Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Marihuana spielt die Hauptrolle
Die Zahl der Drogendelikte im Kreis Lindau hat zugenommen – Woran das liegt
KREIS LINDAU (pem) - Kaum eine Woche vergeht, in der am Amtsgericht in Lindau keine Verhandlung wegen Drogendelikten über die Bühne geht. Das bestätigen auch die Zahlen der Polizei. Sie hat im vergangenen Jahr im Landkreis 543 Rauschgiftdelikte registriert, gut 70 mehr als im Jahr zuvor. Eine generelle Zunahme von Drogenkonsum will Kripochef Bernhard Merkel von den Zahlen aber nicht ableiten. „Er bewegt sich schon lange auf einem hohen Niveau“, sagt er.
Allein die Kripo hat bei der Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr 147 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (BTMG) vorgelegt. Dabei ging es zumeist um den Anbau, die Einfuhr und den Handel mit illegalen Drogen. Die Hauptrolle spielte dabei Cannabis. Gerade bei jungen Leuten fehlt das Unrechtsbewusstsein, wenn sie zu einem Joint greifen, bestätigt Merkel.
Die im vergangenen Jahr insgesamt gestiegene Zahl an Fällen hängt mit zwei, drei größeren Aufgriffen zusammen. In deren Folge wurde dann auch gegen viele Kleinabnehmer ermittelt, schildert Merkel.
Ein besonders spektakulärer Aufgriff gelang der Kripo Mitte November im Bereich der Autobahnausfahrt Sigmarszell. Dort fanden Beamte im Kofferraum eines mit zwei Personen besetzten Pkw 9,6 Kilogramm Marihuana. Eine Durchsuchung ihrer Wohnungen, die außerhalb Bayerns liegen, war die Folge. Dort stießen die Ermittler auf weitere 9,6 Kilogramm. Die beiden Männer hatten den Stoff in der Schweiz legal erworben. Allerdings übersteigt der Wirkstoffgehalt des Hanfproduktes den auf der Verpackung angegebenen oft erheblich. Das war auch in diesem Fall so. Das Marihuana überstieg die Menge, die in der Rechtsprechung noch als nicht gering eingestuft wird, um ein Vielfaches.
Marihuana spielt zwar seit vielen Jahren die Hauptrolle, allerdings greift die Polizei immer wieder auch Amphetamin, Ecstasy und Kokain auf. Die frühere Szenedroge erfährt seit ein paar Jahren international eine Art Comeback. Diesen Eindruck bestätigt Merkel für den Landkreis, auch wenn sich das bei den Fallzahlen nicht direkt niederschlage.
Nach wie vor keine Rolle spielt dagegen Crystal Meth. „Gott sei Dank“, sagt der Kripochef. Denn die synthetische Droge, die vor allem in Tschechien zusammengebraut wird, macht Konsumenten in kürzester Zeit abhängig und verursacht schwerste gesundheitliche Schäden. Im Osten Bayerns ist Crystal Meth ein erhebliches Problem. Befürchtungen der Fachleute, die Droge könnte sich von dort entlang der Autobahnen im ganzen Freistaat bis ganz in den Süden ausbreiten „haben sich nicht bestätigt“, so Merkel.