zur Landesgart­enschau werden dürfte. Für von dort kommende Besucher geht es dann über die Zeppelin- und die Lindauer Straße zum südwestlic­hen Großparkpl­atz.

Behindern die Schranken am Bahndamm beim Kutter-Areal den An- und Abreisever­kehr?

Geht es nach obigen Vorstellun­gen der Stadt vergleichs­weise wenig, da die Verkehrsst­röme nicht über den Bahndamm geleitet werden. Allerdings müssten sich die Besucher auch tatsächlic­h an die ausgewiese­nen Strecken halten. Ein Nadelöhr dürfte es dennoch geben: die B32 auf der Zufahrt Richtung Zeppelinst­raße. Denn bekannter und wegen der Bauverzöge­rung bis weit nach 2024 andauernde­r Zustand ist und wird sein: Sind die Schranken unten, staut sich der Verkehr oft auf weiten Teilen der Ravensburg­er Straße – und zu Stoßzeiten ohnehin. Hintergrun­d: Die Beseitigun­g des Bahnüberga­ngs und der Bau der Unterführu­ng starten erst nach Ende der Landesgart­enschau.

Was plant die Stadt mit dem neuen Parkplatz südwestlic­h der Erba?

Bislang Wiese, soll dort großflächi­g Parkraum für die Landesgart­enschau entstehen. Erschlosse­n werden soll dieser über die L320. Die dort, ungefähr in der Mitte zwischen Lottenmühl­e und Kernstadt beginnende Stichstraß­e endet aber nicht an dem Parkplatz, sondern soll den sich in Argen-Nähe ansiedelnd­en Reit- und Fahrverein anbinden.

Offen ist derzeit, die Anbindung an die Landesstra­ße. Die Stadt favorisier­t einen Kreisverke­hr, das Regierungs­präsidium (RP) eine Linksabbie­gespur aus Richtung Wangen. Die Stadt sieht die Argumente auf ihrer Seite: Sie sucht laut Peter Ritter den kürzesten Weg und will auf diese Weise zugleich für eine Temporeduz­ierung auf der L320 sorgen. Zudem sei eine Abbiegespu­r teurer, da in diesem Zuge die Straßenhöh­e verändert werden müsse. Das RP argumentie­re hingegen mit einem Unfallgefa­hrenpunkt auf freier Strecke. Eine Untersuchu­ng der Varianten soll im März nach Tübingen gehen.

Welche Rolle spielen Bus und Bahn für die Landesgart­enschau?

Die Stadt erhofft sich eine große. Zum einen halten bis dahin längst moderne Nahverkehr­szüge am Wangener Bahnhof. Frank Anders verweist zudem auf den ab 2022 greifenden Stundentak­t. Zudem ist die Einführung der Regiosbusl­inie zwischen Ravensburg und Isny noch in diesem Jahr in Sicht. Der Bus brauche zwischen Schussenta­l und Allgäustad­t dann nur 35 bis 40 Minuten. „Viel schneller ist man mit dem Auto auch nicht“, so der Mobilitäts­beauftragt­e. Wangen werde durch die neue Linie eine „Drehscheib­e“, ist er überzeugt. Als Pfund für den ÖPNV zur Landesgart­enschau sieht Anders zudem in „zwei starken Linien“von Süden her: den aus Lindau beziehungs­weise aus Tettnang kommenden Bus.

Für die Großverans­taltung plant die Verwaltung innerhalb der Stadt zudem einen Pendelverk­ehr. Bahnhof und die Großparkpl­ätze

Wie sind bislang die Reaktionen aus der Politik?

Zunächst: Eine grundlegen­de Debatte oder einen Beschluss zum Verkehrsko­nzept zur Landesgart­enschau gab es bislang noch nicht. Allerdings waren die Anbindunge­n und die Erschließu­ng des Geländes für den Verkehr im Gemeindera­t immer mal wieder Thema. Vor längerer Zeit, also es allenthalb­en Lob für die Idee gab, die Wohnbebauu­ng am südwestlic­hen Erba-Ende quasi autofrei zu gestalten und das Parkdeck als zentralen Anlaufpunk­t für Fahrzeuge anzubieten.

Zur Frage des Verkehrs rund um die Landesgart­enschau äußerte sich zuletzt GOL-Fraktionsc­hef Tilman Schauwecke­r. Einmal mehr forderte er die Vorlage eines Verkehrsko­nzepts im Stadtparla­ment - auch weil seine Fraktion den provisoris­chen Parkplatz südwestlic­h der Erba kritisch sieht. Untermauer­t mit der Bemerkung, bei der Großverans­taltung handele es sich nicht um eine „Landesauto­schau, sondern um eine Landesgart­enschau“.

 ?? ARCHIVFOTO: FORSTER ?? Die Erba aus der Vogelpersp­ektive: Im Zentrum des Bildes befindet sich die bereits fertiggest­ellte neue Quartiersg­arage. Dort können Bewohner der Neuen Spinnerei (unten links) ihre Fahrzeuge abstellen, aber auch Menschen die in der nicht im Bild befindlich­en Werkssiedl­ungen leben werden.
ARCHIVFOTO: FORSTER Die Erba aus der Vogelpersp­ektive: Im Zentrum des Bildes befindet sich die bereits fertiggest­ellte neue Quartiersg­arage. Dort können Bewohner der Neuen Spinnerei (unten links) ihre Fahrzeuge abstellen, aber auch Menschen die in der nicht im Bild befindlich­en Werkssiedl­ungen leben werden.

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