Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Von der Pandemie profitiert
Medizinproduktehersteller Hartmann steigert im Corona-Jahr Umsatz und Gewinn
HEIDENHEIM - In Pandemiezeiten steigt die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Schutzbekleidung. Und genau die Entwicklung hat sich im vergangenen Jahr positiv auf die Geschäfte des Medizinprodukteherstellers Paul Hartmann ausgewirkt. Der Umsatz des Heidenheimer Unternehmens stieg um 14,6 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um 38 Prozent auf 292,4 Millionen Euro zu, das teilte die älteste deutsche Fabrik für Verbandsstoffe am Dienstag mit.
Wie sehr das Coronavirus die Aktivitäten von Hartmann 2020 verändert hat, zeigt die Tatsache, dass der Geschäftsbereich Infektionsmanagement sich in den vergangenen zwölf Monaten zur umsatzstärksten Sparte entwickelt hat. Mit Mitteln zur Handund Flächendesinfektion und Schutzkleidung wie Masken und Untersuchungshandschuhe erlöste das Traditionsunternehmen mehr als 34 Prozent des Gesamtumsatzes: rund 830 Millionen Euro. Das Umsatzplus habe die coronabedingten Umsatzrückgänge bei OP-Sets und Verbandsstoffen wegen verschobener Operationen mehr als ausgleichen können, sagte Vorstandschefin Britta Fünfstück. Die Sparte Wundmanagement erlöste rund 452 Millionen Euro, was einem Umsatzrückgang von 4,5 Prozent
bedeutete. Zweitwichtigster Geschäftsbereich sind Produkte für die Inkontinenzversorgung. In der Sparte erlöste Hartmann 690,5 Millionen Euro, fast auf den Euro genauso viel wie im Jahr 2019.
Für das laufende Geschäftsjahr ist Hartmann-Chefin Fünfstück nicht so optimistisch. „Die positiven Auswirkungen der Pandemie im Geschäftsjahr 2020 werden in diesem Jahr nur mehr geringfügig eintreten. Weite
Teile unserer Märkte erfahren Nachfragerückgänge“, erklärt Fünfstück. „Wir sehen auch, dass sich der zunehmende Budgetdruck beschleunigen und alle Marktteilnehmer im Gesundheitswesen belasten wird. Vor diesem Hintergrund geht Hartmann mit seinen weltweit rund 10 700 Mitarbeitern von einem „moderaten organischen Umsatzrückgang“und einem operativen Gewinn zwischen 210 und 260 Millionen Euro aus.