Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kerzengerade, formvollendet, unberechenbar
Mit Queen Elizabeth II. trauert ganz Großbritannien um Prinzgemahl Philip
LONDON - Als Prinzgemahl war der Herzog von Edinburgh, der jetzt im 100. Lebensjahr verstorben ist, bis ins hohe Alter von Königin Elizabeths II. Seite nicht wegzudenken. Stets ein, zwei Schritte hinter der Queen, kerzengerade, diskret, formvollendet – an dieser Aufgabe wäre so mancher Mann aus Philips Generation verzweifelt.
Wenn er wehleidig veranlagt gewesen wäre, hätte der aus deutschem Adel Stammende viel zu klagen gehabt über die Ungerechtigkeit der Welt. Aber alles Zartfühlende wurde dem Enkel des letzten griechischen Königs und Ururenkel Königin Victorias schon als Kind ausgetrieben, spätestens aber auf den Internaten Schloss Salem nahe des Bodensees und im schottischen Gordonstoun. Er gab selten Auskunft über sich und klagte nie. „Ich will jetzt kürzer treten”, teilte er in einem TV-Porträt zum 90. Geburtstag mit. „Ich habe meinen Beitrag geleistet.”
In Wirklichkeit machte der rüstige, stets aufrecht stehende Marineoffizier noch Jahre lang weiter, ehe er im zarten Alter von 96 Jahren alle öffentlichen Termine zur Unterstützung jener 780 Organisationen, bei denen er als Schirmherr agiert hatte, einstellte. Bei großen royalen Terminen tauchte er dennoch weiterhin in der Öffentlichkeit auf, beispielsweise mit gerade frisch eingesetzter künstlicher Hüfte bei der Hochzeit seines Enkels Prinz Harry mit Meghan Markle.
Philips Beitrag zum Fortbestand der Monarchie bestand vor allem in der „beispielhaften Loyalität“für seine Frau, wie der deutsche Queen-Biograf Thomas Kielinger schreibt. Am Freitag würdigte Premierminister Boris Johnson den Verstorbenen als wichtigen Lenker des britischen Königshauses und der Monarchie. Auch dank ihm sei das Königshaus „eine Institution, die unbestreitbar bedeutsam für das Gleichgewicht und das Glück unseres nationalen Lebens bleibt“, sagte Johnson in einer Ansprache vor dem Regierungssitz Downing Street. Vor allem hob Johnson die Rolle Philips als Wegbegleiter der 94 Jahre alten Queen hervor. Er sei „nicht nur als Gemahl an ihrer Seite an jedem Tag ihrer Regentschaft, sondern als Ehemann mehr als 70 Jahre lang ihre Stärke und Stütze“gewesen.
Elizabeth hatte sich mit 13 Jahren in den mittellosen Leutnantsanwärter verliebt und eisern gegen manche Widerstände bei Hof an Philip festgehalten. Der Hochzeit 1947 folgten rasch die beiden Kinder Charles und Anne, später kamen die Prinzen Andrew und Edward hinzu. Nur kurz war dem jungen Paar die glückliche, unbeschwerte Zeit auf Malta vergönnt, wo der Marineleutnant Philip stationiert war. Der Tod Georges VI. im Februar 1952 bedeutete für den gerade 30-jährigen ambitionierten Offizier das Aus der eigenen beruflichen Karriere. Dass