Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das Infektions­geschehen bleibt diffus

Ansteckung­en in Leutkirch steigen – Wie die Testzahlen in Corona-Schwerpunk­tpraxen sind

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH/BAD WURZACH - Auch im Landkreis Ravensburg steigt die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen seit einigen Wochen kontinuier­lich an. Vergleichs­weise viele positive Testergebn­isse der vergangene­n Tage stammen aus Leutkirch. In der Allgäu-Stadt sind in diesen Tagen rund 160 aktive Corona-Fälle registrier­t. Wie Oberbürger­meister HansJörg Henle auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte, steckten sich bei Infektione­n mit der britischen Virusmutat­ion vor allem Familienan­gehörige häufiger an als noch im vergangene­n Jahr.

Wird als Bezugsgröß­e die Gesamtzahl der positiven Testergebn­isse im Landkreis Ravensburg herangezog­en – seit Beginn der Pandemie –, ist Leutkirch weiterhin „leicht unterdurch­schnittlic­h“betroffen, betont OB Henle. Auch wenn sich die Infektions­zahlen in der Stadt diesem Durchschni­tt in den vergangene­n Wochen angenähert haben. „Wir haben es weiter mit einem diffusen Geschehen zu tun“, sagt das Stadtoberh­aupt. Größere Ausbrüche an einzelnen Stellen habe es nicht gegeben.

Zwar seien ab und an ein Unternehme­n, eine Schulklass­e oder andere Einrichtun­gen von Corona-Fällen betroffen. Glückliche­rweise habe es dort dann aber immer nur einzelne positive Testergebn­isse gegeben. Neu sei in Bezug auf die britische Virusmutat­ion, die mittlerwei­le rund 90 Prozent der Ansteckung­en betreffe, dass bei Covid-19-Erkrankung­en häufig ganze Familien betroffen seien. Im Vergleich zum Infektions­geschehen vor einigen Monaten sei das der Hauptunter­schied. „Es ist weiterhin sehr wichtig, sich an die Regeln zu halten“, so Henle.

Je höher die Zahl der Ansteckung­en, desto größer ist auch der Aufwand, den die Stadtverwa­ltung betreiben muss, um Kontakte von Betroffene­n nachzuverf­olgen. „Die Leute sind sehr kooperativ bei der Nachverfol­gung. Sie haben großen Respekt vor der Gefahr einer Infektion“, berichten die zuständige­n Mitarbeite­r aus dem Rathaus. Positiv erwähnt OB Henle zudem, dass es in Leutkirch „so gut wie keine Verstöße“gegen die Quarantäne-Richtlinie­n gebe. Die Bürger hielten sich nach Einschätzu­ng der Verantwort­lichen „sehr gewissenha­ft“an die Corona-Vorschrift­en.

Keine gravierend­en Auswirkung­en auf das kurzfristi­ge Infektions­geschehen sieht Oberbürger­meister Henle in den mobilen Corona-Testungen, die seit einiger Zeit vor dem Rathaus in Zusammenar­beit mit dem

DRK-Ortsverein stattfinde­n. Die Zahl der positiven Ergebnisse sei dabei überschaub­ar. Während an vielen Tagen keine oder lediglich eine Person mit dem Virus infiziert war, seien es am Montag drei gewesen. Am Dienstag folgte allerdings wieder ein Tag ohne eine Neuinfekti­on im Rahmen der Schnelltes­t-Aktion. Dass die Erkrankung­en in Leutkirch „breit verteilt“sind, bestätigt auch Brigitte

Schuler-Kuon. Sie ist eine der Hausärztin­nen und Hausärzte, die die Corona-Schwerpunk­tpraxis im ehemaligen Leutkirche­r Krankenhau­s betreiben. Untersucht und vor allem getestet werden dort weiterhin Patienten aus der Umgebung mit Krankheits­symptomen sowie Kontaktper­sonen von Infizierte­n.

„Wir haben weiter hohe Testzahlen“, sagt Schuler-Kuon im SZGespräch. Zwischen 20 und 40 Patienten werden dort täglich abgestrich­en. „Es gibt viele positive Ergebnisse und Ansteckung­en mit der britischen Mutante.“In Zahlen ausgedrück­t bedeutet das nach Schätzung der Allgemeinm­edizinerin, dass bei etwa 50 bis 60 Prozent der Patienten das Coronaviru­s nachgewies­en wird. Auffällig ist laut Schuler-Kuon zudem, dass einige Betroffene „extrem lange“erkrankt sind und mehrfach positiv getestet werden.

Zum Kreis der Corona-Schwerpunk­tpraxen zählt seit Juli 2020 auch die Bad Wurzacher Praxis von Boris Pfanzagl-Vulic. Wie der Allgemeinm­ediziner auf Anfrage mitteilt, werden viele Patienten mit CoronaSymp­tomen von anderen Bad Wurzacher Hausärzten in seine Praxis verwiesen. Gleichzeit­ig hat PfanzaglVu­lic aber weiterhin seine normale Sprechstun­de.

„Momentan halten sich die Corona-Patienten in Grenzen. Wir haben zwischen fünf und zehn Abstriche pro Tag“, schreibt er. In der Vergangenh­eit, vor allem zwischen November und März, seien es auch mal bis zu 20 Tests pro Tag gewesen. Allerdings gebe es in Bad Wurzach auch zunehmend Hausärzte, die mittlerwei­le selbst testen. Die Zahl der positiven Befunde pro Woche schätzt Pfanzagl-Vulic auf zwischen zwei und vier.

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ARCHIVFOTO: SIMON NILL In der Corona-Schwerpunk­tpraxis wird weiterhin fleißig getestet.

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