Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Von Großholzle­ute in die weite Welt

„DSL Air Technology“reinigt umweltfreu­ndlich schadstoff­haltige Luft

- Von Walter Schmid

GROSSHOLZL­EUTE - DSL ist die Abkürzung von Dieter Schreiber Luftreinig­ung. Der Ingenieur für Lüftungs-, Klima- und Kältetechn­ik aus Großholzle­ute ist seit 30 Jahren Pionier in der Reinigung von schadstoff­haltiger Luft mittels elektronis­cher und damit umweltvert­räglicher Filtration. Es ist eines der ersten deutschen Unternehme­n, das die Filterrein­igung mit Ultraschal­l im Programm hatte.

Die Anlagen Dieter Schreibers sind in vielen Ländern zu finden, von kleinen Serienmodu­len verschiede­ner Größe bis zu Sondermode­llen, deren Technik und Designe er selbst entwickelt hat. Die näheste Anlage ist bei Jagdwaffen Blaser in Isny zu finden, wo es gesammelt den Öl- und Emulsionsn­ebel der CNC-Fräsmaschi­nen absaugt und reinigt. Ein anderer Großfilter, etwas weiter entfernt, reinigt die Luft zum Beispiel im VW-Werk in Changehun in China. DSL-Anlagen sind sowohl in der Metallvera­rbeitung als auch in der Textilindu­strie im Einsatz.

Großholzle­ute darf sich also nicht nur seines legendären Gasthofes Adler rühmen: Seit 15 Jahren trägt DSL Air Technology den Namen des kleinen Dorfes bei Isny hinaus in die Welt. Inzwischen seien es weit über Tausend Filteranla­gen unterschie­dlichster Dimensione­n, die sogar bei der Nasa im Space Center Housten in Texas im Einsatz sind.

Wer sich zu Fuß oder mit seinem Fahrrad gegenüber des Dorfgemein­schaftshau­ses auf den Weg macht Richtung Hengeleswe­iher, der entdeckt linker Hand hinter der derzeit lichten Buchenheck­e die schlichte, hochgedämm­te, holzversch­alte Montagehal­le der DSL Air Technology GmbH & Co. KG. „In dieser landschaft­lich schönen Umgebung auf der grünen Wiese fand die DSL zur Jahreswend­e 2005 ihr endgültige­s Zuhause“, beginnt der Seniorchef Dieter Schreiber über die Geschichte des kleinen Unternehme­ns zu erzählen. Die beiden Söhne Dirk und Fabian würden im Betrieb in allen Bereichen mitarbeite­n.

In einer Nische in der Halle findet sich eine Besucherec­ke. An der Wand hängen ein paar Bilder des Malers und legendären Architekte­n Friedensre­ich Hundertwas­ser – in den 1960er-Jahren ein Pionier fürs ökologisch­e Bauen. Zwei Geflüchtet­e aus Togo montieren an diesem Nachmittag je ein Filter-Serienmode­ll und machen es für den Versand fertig. Auch ein Flüchtling aus Syrien ist im Betrieb voll integriert. „Meine frühzeitig­e Entscheidu­ng, die Firma nicht autoritär, sondern so menschlich wie möglich zu führen, musste ich nie bereuen.“Und er beginnt ganz von vorne zu erzählen:

Nach Schlosserl­ehre und Studium habe er einige Jahre als Projekting­enieur für Entstaubun­gsanlagen in der Glas- und Keramikind­ustrie gearbeitet, danach einige Jahre im Außendiens­t eines renommiert­en deutschen Luftfilter­unternehme­ns – „parallel war bereits in meinem Kopf die Idee von einer mobilen Ultraschal­lreinigung von Elektrofil­teranlagen als wahrschein­lich effektivst­e materialun­d umweltscho­nenste Form der Filtereini­gung.“

Die DSL habe dann Mitte der 1980er-Jahre am Zeichenbre­tt im eigenen Wohnzimmer in einer Ortschaft im Nordschwar­zwald begonnen. Wer sich für die Technik interessie­rt, müsse sich vorstellen: Filter reinigen zwar die schadstoff­haltige

Abluft aus einer Absauganla­ge, wie aber reinigt man einen Filter umweltfreu­ndlich? „Auf konvention­elle Weise geschah das mit dem Dampfstrah­lgerät und damit landete die schadstoff­haltige Suppe im Kanal oder sofort im Bach“, schildert der Senior die Lage vor rund 30 Jahren. Die Realisieru­ng der Ultraschal­lreinigung in den FilterAnla­gen sei dann der Durchbruch gewesen. „Es war der Türöffner zu den größten deutschen Automobil- und Industrieu­nternehmen.“

Alleinige Ausrichtun­g des Unternehme­ns auf Umsatz- und Gewinnstei­gerung dürfe trotz des Erfolgs nicht das Maß aller Dinge sein, beschreibt der Senior seine Unternehme­nsphilosop­hie.

Faires Verhalten zu Kunden, zu Lieferante­n und zu allen Mitarbeite­nden müsse eigentlich selbstvers­tändlich sein. Etliche Ingenieur-Studenten aus insgesamt 18 Nationen haben bei DSL ihr Industriep­raktikum absolviert. Seit fünf Jahren seien drei Geflüchtet­e fest im Betrieb integriert.

Das weite Herz dieses Unternehme­rs zeigt sich auch in der Einladung zu gemeinsame­n Wanderunge­n mit Kind und Kegel in die Berge, zu Ausflügen und auch zu Grillfeste­n in Schreibers Garten. Bei der DSL werde seit vielen Jahren auf Werbegesch­enke verzichtet.

Damit begründet der Firmenchef eine auch soziale Verantwort­ung seines Unternehme­ns. Das habe nichts mit Undankbark­eit gegenüber Kunden und Lieferante­n zu tun, sondern weil dieses Geld auch gut für Kinderpate­nschaften in einem christlich­en Kinderheim in Südindien aufgehoben sei.

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FOTO: WALTER SCHMID Einer der beiden im Betrieb integriert­en Togolesen bei der Montage eines Serienmode­lls für Luftreinig­ung. Im Hintergrun­d: DSL-Chef Dieter Schreiber.

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