Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Am Weiher und unterm Walnussbaum
Drei junge Isnyer Forscher siegen beim 28. Naturtagebuch-Wettbewerb des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Baden-Württemberg
ISNY - Drei Kinder aus Isny, der elfjährige Philipp Wolf sowie die neunjährige Greta Hege und Mirja Schättiger, ihre um ein Jahr jüngere Freundin, haben im Naturtagebuch-Landeswettbewerb der BUND-Jugend Baden-Württemberg je einen ersten Platz errungen. Mehr als 700 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren hatten aktiv mitgemacht.
Philipp Wolf brachten die Beobachtungen eines Walnussbaums einen ersten Platz im Einzelwettbewerb. Die Wahl seines Forschungsobjekts begründete er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“lachend: „Aus Fauhlheit.“Der nach seiner Schätzung rund sieben Meter hohe Baum steht im Garten der Nachbarn in der Rainsiedlung.
In seinem Tagebuch hielt er fest, welche Vögel sich wann in der Krone tummelten und beschrieb, wie ein Eichhörnchen eine Walnuss knackt: „Zunächst schabt es mit den unteren Schneidezähnen ein Loch in die Schale, passt ein Zahn hinein, dient er als Hebel, mit dem es die Schale sprengt.“
Außerdem fand Philipp heraus, wie lange es dauert, bis aus eingepflanzten Walnüssen neue Bäumchen wachsen: Nach gut sieben Wochen durchbrachen die Keime die Schale, am Ende maß der größte der kleinen Walnussbäume 33 Zentimeter. Einen habe er verschenkt, „die zwei anderen bleiben erst mal im Topf und kommen dann in den Wald vom Opa“, erzählt Philipp. Wobei er kurzfristig einen Schreck bekommen habe, weil er die Setzlinge zu früh rausgestellt hatte „und sie die Blätter verloren haben“.
Seine Beschreibungen reicherte er mit Fotos und Zeichnungen an, die BUND-Jury lobte: „Philipp hat ein Naturtagebuch geschaffen, das schön gestaltet ist, beim Lesen Freude bereitet und bei dem man außerdem noch sehr viel über Walnussbäume lernen kann – super!“
Mirja Schättiger und Greta Hege nahmen für ihr Naturtagebuch dagegen zahlreiche Fußmärsche in Kauf: Inspiriert vom BUND-Jahresthema „Gewässer – von der Quelle bis zum Meer“erforschten sie die zwei kleinen Weiher und den Bach hinterm Pumpenhäuschen an der Birkenallee ins Rotmoos.
Über fast das gesamte Jahr 2020 hinweg dokumentierten sie Veränderungen an den dort wachsenden Pflanzen, beobachteten die Entwicklungsphasen von Froschlaich und organisierten mit ihren Familien eine Müllsammelaktion. „Echte Umweltschützerinnen!“, lobte die BUND-Jury die beiden Mädchen und stimmte mit ihnen überein: „Trotz Corona ist es gut geworden“, was einen ersten Platz im Gruppenwettbewerb bedeutete.
Beim Fototermin für die Zeitung kündigten Mirja und Greta an, unabhängig vom NaturtagebuchWettbewerb auch dieses Jahr ganz genau hinschauen zu wollen, was sich an der Birkenallee tut, berichten die beiden Mädchen aufgeregt. Denn seit wenigen Wochen sind Spuren eines Bibers an „ihren“Gewässern zu finden. Einen Baum hat er schon angenagt, weshalb der
Stamm inzwischen mit einem Drahtgitter geschützt wurde. „Der hat seine Burg an einem Bach hinten im Wald am Segelflugplatz“, haben die Grundschülerinnen schon herausgefunden, für neue Forschungen gibt es also jede Menge Stoff.
Brigitte Dahlbender, promovierte Biologin und Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, äußert sich in einer Pressemitteilung zum Wettbewerb 2020 begeistert über die Ergebnisse, die die Kinder eingereicht hatten: „Tausende Naturtagebücher sind seit dem Start 1993 entstanden. Die Kinder kommen früh und intensiv mit der Natur in Berührung, das macht sie später als Erwachsene zu verantwortungsvollen Naturschützern.“Damit leiste die BUND-Jugend BadenWürttemberg „einen immens wichtigen Beitrag für die Umweltbildung und den Naturschutz in unserem Land.“
Ladi Oblak, die langjährige Leiterin des Naturtagebuch-Projekts, ergänzt: „2020 war für alle, aber ganz besonders für Kinder ein hartes Jahr. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade jetzt, wo Kinder schlagartig noch mehr Zeit mit digitalen Geräten verbringen, das unmittelbare Naturerleben wichtiger ist denn je. Das bestätigen uns auch Zuschriften von Eltern und Lehrern. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass uns dieses Jahr noch mehr tolle Tagebücher erreicht haben als zuvor.“
Generell soll der Wettbewerb Kinder, Schulklassen und Gruppen für die Natur und Naturschutz begeistern. Sie sind seit 1993 aufgerufen, ein Tier, eine Pflanze oder einen Lebensraum von Tieren und Pflanzen zu beobachten und zu dokumentieren. Begleitend erscheint vierteljährlich ein Mitmach-Magazin, in dem das Wettbewerbs-Maskottchen „Manfred Mistkäfer“Anregungen und Informationen für Kinder, Eltern, Lehrer und Gruppenleiter bietet. Die Stiftung Naturschutzfonds
Baden-Württemberg förderte die Naturtagebücher-Aktion 2020 laut Mitteilung mit 33 200 Euro, und auch der ökologische Energieversorger ElektrizitätsWerke Schönau (EWS) gehört zu den Förderern.