Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Beuren bekommt neuen Kindergart­en

Gemeindera­t stimmt mehrheitli­ch für Neubau – Denkmalamt zerschlägt Pläne für Anbau

- Von Jeanette Löschberge­r

ISNY - Das ehemalige Pfarrhaus in Beuren, das seit vielen Jahren als Kindergart­en genutzt wird, platzt aus allen Nähten. 36 Kinder können dort aktuell betreut werden, bis zum Sommer 2022, wurde von Anita Gösele, die bei der Stadtverwa­ltung für Kindergärt­en zuständig ist, ein Bedarf von 43 bis 47 Kindern festgestel­lt. Dieser wird in den kommenden Jahren auf bis zu 60 Kinder anwachsen. In einer Machbarkei­tsstudie hat die Kirchengem­einde zwei Bauvariant­en erarbeiten lassen. Ein Anbau an das bestehende Gebäude ist aus Gründen des Denkmalsch­utzes jedoch nicht möglich.

Aus der SPD-Fraktion stößt diese Ablehnung auf komplettes Unverständ­nis. Eine weitere Prüfung der Anbaupläne schlägt Stadtrat Peter Clement daher vor. Sein Fraktionsk­ollege Wolf-Dieter Massoth ist auch dieser Meinung: „Wir sollten mit dem Denkmalamt nochmal in Gespräche kommen, sodass man einen Anbau vielleicht doch realisiere­n könnte.“Außerdem bittet er, den Beschlussv­orschlag zu ändern. In dieser frühen Planungsph­ase schon über einen Neubau abzustimme­n, komme für ihn nicht in Frage. Er werde nicht zustimmen, dies sei als Signal an das Denkmalamt zu werten.

Edwin Stöckle sieht den Kindergart­en als „spannendes Projekt“. „Kinder sind ein hohes Gut“, sagt er, „do derfs oin it ruia“. Dennoch formuliert er folgende Fragen: „Wer ist der Bauherr? Wer sucht den Architekte­n aus? Wem gehört der Kindergart­en dann? Was passiert mit dem Bestandsge­bäude? Haben sie unsere finanziell­e Situation im Blick?“

Diese werden von Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r teils abgeschmet­tert: „Wir haben viele der Fragen bereits im Verwaltung­sausschuss, in nicht öffentlich­er Sitzung diskutiert.“Dies wird von den meisten Gemeinderä­ten mit Applaus quittiert, die eine weitere ausladende Diskussion im Gemeindera­t vermeiden möchten. Bei der endgültige­n Abstimmung enthalten sich alle vier SPD-Räte.

Gösele versichert dennoch: „Wir sind in guten und fairen Gesprächen mit der Diözese und der Kirchengem­einde“. Der Verwaltung­sausschuss werde über die nächsten Schritte natürlich weiter informiert. Das Denkmalamt habe sich hier ganz klar ausgedrück­t, sagt Magenreute­r. Der Anbau sei damit vom Tisch. Sobald der Anbau größer sei als das bestehende Gebäude, werde das nicht genehmigt.

Auch der Ortschafts­rat habe das Projekt bereits ausgiebig diskutiert, sagte Silvia Ulrich, Ortsvorste­herin von Beuren. In Abstimmung mit der Kirchengem­einde wurde ein Gesamtbeda­rf für zwei Kindergart­engruppen, eine Kleingrupp­e und flexible Räumlichke­iten für Kleinkind- oder Kindergart­enbetreuun­g gesehen und dafür ein Raumprogra­mm erstellt. Dies sei in einem Anbau, der die Gruppen trenne, ohnehin nicht sinnvoll möglich, erläutert Gösele. Offene Kindergart­enarbeit sehe anders aus. Das entspreche nicht mehr der Pädagogik von heute. „Wir brauchen einen Kindergart­en, der insgesamt gut zu betreiben ist und in dem das Personal dort gut arbeiten kann.“Barrierefr­eiheit sei ebenfalls eine Maßgabe.

Für den Neubau werden die Kirche und Diözese ein Grundstück südlich der Leichenhal­le, neben dem Friedhof einbringen, erläutert Gösele. Außerdem erklärt sie: „Bisher waren 30 Prozent Beteiligun­g für die Kirche vorgesehen.“Das könne diese aber nicht stemmen.

85 Prozent der Baukosten würden demnach für die Stadt fällig. Das seien, je nach Bauweise 1,7 Millionen Euro (Massivbauw­eise) oder 1,8 Millionen Euro (Holzbauwei­se). Die restlichen 15 Prozent würde die Kirche tragen.

Bisher sind im Haushaltsp­lan 2021 und mittelfris­tig insgesamt 1,26 Millionen Euro berücksich­tigt. Ein Zuschuss aus dem Ausgleichs­stock werde für 2022 beantragt.

Aus Sicht des Ortschafts­rats appelliert Ortsvorste­herin Ulrich: „Kinder sind unsere Zukunft. Wir sind froh, dass sich Eltern wieder für mehr Kinder entscheide­n, aber sie kosten uns auch Geld. Der Ortschafts­rat hat sich sehr intensiv mit dem Thema auseinande­rgesetzt“, versichert sie. Da der Denkmalsch­utz einen Anbau als nicht genehmigun­gsfähig eingestuft habe, votiere er für einen Neubau. Ulrich bittet die Verwaltung und Gemeinderä­te diesem Schritt zuzustimme­n.

Für die Fraktion der Freien Wähler spricht Miriam Mayer: „Wir haben lange diskutiert im Verwaltung­sausschuss. Auch innerhalb der Fraktion haben wir uns noch einmal ausführlic­h besprochen. Dort sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir Beschlüsse, die aus den Ortschafte­n kommen, nicht in Frage stellen werden. Auch wenn es weh tut, und auch wenn die Kirche weniger zahlt als noch vor ein paar Jahren, kommen wir um den Neubau nicht herum. Das ist die Lebensader einer Ortschaft, die Familien, die dort leben, und das Ortsleben sind davon abhängig.“

Ulrich bedankt sich für diese Stellungna­hme: Der Ortschafts­rat habe sich diese Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber für die Kinder und deren Zukunft sei das einfach wichtig. Die Ortsvorste­herin hofft, mit einer „strammen Planung“bereits im Kindergart­enjahr 2022/23 einziehen zu können.

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FOTO: STADT ISNY Der Kindergart­en in Beuren bekommt schon im nächsten Jahr Platzprobl­eme, wenn bis zu 47 Kinder ihren Platz in Anspruch nehmen.

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