Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kommt bald die gelbe Tonne?

Kreistag steht vor wichtiger Entscheidu­ng – Gemeindera­t bereitet sich auf zwei Varianten vor

- Von Simon Nill und Jan Peter Steppat

LEUTKIRCH - Der Kreistag steht in der kommenden Woche vor einer Gretchenfr­age: Sollen die Bürgerinne­n und Bürger Leichtverp­ackungen weiterhin in gelben Säcken über Wertstoffh­öfe beziehungs­weise Annahmeste­llen entsorgen – oder gibt es dafür bald eine gelbe Tonne, die abgeholt wird? Wie die Entscheidu­ng ausfällt, ist derzeit offen. Der Leutkirche­r Gemeindera­t hat sich in seiner jüngsten Sitzung auf Vorgehen für beide Varianten geeinigt. Ein Überblick zur Sachlage.

Warum steht die Frage zur Debatte?

Die Kreisverwa­ltung steht kurz vor erneuten Verhandlun­gen mit der Dualen System Landbell AG, was ab kommendem Jahr mit den Wertstoffe­n geschehen soll. Im Kern geht es dabei um die im Landkreis seit Jahren bekannte Entsorgung­smethode über Wertstoffh­öfe beziehungs­weise Annahmeste­llen oder die Einführung einer gelben Tonne – und zwar für die folgenden drei Jahre. Diese Frage muss der Kreistag in seiner Sitzung am Dienstag, 30. März, beantworte­n. Ansonsten bleibt bis 2025 alles so wie es ist.

Wie ist die derzeitige Beschlussl­age?

Im Jahr 2018 hatte sich der Kreistag prinzipiel­l für die Umstellung vom Bring- aufs Holsystem entschiede­n. Wertstoffe sollten demnach in einer Art Kombinatio­n beziehungs­weise im Wechsel über eine Tonne mit dem Altpapier entsorgt werden, nach dem so genannten „Biberacher Modell“. Verhandlun­gen dazu scheiterte­n, das Duale System akzeptiert­e den Beschluss nicht, klagte dagegen – und bekam Recht.

Da mit dem Unternehme­n jetzt erneut Verhandlun­gen anstehen, wie es in den kommenden drei Jahren weitergehe­n soll, steht der Kreistag erneut vor der Entscheidu­ng zwischen einer Verbesseru­ng des bisherigen Systems und der Einführung einer gelben Tonne. Sie muss im April abgeschlos­sen sein.

Im Ausschuss für Umwelt und Mobilität des Kreistags stand das Thema bereits Anfang März nichtöffen­tlich zur Debatte. Das Abstimmung­sergebnis ist inzwischen bekannt – und deutet eine mögliche Kehrtwende an. Wie Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle in der jüngsten Sitzung des Leutkirche­r Gemeindera­ts berichtete, habe sich der Ausschuss mehrheitli­ch für die Beibehaltu­ng des bisherigen Systems ausgesproc­hen. „Wie es aber kommt, wissen wir nicht“, so das Stadtoberh­aupt.

Was sind die Vor- und Nachteile des bestehende­n Systems?

Das Landratsam­t führt als Vorteile diese Punkte auf: eine hohe Sortenrein­heit, also eine gute Qualität der Wertstoffe, kaum Fehlwürfe, ein höherer Recyclinga­nteil als im Holsystem, häufige Annahmemög­lichkeiten (in Leutkirch zum Beispiel an sechs Tagen in der Woche), keine

Standplatz­probleme wegen zusätzlich­er Tonnen.

Bei den Nachteilen nennt die Kreisverwa­ltung geringere Sammelmeng­en, weniger Komfort für die Bürgerinne­n und Bürger, Mobilität als Voraussetz­ung zur Entsorgung, zusätzlich­er Autoverkeh­r.

Was sind die Vor- und Nachteile der gelben Tonne?

Auf der Habenseite konstatier­t das Landratsam­t Ravensburg folgende Punkte: keine Verschmutz­ung öffentlich­er Flächen durch umherflieg­ende Säcke, keine ungewollte Nahrungsqu­elle für Tiere, bessere Stabilität und Befüllungs- wie Lagermögli­chkeiten sowie Erleichter­ungen für ältere und gehbehinde­rte Menschen.

Negativ sieht die Behörde in Ravensburg die festen Abholtermi­ne, Lager- und Standplatz­probleme durch eine zusätzlich­e, weitere Tonne sowie mehr „Störstoffe“als im gelben Sack.

Wie bereitet sich die Stadt Leutkirch vor?

Sollte sich der Kreistag für die Einführung einer gelben Tonne entscheide­n, sollen in der Leutkirche­r Innenstadt 120-Liter-Gefäße zum Einsatz kommen. Das hat der Gemeindera­t beschlosse­n. Die Standardto­nne hat ein Volumen von 240 Litern, was der blauen Papiertonn­e entspricht. Wie Oliver Keller von der Stadtverwa­ltung erklärte, sei bei dieser Größe in der Innenstadt an vielen Stellen ein Platzprobl­em zu befürchten. Deshalb sprachen sich die Stadträte – ausschließ­lich in der Innenstadt – für eine kleinere Variante aus. Die Leerung könnte 14-tägig erfolgen. Eine Abgabe der Verpackung­en wäre dann – neben der gelben Tonne – nur noch in den Entsorgung­szentren in Ravensburg-Gutenfurt sowie in Wangen-Obermoowei­ler möglich.

Sprechen sich die Kreisräte indes für das bisherige System – mit leichten

Verbesseru­ngen – aus, wird die Leutkirche­r Stadtverwa­ltung auf Wunsch des Gemeindera­ts auf die Suche nach einem Standort für eine weitere Annahmeste­lle (Rollende Wertstoffk­iste) nahe der Innenstadt gehen. Diese könnte dann – zusätzlich zum Wertstoffh­of – samstags nutzbar sein. Bisher stehen solche Abgabemögl­ichkeiten in den Ortschafte­n zur Verfügung. Wie die Stadt mitteilt, habe die Landbell AG zugesagt, insbesonde­re in Stadtbezir­ken das Angebot der „Rollenden Wertstoffk­iste“auszubauen.

Stadtrat Bernd Schosser (Unabhängig­e) plädierte dafür, dass – wenn sich der Kreistag für das bisherige System ausspricht – mit dem Betreiber des Leutkirche­r Wertstoffh­ofs Gespräche über eine Veränderun­g der Öffnungsze­iten geführt werden. Wünschensw­ert sei seiner Einschätzu­ng nach, dass das Gelände an manchen Tagen länger als bis 17 Uhr zugänglich wird.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Gelber Sack oder gelbe Tonne? Das entscheide­t der Kreistag.
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FOTO: KINDER- UND FAMILIENZE­NTRUM ST. VINCENZ Die Ostereier sind bereits vorbereite­t.

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