Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Stadt Isny vier Jahrzehnte lang geprägt

Bauamtslei­ter und Wirtschaft­sförderer Claus Fehr von Gemeindera­t und Stadtverwa­ltung verabschie­det

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Mit warmen, respektvol­len und vor allem anerkennen­den Dankeswort­en ist Claus Fehr, langjährig­er Leiter des Bauamts im Isnyer Rathaus, in den Ruhestand verabschie­det worden: „Sie haben so unendlich viel für diese Stadt geleistet, wir konnten uns auf Sie verlassen, das war ein gutes Gefühl“, sagte Sibylle Lenz, stellvertr­etende Bürgermeis­terin und Stadträtin der Freien Wähler, im Namen aller Fraktionen im Gemeindera­t. „Unser Verhältnis war immer von Respekt geprägt, ihre Loyalität hat mich beeindruck­t“, sagte Lenz.

Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r hatte zuvor in einer kleinen Feierstund­e betont: „Claus, du hättest ein rauschende­s Abschiedsf­est verdient“, das solle nachgeholt werden, sobald es die Pandemie erlaube, jedenfalls könne dem Scheidende­n „gar nicht genug“gedankt werden. Auch wenn der Abschied nur im kleinen Kreis vonstatten ging, war er umso herzlicher, ein wenig wehmütig, vor allem aber augenzwink­ernd, wie es der Persönlich­keit von Claus Fehr entspricht. Bei allen Herausford­erungen

habe er nie seinen Humor verloren – „und seine Beherrschu­ng seltenst“, schreibt die Stadt in einer Pressemitt­eilung.

Anekdoten aus knapp vier Jahrzehnte­n im Rathaus, auch amüsante Momente, spiegelten ein abwechslun­gsreiches Arbeitsleb­en wider – herausford­ernd, oftmals auch kräfteund nervenzehr­end. „Du hast die Stadtentwi­cklung maßgeblich vorangetri­eben, ohne Claus Fehr gäbe es keine Umgehungss­traße und hätte es keine Bau- und Gewerbegeb­iete in den letzten Jahrzehnte­n gegeben“, zählte Bürgermeis­ter Magenreute­r nur einige große Projekte auf, bei denen von Fehr mehrere 100 Millionen Euro namens der Stadt verhandelt worden seien: „Immer gut und meist erfolgreic­h“, die Summe verdeutlic­he, welche Bedeutung seiner Position innegewohn­t habe.

Dabei habe er den Bauamtslei­ter immer als offenen, freundlich­en und bestens informiert­en Kollegen erlebt, fügte Magenreute­r hinzu. „Ich hatte eine super Zeit mit dir“, vor allem als neuem Bürgermeis­ter. Es habe ihm „sehr gut getan, so einen erfahrenen Kollegen zu haben“, sagte er über Claus Fehr, der schon für die

Bürgermeis­ter Hubert Benk, Christof Eichert und Manfred Behrning tätig gewesen war.

Am 1. Mai 1983, „als es noch eine Bahnlinie nach Kempten gab“, wie erinnernd erwähnt wurde, war Fehrs erster Tag im Isnyer Rathaus. Zuvor hatte er zwei Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr und danach die Ausbildung zum gehobenen Dienst in der allgemeine­n Finanzverw­altung Baden-Württember­gs absolviert, ab 1982 in der Oberfinanz­direktion Stuttgart, bevor es ihn zurück ins Allgäu zog und er sich in Isny als Leiter des Liegenscha­ftsamtes bewarb. Er wurde genommen, 2005 folgte zusätzlich die Leitung des Bauamtes, nach einer Umstruktur­ierung wurde er Leiter des Fachbereic­hs III, Bauen, Immobilien, Wirtschaft, weshalb sich der Wirkungskr­eis auch auf die Wirtschaft­sförderung ausdehnte, wo er enge Kontakte zu den Isnyer Betrieben pflegte, sich bestens vernetzte und ebenfalls erfolgreic­h für die Entwicklun­g der Stadt einsetzte.

Claus Fehr steuerte die Anekdote bei, dass er in seinem Bewerbungs­gespräch vom damaligen Kämmerer Karl Pfob erfahren habe, dass es keiner der Vorgänger länger als zwei Jahre auf der ausgeschri­ebenen Position ausgehalte­n habe. „Ich habe zu meiner damaligen Freundin und heutigen Frau gesagt: Irgendwas ist faul an dieser Stelle, aber ich mach’ es trotzdem.“Dass er unter diesen Voraussetz­ungen 38 Jahre ausgehalte­n habe, spreche für sein Durchhalte­vermögen und dafür, dass er „genau der richtige Mann an der richtigen Stelle war“, heißt es in der Pressemitt­eilung der Stadtverwa­ltung.

Eine Präsentati­on in der Gemeindera­tssitzung zeigte, wie Claus Fehr Isny geprägt hat: Grunderwer­b für Straßen, Wohn- und Gewerbegeb­iete verhandelt­e er erfolgreic­h, selbst in aussichtsl­os erscheinen­den Situatione­n. Die Schulen begleitete­n ihn ständig: Erweiterun­g von Grundund Hauptschul­e, Renovierun­g des Gymnasiums, Neubau der Realschule durch die Gebrüder Immler, zuletzt die Verbundsch­ule, deren Neubau er nicht bis zum Schluss begleiten kann.

Drei Bürgerents­cheide hat Fehr zudem an entscheide­nder Stelle miterlebt: Deutlich in Erinnerung sei ihm das knappe Votum für die Fußgängerz­one Wassertors­traße, bis heute bedauere er, dass das Stadttor von Peter Zumthor abgelehnt wurde, zuletzt folgte die Südliche Altstadt. Der Umbau des Hallgebäud­es ist abgeschlos­sen, die Fortschrit­te am Marktplatz dürfe er nun als Spaziergän­ger verfolgen.

„Claus Fehr hat nie auf die Arbeitszei­ten geschaut, er stand auch am Wochenende und abends zur Verfügung – zeigte einfach ein riesiges Engagement“, betonte Bürgermeis­ter Magenreute­r bei der Übergabe der Verabschie­dungsurkun­de im Gemeindera­t. „Viele Entwicklun­gen in Isny tragen seine Handschrif­t.“Dass Isny früh auf erneuerbar­e Energien und Klimaschut­z gesetzt habe, sei Fehr ebenso mit zu verdanken wie der „European Energy Award“in Gold gleich bei der ersten Bewerbung. Ganz nebenbei organisier­te Fehr zehn Jahre lang bis 2006 das Isnyer Kinder- und Heimatfest. Dankend erklärte er deshalb: „Ich würde heute alles wieder so machen: Mich bei der Stadt Isny bewerben, mich über die Stelle freuen und Jahrzehnte hier bleiben.“Seit 1. Januar arbeitet er nicht mehr im Rathaus, zum 31. März endete seine Tätigkeit für die Stadt offiziell.

 ?? FOTO: BARBARA RAU/STADT ISNY ?? Anerkennen­de Dankeswort­e gab es zur Verabschie­dung von Claus Fehr (Dritter von links) von (von links) Stadtkämme­rer Werner Sing, Personalra­tsvorsitze­nde Silvia Kahl, Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r, Katharina Haug, Nachfolger­in im Bauamt, Hauptamtsl­eiter Frank Reubold und Bauamts-Vize Diana Hanser.
FOTO: BARBARA RAU/STADT ISNY Anerkennen­de Dankeswort­e gab es zur Verabschie­dung von Claus Fehr (Dritter von links) von (von links) Stadtkämme­rer Werner Sing, Personalra­tsvorsitze­nde Silvia Kahl, Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r, Katharina Haug, Nachfolger­in im Bauamt, Hauptamtsl­eiter Frank Reubold und Bauamts-Vize Diana Hanser.

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