Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gleichgewi­cht im Kleinen wie im Großen

Irene Schauer ist Sprecherin der Steuerungs­gruppe „Fair-Trade-Stadt“Isny

- Von Walter Schmid

ISNY - Die Anstöße, als Sprecherin und „Motor“der Isnyer Fair-TradeSteue­rungsgrupp­e zu fungieren, seien vielschich­tig gewesen, erklärt Irene Schauer. Mitten in der Natur auf einem Bauernhof im württember­gischen Allgäu sei sie aufgewachs­en. Als „Lehrerin im Unruhestan­d“wisse sie, wie Jugendlich­e ticken, sie freue sich darüber, dass viele von ihnen Sensibilit­ät entwickeln.

Nicht nur die Sorge um ihre eigene Zukunft treibe sie immer mehr um. Auch viele Jugendlich­e würden sich Gedanken machen über die „großen Menschheit­sfragen“: Wirtschaft­swachstum um jeden Preis in den Industrien­ationen. Ausbeutung der Menschen in den Ländern der südlichen Hemisphäre – das könne langfristi­g nicht gut gehen. Auch die Klimaerwär­mung stehe bei Jugendlich­en auf der Tagesordnu­ng; oder auch die rapide abnehmende Artenvielf­alt.

Im Vorstand des SPDOrtsver­eins sei es häufig um mögliche Schritte in eine gerechtere Welt für alle Menschen gegangen, um Inklusion im Kleinen und im Großen. Als Vorsitzend­e des Deutschen Alpenverei­ns (DAV), Sektion Isny, ist Irene Schauer nah dran an der Beobachtun­g, wie sich die Tourismusk­onzerne der Bergwelt bemächtige­n.

Bei der Eröffnung des Weltladens in Pfronten mit Bundesentw­icklungshi­lfeministe­r Gerd Müller seien ihr durch seine Beispiele vor allem vom afrikanisc­hen Kontinent endgültig die Augen aufgegange­n: „Uns geht es so gut, weil es denen so schlecht geht.“Das Buch „Todschick – edle Labels, billige Mode, unmenschli­ch produziert“von Gisela Burckhardt vom Verein „Femnet“(www.femnetev.de) über die Ausbeutung von Frauen in Südost-Asien bestätige, was der Minister berichtete.

Irgendwann sage man sich, dass man etwas tun muss, wenn jeder auf den anderen warte, verändere sich nichts: „Wenn die kleinen Produzente­n nicht bezahlt werden, dass sie ihr Leben sichern können, wandern sie vom Land in die Städte, landen in den Elendsvier­teln – und machen sich schließlic­h irgendwann auf den Weg nach Europa ins vermeintli­che Paradies“, ist Schauer überzeugt. Ihre persönlich­e Sensibilis­ierung für die Kampagne Fair-Trade-Town habe also viele verschiede­ne Quellen. Dass sich neben weit über 700 Städten in Deutschlan­d 2020 auch Isny der Fair-TradeKampa­gne angeschlos­sen hat, freut Schauer. Wobei sie auch realistisc­h ist: Es werde ein langer Weg sein, eine ganze Stadt in der Breite „mitzunehme­n“, die FairTrade-Akteure aus Zivilgesel­lschaft, Politik und Wirtschaft zu sensibilis­ieren, zu erweitern und zu vernetzen. Froh ist Irene Schauer über die Einmütigke­it im Gemeindera­t und über die Mitarbeit von Hauptamtsl­eiter Frank Reubold im Rathaus.

Die Steuerungs­gruppe, die sie initiiert hat, kann sich coronabedi­ngt leider aktuell nicht persönlich treffen, um zusammenzu­wachsen, die

Zukunft zu diskutiere­n und gemeinsam konkrete Schritte an der Basis zu entwickeln. Im Moment sei mit Schulklass­en ein „action bound“, eine Art digitaler Schnitzelj­agd geplant, bei der Jugendlich­e mit einer App auf dem Smartphone bestimmte Personen und Geschäfte ansteuern können, um sich am Ziel mit dem Thema des fairen Handels, der Nachhaltig­keit oder auch der Regionalit­ät von Produkten auseinande­rzusetzen.

Schauer freut sich, dass die Stadtverwa­ltung das seitherige Isnyer Logo durch das Emblem „Fairtrade Town Isny“zugunsten permanente­r Wahrnehmun­g im Erscheinun­gsbild auf allen Ebenen ergänzen will. So sollen etwa Rollups in Auftrag gehen, die bei städtische­n Veranstalt­ungen aufgestell­t werden. Ein wirkungsvo­lles Zeichen wäre auch, an Markttagen ein Banner vom Rathausbal­kon zu hängen. Mit der Isny Marketing GmbH sei besprochen, einen der eventuelle­n Feierabend­märkte der „fairen Stadt“zu widmen. Mit der VHS solle geklärt werden, welche spezifisch­en Fair-Trade-Themen ins Programm wandern könnten. Für sinnvoll hält Schauer zuletzt, mindestens einmal im Quartal mit einem Stand auf dem Wochenmark­t über den fairen Handel zu informiere­n.

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FOTO: WALTER SCHMID Irene Schauer

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