Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein gutes Gefühl und viele Sorgen
So läuft der Schulalltag an der kleinen Grundschule in Eintürnen
EINTÜRNEN - Ja, sie sei schon froh, in einer kleinen Grundschule zu arbeiten, sagt Daniela Brillisauer, die Rektorin in Eintürnenberg. 43 Kinder, drei festangestellte Lehrerinnen: „Wir haben hier einfach viel mehr Bezug zu unseren Kindern. Die Wege sind näher, die Kontakte enger.“
In Corona-Zeiten macht sich das bezahlter denn je. „Bei uns gibt es wirklich keinen, von dem ich sagen könnte, wir hätten ihn gar nicht erreicht. Alle Kinder machen mit. Das gibt mir und meinen Kolleginnen ein gutes Gefühl.“
Heile Welt herrscht freilich auch in der kleinen Bad Wurzacher Ortschaft nicht. „Dieser ständige Wechsel von Vorschriften schlaucht ungemein“, berichtet Daniela Brillisauer. „Man organisiert und überlegt dabei schon, ob man es nicht in drei Tagen wieder in die Tonne werfen kann.“
Sie wünscht sich daher nichts so sehnlich wie Beständigkeit, egal in welcher Form. Einfach etwas planen und sich auf etwas einstellen können – für eine längere Zeit.
Oft genug hat sie sich dabei auch schon über den Informationsfluss aus Stuttgart geärgert, beziehungsweise den eben nicht vorhandenen. „Vieles habe ich in den vergangenen Monaten erst aus der Presse erfahren und erst viel später dann als offizielle Mitteilung des Ministeriums.“
Wie lief es zuletzt vor den Osterferien? Seit Anfang März lassen sich die Lehrerinnen und das zweiköpfige Betreuungspersonal der Verlässlichen Grundschule aus Eintürnen zweimal wöchentlich in Maria Rosengarten testen. „Die Schüler sind seit Ende März auf freiwilliger Basis dabei, wobei die Teilnahme noch gering ist“, berichtet Daniela Brillisauer. Zwischen sechs und zwölf Kinder hätten bislang die Testtermine wahrgenommen. „Es ist natürlich auch nicht gerade ein niederschwelliges Angebot“, sagt sie. Der Weg von Eintürnen nach Bad Wurzach ist halt nicht der kürzeste und Fahrgemeinschaften nicht erlaubt.
Und nach Ostern? Kommt der verpflichtende Corona-Test für die Schüler – nach einer Woche Fernunterricht soll dann in der zweiten Woche der Präsenzunterricht wieder beginnen. Doch wer führt die Tests durch? „Wenn ich das wüsste“, sagt Daniela Brillisauer seufzend. „Uns wäre es sehr lieb, wenn das nicht wir Lehrerinnen machen müssten, sondern es dazu Unterstützung von außerhalb gibt“, sagt die Rektorin und denkt dabei zum Beispiel an Eltern, die auch im DRK sind.
Oder aber man bekomme Tests, die die Kinder selbst machen können. „In Bad Waldsee klappt das gut, habe ich erfahren.“Eine große Sorge sei ihr aber, wie man mit einem positiv getesteten Kind umgehen soll. „Man darf es ja auf keinen Fall stigmatisieren beziehungsweise muss man verhindern, dass es sich stigmatisiert fühlt.“
Bereits Pflicht ist auch in Eintürnen das ständige Tragen einer MundNasen-Maske. Das hatte Auswirkungen. Etwa jedes fünfte Kind sei von seinen Eltern daraufhin abgemeldet worden, berichtet Daniela Brillisauer. Entweder weil die Eltern diese Maskenpflicht generell ablehnen oder weil die Kinder damit nicht zurechtkommen.
„Diese Kinder erhalten von uns den Wochenplan zugeschickt und können sich die Materialien über die Lernplattform Moodle herunterladen. Da sind natürlich auch die Eltern besonders gefordert“, weiß die Rektorin und schiebt hinterher: „Online-Unterricht für diese Kinder ist bei uns einfach nicht machbar.“
Im Schulalltag funktioniere die Maskenpflicht „alles in allem“, sagt Daniela Brillisauer. „Aber juhu ruft natürlich keiner.“In Eintürnenberg werde die Maskenpflicht zwar sehr strikt beachtet, aber auch darauf geschaut, dass die Kinder die Möglichkeit haben, sie für eine kurze Zeit abzunehmen. „Jeder kann sich zum Beispiel mal kurz ans offene Fenster stellen und durchschnaufen. Und im Unterricht gehen wir auch mal raus und machen Bewegungsspiele ohne Maske, aber mit Abstand.“
Dagegen herrsche in der großen Pause Maskenpflicht. Und das sei auch mit den Kindern so besprochen und gewollt. „Wir haben sie gefragt, ob sie lieber mit Maske und ohne Abstand draußen spielen wollen oder ohne Maske und dafür Abstand halten müssen. Sie wollen lieber mit Maske miteinander spielen können.“
Um den Lehrplan macht sich Daniela Brillisauer keine Sorgen. „Wir liegen da sehr gut, kaum anders als in normalen Jahren.“Das sei auch, hebt sie hervor, ein Verdienst der Eltern, die zu Hause viel mit ihren Kindern arbeiten.
Sorgen macht sich die engagierte Pädagogin in anderen Bereichen: beim sozialen Miteinander zum Beispiel. „Einige Kinder hatten mit Beginn des Präsenzunterrichts Probleme, sich wieder an Regeln zu halten, ruhig zu sein, wenn ein anderes redet, oder sich wieder daran zu gewöhnen, dass nicht ständig jemand danebensteht und hilft.“
Und was ganz arg fehle sei das, „was Schule neben dem Unterricht ausmacht, was wahnsinnig viel bringt und bei dem die Kinder oft mehr fürs Leben lernen als in Mathe oder Deutsch“, sagt Daniela Brillisauer besorgt. Ausflüge nennt sie als Beispiel, Abschluss- und Einführungsfeiern oder Ausfahrten mit Übernachtung oder den gemeinsamen Besuch von Ried und Moor Extrem. Und nicht zuletzt der Sport, „der bei uns immer einen hohen Stellenwert hatte“. Das Schwimmenlernen führt sie auch noch an. „Wir haben jetzt das zweite Jahr, in dem das nicht möglich ist.“
Die Rektorin ist daher überzeugt: „Viele negative Auswirkungen dieser Zeit werden wir noch merken, wenn die Pandemie schon lange vorüber ist. Denn vieles, was jetzt nicht stattfindet, kann nicht mehr nachgeholt werden.“
Die Hoffnung auf baldige Besserung mögen sie und ihre Kolleginnen dennoch nicht aufgeben. „Wir hoffen immer noch für dieses Schuljahr und bleiben offen für das, was kommt.“