Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Das Infektionsgeschehen bleibt diffus
Ansteckungen in Leutkirch steigen – Wie die Testzahlen in Corona-Schwerpunktpraxen sind
LEUTKIRCH/BAD WURZACH - Auch im Landkreis Ravensburg steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen seit einigen Wochen kontinuierlich an. Vergleichsweise viele positive Testergebnisse der vergangenen Tage stammen aus Leutkirch. In der Allgäu-Stadt sind in diesen Tagen rund 160 aktive Corona-Fälle registriert. Wie Oberbürgermeister HansJörg Henle auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärte, steckten sich bei Infektionen mit der britischen Virusmutation vor allem Familienangehörige häufiger an als noch im vergangenen Jahr.
Wird als Bezugsgröße die Gesamtzahl der positiven Testergebnisse im Landkreis Ravensburg herangezogen – seit Beginn der Pandemie –, ist Leutkirch weiterhin „leicht unterdurchschnittlich“betroffen, betont OB Henle. Auch wenn sich die Infektionszahlen in der Stadt diesem Durchschnitt in den vergangenen Wochen angenähert haben. „Wir haben es weiter mit einem diffusen Geschehen zu tun“, sagt das Stadtoberhaupt. Größere Ausbrüche an einzelnen Stellen habe es nicht gegeben.
Zwar seien ab und an ein Unternehmen, eine Schulklasse oder andere Einrichtungen von Corona-Fällen betroffen. Glücklicherweise habe es dort dann aber immer nur einzelne positive Testergebnisse gegeben. Neu sei in Bezug auf die britische Virusmutation, die mittlerweile rund 90 Prozent der Ansteckungen betreffe, dass bei Covid-19-Erkrankungen häufig ganze Familien betroffen seien. Im Vergleich zum Infektionsgeschehen vor einigen Monaten sei das der Hauptunterschied. „Es ist weiterhin sehr wichtig, sich an die Regeln zu halten“, so Henle.
Je höher die Zahl der Ansteckungen, desto größer ist auch der Aufwand, den die Stadtverwaltung betreiben muss, um Kontakte von Betroffenen nachzuverfolgen. „Die Leute sind sehr kooperativ bei der Nachverfolgung. Sie haben großen Respekt vor der Gefahr einer Infektion“, berichten die zuständigen Mitarbeiter aus dem Rathaus. Positiv erwähnt OB Henle zudem, dass es in Leutkirch „so gut wie keine Verstöße“gegen die Quarantäne-Richtlinien gebe. Die Bürger hielten sich nach Einschätzung der Verantwortlichen „sehr gewissenhaft“an die Corona-Vorschriften.
Keine gravierenden Auswirkungen auf das kurzfristige Infektionsgeschehen sieht Oberbürgermeister Henle in den mobilen Corona-Testungen, die seit einiger Zeit vor dem Rathaus in Zusammenarbeit mit dem
DRK-Ortsverein stattfinden. Die Zahl der positiven Ergebnisse sei dabei überschaubar. Während an vielen Tagen keine oder lediglich eine Person mit dem Virus infiziert war, seien es am Montag drei gewesen. Am Dienstag folgte allerdings wieder ein Tag ohne eine Neuinfektion im Rahmen der Schnelltest-Aktion. Dass die Erkrankungen in Leutkirch „breit verteilt“sind, bestätigt auch Brigitte
Schuler-Kuon. Sie ist eine der Hausärztinnen und Hausärzte, die die Corona-Schwerpunktpraxis im ehemaligen Leutkircher Krankenhaus betreiben. Untersucht und vor allem getestet werden dort weiterhin Patienten aus der Umgebung mit Krankheitssymptomen sowie Kontaktpersonen von Infizierten.
„Wir haben weiter hohe Testzahlen“, sagt Schuler-Kuon im SZGespräch. Zwischen 20 und 40 Patienten werden dort täglich abgestrichen. „Es gibt viele positive Ergebnisse und Ansteckungen mit der britischen Mutante.“In Zahlen ausgedrückt bedeutet das nach Schätzung der Allgemeinmedizinerin, dass bei etwa 50 bis 60 Prozent der Patienten das Coronavirus nachgewiesen wird. Auffällig ist laut Schuler-Kuon zudem, dass einige Betroffene „extrem lange“erkrankt sind und mehrfach positiv getestet werden.
Zum Kreis der Corona-Schwerpunktpraxen zählt seit Juli 2020 auch die Bad Wurzacher Praxis von Boris Pfanzagl-Vulic. Wie der Allgemeinmediziner auf Anfrage mitteilt, werden viele Patienten mit CoronaSymptomen von anderen Bad Wurzacher Hausärzten in seine Praxis verwiesen. Gleichzeitig hat PfanzaglVulic aber weiterhin seine normale Sprechstunde.
„Momentan halten sich die Corona-Patienten in Grenzen. Wir haben zwischen fünf und zehn Abstriche pro Tag“, schreibt er. In der Vergangenheit, vor allem zwischen November und März, seien es auch mal bis zu 20 Tests pro Tag gewesen. Allerdings gebe es in Bad Wurzach auch zunehmend Hausärzte, die mittlerweile selbst testen. Die Zahl der positiven Befunde pro Woche schätzt Pfanzagl-Vulic auf zwischen zwei und vier.