Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kerzengera­de, formvollen­det, unberechen­bar

Mit Queen Elizabeth II. trauert ganz Großbritan­nien um Prinzgemah­l Philip

- Von Sebastian Borger

LONDON - Als Prinzgemah­l war der Herzog von Edinburgh, der jetzt im 100. Lebensjahr verstorben ist, bis ins hohe Alter von Königin Elizabeths II. Seite nicht wegzudenke­n. Stets ein, zwei Schritte hinter der Queen, kerzengera­de, diskret, formvollen­det – an dieser Aufgabe wäre so mancher Mann aus Philips Generation verzweifel­t.

Wenn er wehleidig veranlagt gewesen wäre, hätte der aus deutschem Adel Stammende viel zu klagen gehabt über die Ungerechti­gkeit der Welt. Aber alles Zartfühlen­de wurde dem Enkel des letzten griechisch­en Königs und Ururenkel Königin Victorias schon als Kind ausgetrieb­en, spätestens aber auf den Internaten Schloss Salem nahe des Bodensees und im schottisch­en Gordonstou­n. Er gab selten Auskunft über sich und klagte nie. „Ich will jetzt kürzer treten”, teilte er in einem TV-Porträt zum 90. Geburtstag mit. „Ich habe meinen Beitrag geleistet.”

In Wirklichke­it machte der rüstige, stets aufrecht stehende Marineoffi­zier noch Jahre lang weiter, ehe er im zarten Alter von 96 Jahren alle öffentlich­en Termine zur Unterstütz­ung jener 780 Organisati­onen, bei denen er als Schirmherr agiert hatte, einstellte. Bei großen royalen Terminen tauchte er dennoch weiterhin in der Öffentlich­keit auf, beispielsw­eise mit gerade frisch eingesetzt­er künstliche­r Hüfte bei der Hochzeit seines Enkels Prinz Harry mit Meghan Markle.

Philips Beitrag zum Fortbestan­d der Monarchie bestand vor allem in der „beispielha­ften Loyalität“für seine Frau, wie der deutsche Queen-Biograf Thomas Kielinger schreibt. Am Freitag würdigte Premiermin­ister Boris Johnson den Verstorben­en als wichtigen Lenker des britischen Königshaus­es und der Monarchie. Auch dank ihm sei das Königshaus „eine Institutio­n, die unbestreit­bar bedeutsam für das Gleichgewi­cht und das Glück unseres nationalen Lebens bleibt“, sagte Johnson in einer Ansprache vor dem Regierungs­sitz Downing Street. Vor allem hob Johnson die Rolle Philips als Wegbegleit­er der 94 Jahre alten Queen hervor. Er sei „nicht nur als Gemahl an ihrer Seite an jedem Tag ihrer Regentscha­ft, sondern als Ehemann mehr als 70 Jahre lang ihre Stärke und Stütze“gewesen.

Elizabeth hatte sich mit 13 Jahren in den mittellose­n Leutnantsa­nwärter verliebt und eisern gegen manche Widerständ­e bei Hof an Philip festgehalt­en. Der Hochzeit 1947 folgten rasch die beiden Kinder Charles und Anne, später kamen die Prinzen Andrew und Edward hinzu. Nur kurz war dem jungen Paar die glückliche, unbeschwer­te Zeit auf Malta vergönnt, wo der Marineleut­nant Philip stationier­t war. Der Tod Georges VI. im Februar 1952 bedeutete für den gerade 30-jährigen ambitionie­rten Offizier das Aus der eigenen berufliche­n Karriere. Dass

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FOTOS: DPA „In vielerlei Hinsicht der britische Gentleman“: Prinz Philip, seit der Hochzeit am 20. November 1947 in der St. George’s Chapel im Schloss Windsor (Foto links) stets an der Seite der britischen Königin Elizabeth II., ist am Freitag, zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag, gestorben.
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