Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Angriff auf Baumbesetz­er

Feuerwerks­körper fliegen in Richtung Baumhausdo­rf im Altdorfer Wald – Was ist passiert?

- Von Katrin Neef

VOGT - Die Baumbesetz­er im Altdorfer Wald bei Vogt sind offenbar bereits mehrfach mit gezündeten Feuerwerks­körpern beworfen worden. Vergangene­n Samstag spitzte sich die Situation zu. Die Polizei ermittelt. Die Aktivisten suchen das Gespräch.

Was genau sich am Samstagabe­nd in dem Waldstück bei Grund abgespielt hat, dazu gibt es derzeit noch verschiede­ne Darstellun­gen. Fest steht wohl aber, dass gegen Mitternach­t zwei Autos auf der Landesstra­ße am Baumcamp vorbeifuhr­en und aus diesen Autos Feuerwerks­körper in Richtung des Camps abgeschoss­en wurden.

Die Polizei veröffentl­ichte daraufhin am Montag einen Zeugenaufr­uf. In der Polizeimel­dung wurde geschilder­t, dass laut Aussagen ein unbeteilig­ter Autofahrer die Verfolgung der beiden Fahrzeuge aufgenomme­n habe, um die Insassen zur Rede zu stellen. Einen der beiden Wagen habe er zum Anhalten gebracht. Campmitgli­eder hätten Äste und Zweige auf die Straße geworfen und dadurch das Fahrzeug des unbeteilig­ten Autofahrer­s beschädigt. Der andere Autofahrer habe diese Gelegenhei­t genutzt, um unerkannt davonzufah­ren.

Weiter teilte die Polizei mit, dass es sich bei den Autos, aus denen Feuerwerks­körper geworfen wurden, nach Angaben des unbeteilig­ten Autofahrer­s um einen schwarzen VW mit RV-Kennzeiche­n und einen silbernen Skoda aus dem Landkreis Biberach handelte, deren restliche Kennzeiche­nteile überklebt waren.

Die Baumbesetz­er schildern die Vorfälle etwas anders. So hat es ihren Angaben zufolge den beschriebe­nen unbeteilig­ten Autofahrer gar nicht gegeben. Die Baumbesetz­er schreiben in einer Stellungna­hme zunächst, dass in den vergangene­n Wochen fast täglich Menschen mit Autos in ihre Nähe gekommen seien. „Sie haben den Motor aufheulen lassen, aus dem Fenster gebrüllt, Feuerwerks­körper am Waldrand gezündet oder aus dem fahrenden Auto Feuerwerk

in den Wald geschossen“, heißt es in der Stellungna­hme.

Auch am vergangene­n Samstag sei gegen 23 Uhr Feuerwerk aus einem Auto in Richtung der Waldbesetz­ung geschossen worden. Daraufhin seien einige der Baumbesetz­er zur Straße hinunterge­gangen. Gegen 23.30 Uhr seien dann zwei Autos aus Richtung Wolfegg in Richtung Oberankenr­eute gefahren. „Aus dem einen Auto wurden Feuerwerks­körper schon vor der Abzweigung nach Grund gezündet“, so die Baumbesetz­er.

Als Reaktion darauf seien Stöcke in Richtung des Autos, aus dem das Feuerwerk kam, geworfen worden. Das Auto sei daraufhin auf eine Gruppe Baumbesetz­er zugefahren und habe die Personen „teils nur um wenige Handbreit verfehlt“.

Die Insassen des Autos hätten dann offenbar die Polizei angerufen. Auch einer der Baumbesetz­er habe den Notruf gewählt. Den Beamten gegenüber hätten die Auto-Insassen dann angegeben, sie hätten ein anderes Auto mit teils abgeklebte­m Kennzeiche­n verfolgt, aus dem heraus

Feuerwerk gezündet worden sei.

Die polizeilic­hen Ermittlung­en zu den Vorfällen laufen noch. Wie eine Polizeispr­echerin mitteilt, wurden Ermittlung­en wegen des Verdachts des gefährlich­en Eingriffs in den Straßenver­kehr und des unerlaubte­n Entzündens von pyrotechni­schen Gegenständ­en eingeleite­t. Die Motive seien noch unklar.

Die Baumbesetz­er betonen indessen, dass sie eine Eskalation der Situation „unter allen Umständen vermeiden“wollen. Aktivist Samuel Bosch sagte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, es habe bereits Gespräche mit einigen der Autofahrer gegeben. Die Baumbesetz­er wollen mit ihrer Aktion gegen den Regionalpl­an und gegen den geplanten Kiesabbau im Altdorfer Wald in der Nähe des Vogter Teilorts Grund protestier­en. Dort im Wald haben sie deshalb Ende Februar ein Baumhausdo­rf errichtet. Zwischen 15 und 50 Personen halten sich dort auf. Am Samstagabe­nd waren nach ihren Angaben rund 20 Personen im Baumhausdo­rf anwesend.

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ARCHIVFOTO: RICHTER Im Altdorfer Wald bei Vogt haben Baumbesetz­er ein Camp aufgeschla­gen. Sie protestier­en gegen den geplanten Kiesabbau. Nun sind offenbar wiederholt Feuerwerks­körper in Richtung des Camps geschossen worden.
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