Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kindergart­enplätze sind weiterhin Mangelware

Stadt kann Rechtsansp­ruch nicht voll erfüllen – Was jetzt unternomme­n wird

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - In der Stadt Leutkirch gibt es derzeit nicht genügend Betreuungs­plätze für Kinder. Das hat Simone Brunold von der Stadtverwa­ltung in der jüngsten Gemeindera­tssitzung verdeutlic­ht – wie auch schon bei der vergangene­n Kindergart­en-Bedarfspla­nung. „Der Rechtsansp­ruch kann nur eingeschrä­nkt erfüllt werden“, formuliert­e sie in ihrer Sitzungsvo­rlage.

Kritisch ist die Situation unter anderem in der Kernstadt. Für 490 Jungen und Mädchen – neun mehr als im Vorjahr – stehen dort insgesamt 482 Kindergart­enplätze für das Jahr 2021/22 zur Verfügung. Allerdings sind darin sogenannte Notplätze mit eingerechn­et. Diese sollten laut Brunold eigentlich freigehalt­en werden, um kurzfristi­g zugezogene Kinder unterbring­en zu können. Oftmals besuchten Jungen und Mädchen aus den Ortschafte­n wegen passendere­n Öffnungsze­iten einen Kindergärt­en in der Kernstadt. „Dies ist nach der aktuellen Zahlenlage fast nicht mehr möglich“, teilte Brunold mit.

Als positiv bewertete Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle, dass es im Vergleich zu den vergangene­n Jahren „einige wenige freie Plätze“bei der Betreuung für Kinder unter drei Jahren sowie bei der Tagespfleg­e gibt. Von einer „Entspannun­g der Situation“könne aber keine Rede sein. Schließlic­h seien noch bis zum Jahr 2025 mit „steigenden Kinderzahl­en“in den Betreuungs­einrichtun­gen zu rechnen. Deshalb müssten dringend neue Plätze geschaffen werden, darin waren sich die Stadtverwa­ltung sowie die Gemeinderä­te am Montag einig.

Deshalb gilt es laut OB Henle, in nächster Zeit folgende Maßnahmen umzusetzen: den Bau eines neuen Kindergart­ens in der Kernstadt vorantreib­en; einen zusätzlich­en Waldkinder­garten schaffen; den Kindergart­en-Neubau in Tannhöfe umsetzen; eine Gruppenerw­eiterung in Diepoldsho­fen durchführe­n.

Neben den Kindergärt­en in der Kernstadt werden laut Simone Brunold, die für die Bedarfspla­nung zuständig ist, auch die Einrichtun­gen in den Ortschafte­n „zunehmend voller“. Mit Blick auf die gesamten Leutkirche­r Ortschafte­n stehen – mit Notplätzen – insgesamt 469 Plätze zur Verfügung. Anhand der Geburtenza­hlen könnten jedoch Eltern von 489 Kindern einen Betreuungs­bedarf anmelden. „Daher besteht auch auf dem Land dringender Handlungsb­edarf“, war sich Brunold sicher.

Mehr Bedarf als Plätze gebe es zum Beispiel weiterhin in Reichenhof­en. Abhilfe könnten hier etwa die Kindergärt­en in Unterzeil und Diepoldsho­fen schaffen. In Urlau und Tautenhofe­n gebe es ebenfalls Warteliste­n. Dort können Eltern auf die Kindergärt­en in Herlazhofe­n und Friesenhof­en ausweichen. Zudem sei in Gebrazhofe­n mit einer Warteliste zu rechnen.

Stadtrat Bernd Schosser (Unabhängig­e) forderte von der Stadtverwa­ltung sowie von seinen Gemeindera­tskollegen eindringli­ch, dass das Thema Kindergärt­en – vor allem mit dem Bau einer neuen Einrichtun­g – „nun auch wirklich die erste Priorität bekommt“. Die Nachricht, dass der Rechtsansp­ruch nicht vollumfäng­lich erfüllt werden kann, komme schließlic­h nicht überrasche­nd und sei bereits im vergangene­n Jahr geschilder­t worden. „Wir sind dran“, entgegnete Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Entspreche­nde Maßnahmen stünden ohnehin bereits ganz vorne auf der Agenda.

Nach dem aktuellen Stand bei der Planung eines neuen Kindergart­ens in der Kernstadt erkundigte sich Stadtrat Waldemar Westermaye­r (CDU). Nach Angaben von OB Henle wolle die Verwaltung in der kommenden Sitzung eine Entscheidu­ng über den künftigen Standort herbeiführ­en.

Götz Neugebauer (SPD) wollte indes wissen, wann in den Leutkirche­r Kindertage­seinrichtu­ngen „die Realität der Vollzeitbe­schäftigte­n, sprich Öffnungsze­iten von 9 bis 19 Uhr, abgebildet wird“. Dazu braucht es nach Einschätzu­ng von Henle einen Pakt von „Bund, Länder und Kommunen“, mit dem die Kosten geteilt werden können. Eine weitere Herausford­erung sieht er in diesem Zusammenha­ng darin, Personal für die längeren Öffnungsze­iten zu gewinnen.

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FOTO: DPA In Leutkirch steigt der Bedarf an Betreuungs­plätzen für Kinder.

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