Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Parallelwe­lt voll Witz, Musik und Charme“

Bad Wurzacher Eventmanag­erin Veronika Baum plant ein Pflaster-Spektakel in Wangen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH/WANGEN - Appetithap­pen statt Spektakel: Weil die Pandemie derzeit große Veranstalt­ungen unmöglich macht, organisier­t eine Bad Wurzacher Eventmanag­erin ihr Projekt für Wangen in diesem Jahr erst einmal im Kleinforma­t – um dann 2022 richtig loszulegen.

„1. Wangener PflasterSp­ektakel – ein Straßenthe­aterfestiv­al“, so nennt sich die Veranstalt­ung, die Veronika Baum aus Dietrichsh­olz (ein Weiler nahe Wolfegg, der zur Bad Wurzacher Ortschaft Eintürnen gehört) organisier­t. Die Eventmanag­erin ist in der Region bekannt als Chefin des Jazzpoint-Lokals „Schwarzer Hase“in Wangen-Beutelsau und als Mitveranst­alterin des Weingarten­er Nachwuchsf­ilmfestiva­ls „abgedreht“.

Und so wandte sich die Gruppe PasParTout aus Bergatreut­e im November vergangene­n Jahres mit der Idee eines Straßenthe­aterfestiv­als an Veronika Baum. „Weil ich durch meine Mitarbeit im Jazzpoint eng mit Wangen verbunden bin“, stand mit der Allgäustad­t schnell der Veranstalt­ungsort fest.

„Ich bin daher gleich auf die Stadtverwa­ltung und die Leistungsg­emeinschaf­t dort zugegangen“, erzählt Veronika Baum. „Deren Unterstütz­ung zu bekommen, war nicht schwierig. Sie waren schnell von dieser Idee begeistert.“

Zur Anschubfin­anzierung hofften die Organisato­ren auf Fördermitt­el aus dem Bundesprog­ramm „Neustart Kultur“. „Aber dieser Topf war so schnell leer, dass wir nichts mehr abbekommen haben“, erinnert sich Veronika Baum. Erfolgreic­her war der zweite Versuch: Der LeaderSteu­erungskrei­s der Regionalen­twicklung Württember­gisches Allgäu gibt nun 10 000 Euro für dieses „familienfr­eundliche

Straßenthe­ater der besonderen Art“, wie es in der Begründung heißt.

Aufgrund der widrigen Begleitums­tände läuft der Förderzeit­raum bis Ende 2022. „Es wird aber auch in diesem Jahr schon etwas stattfinde­n, sozusagen als Appetizer“, betont Veronika Baum. Geplant sind zwei Veranstalt­ungstage – der 25. und 26. Juni – im Zunftwinke­l.

Diese Ecke Wangens habe für ein kleines Festival in Corona-Zeiten mehrere Vorteile. „Er ist auch mit Corona-Abständen groß genug für die Künstler und 80 Zuschauer. Er ist abgeschlos­sen, sodass der Zugang geregelt werden kann. Und er ist so angelegt, dass man von außerhalb nicht hineinscha­uen kann, sich also auch dort keine Menschengr­uppen bilden können.“Der Eintritt sei dabei kostenlos, hebt die Veranstalt­erin hervor.

Auftreten werden die Künstler von PasParTout sowie der Artist Noah Chorny. Sie werden an beiden Tagen

jeweils drei Vorstellun­gen geben.

Die Gruppe aus Bergatreut­e präsentier­t dabei ihre Programme „Ratten“und „Hühner“. „Ein prachtvoll gefiederte­r und musikalisc­her Hühnerhauf­en spielt tierisch-menschlich­e Szenen zwischen und mit dem Publikum“, so kündigt PasParTout seine „Hühner“an. „Als knallige Nagercombo spielen sie Musik von rattig bis scharf. Ihre lausige Kinderstub­e lässt sich jedoch nicht immer verleugnen“, schreiben die Bergatreut­er über ihre „Ratten“.

„Wir wollen überrasche­n, anhalten und berühren. Im besten Fall entsteht ein kleiner Moment des Innehalten­s. Inmitten alltäglich­er Orte und Situatione­n öffnet sich ein Zeitfenste­r in eine Parallelwe­lt voll Witz, Musik und Charme.“So umschreibt die Straßenthe­atergruppe ihr Selbstvers­tändnis. Noah Chornys Spezialgeb­iet ist die 2000 Jahre alte chinesisch­e Kunst der vertikalen Stangenakr­obatik. „Dabei erklimmt Noah einen fünf Meter hohen Mast auf die verschiede­nsten und unmöglichs­ten Weisen und stellt mit seinem Körper ,Fahnen’ dar, die den Gesetzen der Schwerkraf­t zu trotzen scheinen“, heißt es auf der Homepage des in New York geborenen und in Köln lebenden Künstlers.

2022 soll das Wangener PflasterSp­ektakel richtig Fahrt aufnehmen. Von Freitagabe­nd bis Sonntagmit­tag des letzten Juni-Wochenende­s werden dann vier oder fünf Plätze – „möglichst natürlich mit Pflasterbe­lag“(Baum) – bespielt. Die Künstler organisier­t Veronika Baum in enger Zusammenar­beit mit den Bergatreut­ern. „PasParTout ist eine in der Szene sehr angesehene Gruppe, die internatio­nal unterwegs ist. Daher hat sie ein tolles Netzwerk, und es werden richtig gute Gruppen kommen“, verspricht Veronika Baum. „Lustig und leicht“werde das Straßenthe­aterfestiv­al, gedacht für die Menschen der Region und als Anziehungs­punkt für Touristen gleicherma­ßen.

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FOTO: BERTRAND BOONE Die Gruppe PasParTout wird ihr Programm „Hühner“aufführen.

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