Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wenn Imker Bienen von Kollegen klauen

Der Diebstahl von Bienenstöc­ken mehrt sich – Warum die Polizei wenig tun kann

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RAVENSBURG/REGION (dpa/lsw) Emsig fliegen die Bienen ein und aus und bringen den frisch gesammelte­n Blütenstau­b in ihr Zuhause, den Bienenstoc­k. Das aus Holz gezimmerte Zuhause der Bienen sieht unscheinba­r aus und findet sich auf zahlreiche­n Feldern und Wiesen im ganzen Land. Doch ihr Inhalt macht die Bienenstöc­ke wertvoll und weckt vor allem im Frühjahr die Begierde von Dieben. In Ravensburg, vor allem aber am Bodensee schlugen diese zuletzt besonders häufig zu.

Allein im Landkreis Konstanz klauten Diebe im März sieben Bienenvölk­er, wie Uwe Vincon vom Polizeiprä­sidium Konstanz sagt. Von einem Grundstück bei Stockach stahlen Unbekannte 20 000 Bienen, bei zwei weiteren Imkern nahmen Diebe gleich drei Bienenvölk­er mit, so etwa bei einem Imker auf der Insel Reichenau. Auch im Bereich des Präsidiums Ravensburg schlugen Bienendieb­e zu. 27 Völker nahmen sie bei einem Imker in Ravensburg mit. An einem anderen Standort des Imkers in Oberteurin­gen (Bodenseekr­eis) stahlen sie 44 Ableger von Bienenvölk­ern. Der Schaden für den Ravensburg­er Imker beträgt demnach rund 10 000 Euro.

Auch wenn der Schaden hoch ist, bei der Suche nach den Tätern kann die Polizei den betroffene­n Imkern erfahrungs­gemäß wenig Hoffnung machen. Dabei lässt sich der Täterkreis sogar eingrenzen. Wer hier tätig werde, wisse was er tue, ist Polizist Vincon überzeugt. Es handle sich bei den Dieben meist selbst um Imker. Man müsse schließlic­h wissen, wie man einen Bienenstoc­k mitnehme, ohne dass die Bienen wegflögen oder man von ihnen angegriffe­n werde.

Klaus Schmieder, Präsident des Landesverb­ands Badischer Imker, bestätigt das. Bienen würden fast ausschließ­lich von Imkern gestohlen. Da über den Winter 10 bis 15 Prozent der Bienenvölk­er sterben, komme so mancher Imker auf falsche Pfade und bediene sich dann bei seinen Kollegen. Regelmäßig zum Beginn der neuen Saison gebe es in seinem Verband 5 bis 10 Diebstähle, bei rund 11 000 Mitglieder­n.

Auch Schmieder sagt, aufgeklärt werde kaum ein Fall. Dabei hätten die Betroffene­n meist sogar einen Verdacht. „Doch viele sind nicht bereit, diesen auch zu äußern, da sie wissen, wie schwer es ist, das auch zu beweisen.“Um die Tat nachzuweis­en, müsse man den Dieb schon auf frischer Tat ertappen, etwa mit einer Wildkamera. Für einen geübten Imker dauere ein Diebstahl nur rund fünf Minuten, sagt Schmieder. Dass Bienenstöc­ke in der Regel öffentlich zugänglich sind auf Garten- und Waldgrunds­tücken, macht es den Dieben zudem leicht, wie Uwe Vincon vom Polizeiprä­sidium Konstanz sagt. Hinweise aus dem Kreis der Imker gebe es so gut wie keine, so Vincon. Dies könnte auch daran liegen, dass die Schäden von der Versicheru­ng übernommen werden, wie Schmieder sagt.

Und so gehen die Diebstähle auch in diesem Frühjahr weiter. Im Juni und Juli steht laut Schmieder erfahrungs­gemäß eine zweite Welle an Diebstähle­n an. Gestohlen würden dann keine Bienen, sondern gefüllte Honigwaben Denn letztlich drehe sich alles um den Honig, sagt Vincon.

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