Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Mit viel Liebe zur Sache und zu den Menschen“
Pater Paulus Blum im Alter von 81 Jahren verstorben – Als Geistlicher und Musiker hinterlässt er tiefe Spuren
BAD WURZACH - Pater Paulus Blum ist am Donnerstagvormittag verstorben. Der Salvatorianer wurde 81 Jahre alt. Er hat in der Stadt tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur engere Weggefährten trauern um Pater Paulus.
Der Geistliche wurde am 29. Juni 1939 in Lindau am Bodensee geboren und auf den Namen Friedel Josef getauft. Nach Grundschule und ersten Gymnasialjahren in Lindau kam er aufs Gymnasium Salvatorkolleg Bad Wurzach. Nach dem Abitur trat er in Passau in die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer ein und legte am 1. Mai 1963 die ewige Profess ab.
Nach Abschluss des Philosophieund Theologiestudiums wurde er am 29. Juni 1965 in Bad Wurzach zum Priester geweiht. Von 1966 bis 1970 studierte er an der Musikhochschule Stuttgart Musik und war 1970/1971 Referendar am Gymnasium Korntal.
Anschließend war Pater Paulus bis 2002 Lehrer für Musik und Religion am Gymnasium Salvatorkolleg Bad Wurzach. Er leitete den Schulchor und gab Instrumentalunterricht. Mehrere Schülergenerationen haben durch ihn die Musik entdeckt und sich ernsthaft mit dem christlichen Glauben auseinandergesetzt.
Dazu gehört unter vielen anderen Robert Häusle. Der Bad Wurzacher war zunächst sein Schüler, der bei Pater Paulus nicht nur Religion und Musikunterricht, sondern auch Orgelunterricht erhielt. Der Salvatorianer sei für ihn väterlicher Freund und großes Vorbild gewesen, so Häusle, der später als Rektor des Salvatorkollegs auch Kollege von Pater Paulus wurde.
„Wenn er etwas gemacht hat, dann hat er gebrannt für diese Sache“, erinnert sich Robert Häusle, der den Kirchenchor von St. Verena dirigiert und als Organist in der Kirchengemeinde tätig ist. „Als Lehrer musste er nicht streng sein, er wurde akzeptiert und respektiert, weil er authentisch war. Dabei hat er es geschafft, immer das Positive bei seinen Schülern herauszukitzeln. Er hat deren Stärken gesucht, nicht die Schwächen.“
Mit dem Schulchor des Kollegs setzte Pater Paulus unvergessliche musikalische Höhepunkte. Legendär seine Aufführungen von Kinderopern wie „Kalif Storch“, „Der Igel als Bräutigam“und „Anatevka“, um nur wenige zu nennen. Große geistliche Konzerte führte er in St. Verena auf, zum Beispiel Haydns „Schöpfung“und die Johannespassion von Bach.
Bis es Corona unmöglich machte, veranstaltete Pater Paulus auch die Reihe der Fiori-musicali-Konzerte in Bad Wurzach und wirkte bei der Organisation der Residenzkonzerte mit. Darüber hinaus gab er selbst ungezählte Orgelkonzerte, oft auch an der Seite seiner aktuellen und ehemaligen Schüler. „Pater Paulus war ein sehr angenehmer Mensch, stets gesprächsbereit, zuvorkommend, humorvoll.“So behält ihn Martha Wild, die auf kulturellem Gebiet viel mit ihm zusammenarbeitete, in Erinnerung.
„Als Musiker hat er große Dinge vollbracht, und als Lehrer wurde er von seinen Schülern geschätzt“, anerkennt Klaus Amann, aktueller Rektor des Salvatorkollegs, Pater Paulus’ Lebensleistung. „Er tat dabei alles mit großer Überzeugung, mit viel Liebe zur Sache und zu den Menschen.“
Gleichzeitig war Pater Paulus Blum als Seelsorger hochgeschätzt. Als einen „Geistlichen im tiefsten und besten Sinn“bezeichnete ihn Salvatorianer-Provinzial Hubert Veeser bei der Feier zum 80. Geburtstag und 54. Weihetag von Pater Paulus.
„Viele halten ihn in hohen Ehren, weil er ehrlich Anteil nahm und in die Menschen hineinspüren konnte“, sagt Superior Pater Konrad Werder. „Ich war stets beeindruckt, wie viele seelsorgerische Kontakte er über viele Jahre gepflegt hat.“Sehr viel Zeit habe er sich dafür genommen, wie er so vieles mit einer unglaublichen Energie angepackt habe.
Ein Beispiel dafür seien die Einkehrtage und Exerzitien für Schüler, Lehrer und Ordensleute, die er von 1979 bis 2016 leitete. Aus diesen intensiv seelsorglichen Diensten erwuchs 1993 die „Gemeinschaft Salvatorianischer Laien“, die in Deutschland erste salvatorianische Laiengemeinschaft im Sinne der ersten Pläne von Ordensgründer Pater Franziskus Jordan.
Ein anderes Projekt war die mehr als fünfjährige Arbeit an der Neuübersetzung des „Geistlichen Tagebuchs“von Pater Franziskus, die 2006 erschien. 2019 folgte die Veröffentlichung einer Biografie seines verehrten Lehrers am Salvatorkolleg, Pater Cajetan Osswald.
Mit großem Engagement setzte sich Pater Paulus auch dafür ein, dass die Schlosskapelle eine neue Orgel erhielt. „Das ist wahrlich seine Orgel“, anerkennt Pater Konrad. „Dafür hat er auch viele Spenden gesammelt, wie er dies auch stets für die humanitäre Ordensarbeit in der ganzen Welt getan hat. Auch sie lag ihm stets sehr am Herzen.“
Alle Gesprächspartner heben auch die große Bescheidenheit hervor, die Pater Paulus auszeichnete. Der große schlanke Priester mit der bis zuletzt tiefschwarzen Haarpracht habe sich nie in den Mittelpunkt gestellt. In Erinnerung bleibe er auch als ebenso beredter wie tiefgründiger und überzeugender Prediger.
„Mit Pater Paulus verlieren wir Salvatorianer, die Angehörigen und ungezählte Menschen einen Mitbruder, Bruder und Freund, der Anteil nahm, der Freude vermittelte und immer auch Seelsorger war“, fasst es Pater Konrad zusammen.