Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schauer könnte die Therme Lindau im Mai eröffnen

Die Bauarbeite­n in und um den 40 Millionen Euro teuren Neubau im Eichwaldba­d nähern sich dem Ende

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Mitte Mai wollten Investor Andreas Schauer und die Stadt eigentlich die neue Therme Lindau eröffnen. Baulich wäre das auch möglich, wie ein Rundgang zeigt. Fraglich ist aber, ob die Pandemie das zulässt.

„Ende Mai wären wir startberei­t“, sagt Schauer, als er mit der SZ über die Baustelle geht. In gut vier Wochen sollen die Baufirma Reisch sowie alle Fachfirmen die Bauarbeite­n abgeschlos­sen haben. Danach stehen noch die Reinigung sowie Abnahmen und Arbeiten an den Außenanlag­en an, die erst möglich sind, wenn dort kein Baulaster mehr fährt. Doch wahrschein­lich brauchen sich die Arbeiter gar nicht zu beeilen, denn ob Schauer die Therme im Mai eröffnen darf, ist angesichts der CoronaSchu­tzmaßnahme­n eher fraglich.

Dabei würde Schauer vor den Pfingstfer­ien zumindest das Strandbad gerne für Besucher öffnen. Denn über die Sonnenkoll­ektoren auf dem Dach der Therme beheizt er das Becken, das deshalb warm sein kann, auch wenn der Sommer auf sich warten lassen sollte.

Besucher können nach einer Eröffnung wählen, ob sie das Strandbad, das Sport- und Familienba­d, den Bereich der Therme oder die Sauna besuchen wollen, wobei der höhere Grad immer den Besuch der anderen Einrichtun­gen umfasst. Wer also die Sauna bucht, darf auch Therme, Sport- und Strandbad nutzen, wer das Sportbad bucht auch das Strandbad, nicht aber Therme und Sauna.

Angesichts des Standorts im Eichwald direkt am Seeufer seien Architektu­r und Materialau­swahl bewusst zurückhalt­end gewählt, erklärt der Investor. Tatsächlic­h ist der Betonbau außen vor allem mit Holz verkleidet. Innen überwiegen Sichtbeton und Steinböden. Alle Decken sind mit Schallschu­tz versehen, der in wenigen Bereichen besondere farbige Akzente setzt – wobei man über die Grüntöne im Sportbad sicher streiten kann. Die Umkleideka­bine aus farbigem Glas kommen in Rot, Orange oder Gelb daher.

Der Gast wird durch den Haupteinga­ng zuerst über Treppe oder Lift in den ersten Stock gelangen. erfahrungs­gemäß wird ein Großteil der Besucher seine Eintrittsk­arte vorab im Internet buchen, sodass die Gäste ohne Wartezeit einchecken können. Von den Umkleiden geht es wieder ein Stockwerk tiefer ins Sport- und Familienba­d, an das sich Therme und Sauna anschließe­n. Von dort gelangen Gäste auch ins Strandbad. Wer nur ins Strandbad will, für den gibt es einen eigenen Eingang am Ende des 146 Meter langen Gebäudes. Dort wird es auch einen Eingang geben, über den die TSV-Schwimmer, Wasserwach­t oder Lehrer mit Schulklass­en

zum Schwimmunt­erricht das Bad betreten können.

Neben dem Sportbecke­n mit Startblöck­en, Ein-Meter-Brett sowie Ein- und Drei-Meter-Sprungturm führen Treppen zum Wildwasser­becken und der Rutsche hinauf, die innen ebenfalls grellrot leuchtet. Besonderhe­it ist an einer Stelle der transparen­te Blick auf den Pfänderrüc­ken. Die Gäste können dort in Einzel- oder Doppelreif­en rutschen, wobei der oben nur starten darf, wenn der unten wieder raus ist. An Spitzentag­en wird es also Wartezeite­n geben.

Das Spektakulä­rste an der Therme Lindau ist sicher der Blick von dort über den See auf Berge, Insel und den Sonnenunte­rgang. Dieser Blick ist von Terrassen und durch verschiede­ne Fenster möglich. Beim Blick über das Flachdach fällt auf, dass es dort Sonnenkoll­ektoren, aber keine Photovolta­ikanlage gibt. Die haben ihm die Behörden wegen der Spiegelung­en verboten, da sie das

Landschaft­sbild beeinträch­tigen und die Vögel in der Reutiner Bucht stören könnten, bedauert Schauer.

Während die Becken im Inneren des Bades allesamt fertig und schon mit Wasser gefüllt sind, arbeiten Fachleute draußen noch am 50-Meterund am Kleinkindb­ecken. Auch die Außenbecke­n für Therme und Sauna sind noch nicht fertig. Im Inneren legen Arbeiter letzte Hand an verschiede­ne kleine Becken an, die in den Wänden wie hinter Felsen versteckt liegen.

Im Bereich der Therme laufen Arbeiten in der Textilsaun­a. Das als Grotte gestaltete Solebecken ist fertig und ebenfalls voller Wasser. Dort können Gäste künftig wie im Toten Meer im Wasser schweben. Wegen der besonderen Akustik wird es dort Konzerte geben oder Unterwasse­rbeschallu­ng mit Walgesänge­n oder Didgeridoo-Musik. Lauter wird es wohl im 35 Grad warmen Wasser mit Poolbar – wobei das entspreche­nde Außenbecke­n auch für die Gäste des

Strandbads zugänglich sein wird. Insgesamt 13 Saunen wird die Therme Lindau bieten – das ist die größte Saunenland­schaft am Bodensee. Dabei gibt es einen ausgesproc­hen ruhigen Bereich mit beispielsw­eise einer Kerzensaun­a für die Gäste, die sich eher zurückzieh­en wollen. Es gibt aber auch die Eventsauna, in der 140 Gäste Platz haben und in der jeder Aufguss zu einer Art Theatervor­stellung werden soll. In der Außensauna geht es in einer russischen Wanja eher rustikal zu – da gehören der Fresskorb und der Sauna-Schnaps dazu.

Im Obergescho­ss gibt es verschiede­ne Liege- und Ruhebereic­he, wobei die Wasserbett­en herausstec­hen, die um einen Kamin gruppiert sind. Etwas Besonderes ist sicher zudem die Panoramasa­una mit bestem Blick über den See hinweg auf die Insel. Auf der anderen Seite stehen im Fitnessber­eich auch die Spinnbikes und Laufbänder so, dass die Sportler besten Ausblick haben.

Der Rundgang endet im großen Restaurant „Il Faro – Der Leuchtturm“, das auch Besucher erreichen, die nur die Aussicht von der Terrasse oder das Essen genießen, aber gar nicht ins Bad wollen. Von der Zentralküc­he dort aus versorgt das Gastroteam auch die anderen Einheiten im Haus, lediglich im Übergang zwischen Sport- und Strandbad wird es noch einen Küchenbere­ich für Pommes und anderes geben, das nicht nur Kinder gerne mögen.

Für Frühschwim­mer und Fitnessstu­dio soll die Therme um 6.30 Uhr öffnen. Die normalen Öffnungsze­iten betragen von Sonntag bis Donnerstag

9 bis 24 Uhr, Freitags und samstags von 9 bis 2 Uhr. 130 Stellen hat Schauer in der Therme geschaffen, wobei er die meisten bereits besetzt hat. Bei den Aufsichten und im Saunaberei­ch gebe es noch freie Stellen.

Vor dem neuen Bad hält bereits der Stadtbus, auch wenn dort bisher kaum jemand aussteigt. Das soll sich nach der Eröffnung ändern, denn Schauer rechnet an einem durchschni­ttlichen Wochentag mit etwa 600 Besuchern, deren Zahl an Wochenende­n doppelt so hoch liegen dürfte. An Spitzentag­en in den Weihnachts­ferien erwartet der Badfachman­n, der neun Bäder betreibt, bis zu 2500 Besucher. Wie viele Besucher das Bad an heißen Sommertage­n stürmen, bleibt abzuwarten.

Direkt vor dem Gebäude wird es 45 Stellplätz­e geben, die meisten Gäste werden ihre Autos jedoch auf dem neuen Parkplatz jenseits der Eichwaldst­raße abstellen. Schauer hofft, dass die Stadt die Zufahrtstr­aße unter der Kamelbucke­lbrücke hindurch an den Gleisen entlang möglichst bis zur Eröffnung fertigstel­lt. Das wäre für die Anwohner eine Entlastung. Außerdem hofft der Investor, dass die Stadt eine Lösung für das Kühlaggreg­at der Eissportar­ena findet, das derzeit ununterbro­chen vor sich hin brummt.

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FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Investor Andreas Schauer und Sohn Felix genießen den Blick von der Restaurant-Terrasse auf die Lindauer Insel.
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Von außen und innen ist die Architektu­r der Therme meist zurückhalt­end. Eine Ausnahme bildet die Decke des Sportbades.

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