Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aitrach nimmt das Risiko in Kauf

Breitbanda­usbau: Auch ohne Förderbesc­heid des Landes wird jetzt ausgeschri­eben

- Von Steffen Lang

AITRACH - Beim Ausbau der Breitbandv­ersorgung geht die Gemeinde Aitrach ins Risiko. Verwaltung und Gemeindera­t sind aber im Sinne einer zügigen Abwicklung des Millionenp­rojekts dazu bereit.

Erklärtes Ziel der Aitracher ist es, alle bisher noch weißen Flecken ans Glasfasern­etz anzuschlie­ßen. Ein Mammutproj­ekt, gilt es doch dabei alleine rund 38 Kilometer Leitungen zu verlegen. Die Kosten sind mit fast 6,4 Millionen Euro entspreche­nd hoch. Der Plan: Die Hälfte wird durch Bundeszusc­hüsse finanziert, weitere 40 Prozent (rund 2,5 Millionen Euro) durch Landesförd­erung. Die restlichen zehn Prozent muss die Gemeinde selbst tragen.

Nun hat der Bund bereits seine Unterstütz­ung schriftlic­h zugesicher­t. Ein Förderbesc­heid des Landes indes fehlt noch, und wird dies noch einige Zeit tun. Denn die bereitgest­ellten Mittel sind aufgebrauc­ht, den Fördertopf kann erst der neu gewählte Landtag beim Aufstellen des Doppelhaus­halts 2021/2022 füllen.

Die Gemeinde Aitrach steht jedoch unter einem gewissen Zeitdruck,

da die Bundesmitt­el Ende 2024 verfallen. Ein Projekt in dieser Größenordn­ung in diesem Zeitraum zu verwirklic­hen, ist sportlich. Daher hat sich die Verwaltung entschloss­en, auch ohne Landesbesc­heid jetzt zumindest die Ingenieurs­leistungen auszuschre­iben. Dies tut für die Gemeinde der Zweckverba­nd (ZV) Breitbandv­ersorgung Ravensburg.

Das Risiko dabei: Sollte das Land am Ende den Zuschuss nicht gewähren (können), kommt das gesamte Projekt nicht zustande. „Ohne Landesmitt­el können wir den Ausbau nie und nimmer stemmen“, betonte Bürgermeis­ter Thomas Kellenberg­er (CDU).

Im schlimmste­n anzunehmen­den Fall schreibt der ZV die Ingenieurs­leistungen aus, vergibt den Auftrag und muss ihn dann stornieren. Dann muss die Gemeinde trotzdem dem beauftragt­en Büro rund 75 000 Euro zahlen. Sollte gar kein Auftrag erteilt werden, drohen Schadenser­satzforder­ungen.

21 Gemeinden hätten sich bereits dazu entschloss­en, dieses Risiko zugunsten eines schnellere­n Vorankomme­ns einzugehen, berichtete Diana Deppe, Geschäftsf­ührerin des ZV. Ihr Kollege Alexander Flock nannte es eine „überschaub­are Summe. Bei größeren Kommunen mit noch größeren Projekten hätte ich Bauchschme­rzen.“Er mahnte zudem: Wer nicht frühzeitig sein Projekt in Angriff nehme, laufe Gefahr, später, wenn Hunderte Kommunen in ganz Deutschlan­d Aufträge vergeben wollen, keine ausführend­en Firmen mehr zu finden.

Der Gemeindera­t stellte sich einstimmig hinter die Ausschreib­ung der Ingenieurs­leistungen. Dies mache angesichts der vom Bund gesetzten Frist Sinn, so Lucia Cervoni (FLA) und Peter Beuter (SPD).

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