Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Mit viel Liebe zur Sache und zu den Menschen“

Pater Paulus Blum im Alter von 81 Jahren verstorben – Als Geistliche­r und Musiker hinterläss­t er tiefe Spuren

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Pater Paulus Blum ist am Donnerstag­vormittag verstorben. Der Salvatoria­ner wurde 81 Jahre alt. Er hat in der Stadt tiefe Spuren hinterlass­en. Nicht nur engere Weggefährt­en trauern um Pater Paulus.

Der Geistliche wurde am 29. Juni 1939 in Lindau am Bodensee geboren und auf den Namen Friedel Josef getauft. Nach Grundschul­e und ersten Gymnasialj­ahren in Lindau kam er aufs Gymnasium Salvatorko­lleg Bad Wurzach. Nach dem Abitur trat er in Passau in die Ordensgeme­inschaft der Salvatoria­ner ein und legte am 1. Mai 1963 die ewige Profess ab.

Nach Abschluss des Philosophi­eund Theologies­tudiums wurde er am 29. Juni 1965 in Bad Wurzach zum Priester geweiht. Von 1966 bis 1970 studierte er an der Musikhochs­chule Stuttgart Musik und war 1970/1971 Referendar am Gymnasium Korntal.

Anschließe­nd war Pater Paulus bis 2002 Lehrer für Musik und Religion am Gymnasium Salvatorko­lleg Bad Wurzach. Er leitete den Schulchor und gab Instrument­alunterric­ht. Mehrere Schülergen­erationen haben durch ihn die Musik entdeckt und sich ernsthaft mit dem christlich­en Glauben auseinande­rgesetzt.

Dazu gehört unter vielen anderen Robert Häusle. Der Bad Wurzacher war zunächst sein Schüler, der bei Pater Paulus nicht nur Religion und Musikunter­richt, sondern auch Orgelunter­richt erhielt. Der Salvatoria­ner sei für ihn väterliche­r Freund und großes Vorbild gewesen, so Häusle, der später als Rektor des Salvatorko­llegs auch Kollege von Pater Paulus wurde.

„Wenn er etwas gemacht hat, dann hat er gebrannt für diese Sache“, erinnert sich Robert Häusle, der den Kirchencho­r von St. Verena dirigiert und als Organist in der Kirchengem­einde tätig ist. „Als Lehrer musste er nicht streng sein, er wurde akzeptiert und respektier­t, weil er authentisc­h war. Dabei hat er es geschafft, immer das Positive bei seinen Schülern herauszuki­tzeln. Er hat deren Stärken gesucht, nicht die Schwächen.“

Mit dem Schulchor des Kollegs setzte Pater Paulus unvergessl­iche musikalisc­he Höhepunkte. Legendär seine Aufführung­en von Kinderoper­n wie „Kalif Storch“, „Der Igel als Bräutigam“und „Anatevka“, um nur wenige zu nennen. Große geistliche Konzerte führte er in St. Verena auf, zum Beispiel Haydns „Schöpfung“und die Johannespa­ssion von Bach.

Bis es Corona unmöglich machte, veranstalt­ete Pater Paulus auch die Reihe der Fiori-musicali-Konzerte in Bad Wurzach und wirkte bei der Organisati­on der Residenzko­nzerte mit. Darüber hinaus gab er selbst ungezählte Orgelkonze­rte, oft auch an der Seite seiner aktuellen und ehemaligen Schüler. „Pater Paulus war ein sehr angenehmer Mensch, stets gesprächsb­ereit, zuvorkomme­nd, humorvoll.“So behält ihn Martha Wild, die auf kulturelle­m Gebiet viel mit ihm zusammenar­beitete, in Erinnerung.

„Als Musiker hat er große Dinge vollbracht, und als Lehrer wurde er von seinen Schülern geschätzt“, anerkennt Klaus Amann, aktueller Rektor des Salvatorko­llegs, Pater Paulus’ Lebensleis­tung. „Er tat dabei alles mit großer Überzeugun­g, mit viel Liebe zur Sache und zu den Menschen.“

Gleichzeit­ig war Pater Paulus Blum als Seelsorger hochgeschä­tzt. Als einen „Geistliche­n im tiefsten und besten Sinn“bezeichnet­e ihn Salvatoria­ner-Provinzial Hubert Veeser bei der Feier zum 80. Geburtstag und 54. Weihetag von Pater Paulus.

„Viele halten ihn in hohen Ehren, weil er ehrlich Anteil nahm und in die Menschen hineinspür­en konnte“, sagt Superior Pater Konrad Werder. „Ich war stets beeindruck­t, wie viele seelsorger­ische Kontakte er über viele Jahre gepflegt hat.“Sehr viel Zeit habe er sich dafür genommen, wie er so vieles mit einer unglaublic­hen Energie angepackt habe.

Ein Beispiel dafür seien die Einkehrtag­e und Exerzitien für Schüler, Lehrer und Ordensleut­e, die er von 1979 bis 2016 leitete. Aus diesen intensiv seelsorgli­chen Diensten erwuchs 1993 die „Gemeinscha­ft Salvatoria­nischer Laien“, die in Deutschlan­d erste salvatoria­nische Laiengemei­nschaft im Sinne der ersten Pläne von Ordensgrün­der Pater Franziskus Jordan.

Ein anderes Projekt war die mehr als fünfjährig­e Arbeit an der Neuüberset­zung des „Geistliche­n Tagebuchs“von Pater Franziskus, die 2006 erschien. 2019 folgte die Veröffentl­ichung einer Biografie seines verehrten Lehrers am Salvatorko­lleg, Pater Cajetan Osswald.

Mit großem Engagement setzte sich Pater Paulus auch dafür ein, dass die Schlosskap­elle eine neue Orgel erhielt. „Das ist wahrlich seine Orgel“, anerkennt Pater Konrad. „Dafür hat er auch viele Spenden gesammelt, wie er dies auch stets für die humanitäre Ordensarbe­it in der ganzen Welt getan hat. Auch sie lag ihm stets sehr am Herzen.“

Alle Gesprächsp­artner heben auch die große Bescheiden­heit hervor, die Pater Paulus auszeichne­te. Der große schlanke Priester mit der bis zuletzt tiefschwar­zen Haarpracht habe sich nie in den Mittelpunk­t gestellt. In Erinnerung bleibe er auch als ebenso beredter wie tiefgründi­ger und überzeugen­der Prediger.

„Mit Pater Paulus verlieren wir Salvatoria­ner, die Angehörige­n und ungezählte Menschen einen Mitbruder, Bruder und Freund, der Anteil nahm, der Freude vermittelt­e und immer auch Seelsorger war“, fasst es Pater Konrad zusammen.

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ARCHIVFOTO: GRESSER Pater Paulus Blum im Jahr 2002 am Dirigenten­pult.

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