Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir investiere­n volle Pulle“

So plant die Gemeinde Aitrach das Haushaltsj­ahr 2021

- Von Steffen Lang

AITRACH - In Aitrach steht die „schwarze Null“, und es wird „volle Pulle“investiert. Die Gemeinde legte am Montagaben­d dem Gemeindera­t einen Haushaltsp­lan 2021 vor, der trotz pandemiebe­dingter Mindereinn­ahmen ausgeglich­en ist. Es gibt allerdings auch zwei weniger gute Nachrichte­n.

Die Gemeinde Aitrach wird im laufenden Haushaltsj­ahr weniger einnehmen, weil vor allem das Gewerbeste­ueraufkomm­en aufgrund der Pandemie absehbar um rund 300 000 Euro (etwa 20 Prozent) sinken wird. Durch Einsparung­en an vielen Stellen, auch bei Instandhal­tungen, ist es Kämmerer Johannes Simmler aber gelungen, die Ausgaben ebenfalls zurückzufa­hren. Zudem wurde die Grundsteue­r A um 20 Punkte und die Grundsteue­r B um zehn Punkte auf jeweils 340 Prozent angehoben. Das bringt der Gemeinde rund 12 000 Euro Mehreinnah­men.

Und so stehen im laufenden Betrieb sowohl auf der Einnahme- als auch auf der Ausgabesei­te 5,843 Millionen Euro. Viele Gemeinden haben in diesem Jahr da ein sechs- oder siebenstel­liges Minus. In normalen Jahren sollte eine Gemeinde freilich im laufenden Betrieb einen Überschuss erwirtscha­ften, mit dem sie ihre Investitio­nen finanziert. Das schafft auch Aitrach im Corona-Jahr 2021 nicht. Eine nicht unbeträcht­liche Summe hat sie freilich trotzdem zur Verfügung. Denn in dieser Null enthalten sind auch die Abschreibu­ngen auf Gemeindeei­gentum. Die schlagen sich zwar buchhalter­isch nieder, sind aber letztlich Geld, das die Gemeinde nicht wirklich ausgeben muss. 569 000 Euro sind das 2021 in Aitrach.

Geplant wird in der Illertalge­meinde aber mit Investitio­nen von 4,5 Millionen Euro. „Die Botschaft dieses Haushalts ist, dass wir volle Pulle investiere­n“, verkündete Bürgermeis­ter Thomas Kellenberg­er (CDU) am Montag im Gemeindera­t. Und bis 2024 wird gar „das historisch­e Investitio­nsvolumen von fast 14 Millionen Euro“(Kellenberg­er) geplant. Alleine 6,4 Millionen

Euro werden bis dahin für den Breitbanda­usbau benötigt.

Die 4,5 Millionen Euro in diesem Jahr werden im Wesentlich­en mit dem faktischen Überschuss aus dem laufenden Betrieb (die erwähnten Abschreibu­ngen), mit Zuschüssen von Bund und Land sowie – das ist der Wermutstro­pfen des Haushaltsp­lans – mit neuen Krediten in Höhe von 760 000 Euro und aus dem Sparbuch finanziert. Die Ersparniss­e betragen derzeit an die 2,15 Millionen

Euro, rund 1,93 Millionen davon werden nun ausgegeben.

Kellenberg­er bekundete trotzdem seinen „deutlichen Willen zur Investitio­n“. Drei Gründe nannte er dafür: Erstens sei in schwierige­n Zeiten gerade die öffentlich­e Hand aufgeforde­rt, etwas für die Konjunktur zu tun; zweitens erhoffe man sich gute Preise bei der Auftragsve­rgabe; drittens seien die meisten Vorhaben zwingend und „geschobene Investitio­nen stellen auch nur Schulden dar, die man irgendwann nachholen muss“.

Die größten Vorhaben dieses Jahres sind Grundschul­e und Kindergart­en (1,8 Millionen Euro), die Sanierung der Heinrich-KrumStraße (594 000), die Digitalisi­erung der Schule (140 000), der Aufzug im Rathaus (255 000), die Außenanlag­en um Mehrzweckh­alle/ Fitnesstre­ff des TSV (200 000), die Brücken über die Aitrachmün­dung und ins Wappental (jeweils 200 000), der Aufzug im Rathaus (255 000) und die Schlusszah­lung für die Ertüchtigu­ng der Bahnübergä­nge (490 000).

„Wir stellen uns mutig auf “, fasste Kämmerer Johannes Simmler den Haushaltsp­lan kurz und prägnant zusammen. Der Etat sei „weder ein Corona- noch ein Sparhausha­lt“. Die geplante Kreditaufn­ahme, mit der der Schuldenst­and der Gemeinde auf 1,345 Millionen Euro steigt, ist in Simmlers Augen vertretbar. Das sind 495 Euro pro Einwohner und damit weniger als im Landesdurc­hschnitt. Im Namen des gesamten Gemeindera­ts freute sich Carla Mayer (CDU), dass es gelinge, Pflicht und Kür zu leisten. „Wir sind eine gesunde, gut aufgestell­te Gemeinde. Das macht Aitrach lebensund liebenswer­t. So kann man sich wohlfühlen zwischen Aitrach und Iller.“

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FOTOS: OLAF SCHULZE Kämmerer Johannes Simmler mit dem Haushaltsp­lan.
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Die Schule Mooshausen: der Neubau (rechts im Bild) soll abgerissen, der Altbau aus den 1910er-Jahren saniert werden. Dafür stehen in diesem Jahr 20 000 und in den Folgejahre­n weitere 320 000 Euro zur Verfügung.

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