Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Angriff auf Baumbesetzer
Feuerwerkskörper fliegen in Richtung Baumhausdorf im Altdorfer Wald – Was ist passiert?
VOGT - Die Baumbesetzer im Altdorfer Wald bei Vogt sind offenbar bereits mehrfach mit gezündeten Feuerwerkskörpern beworfen worden. Vergangenen Samstag spitzte sich die Situation zu. Die Polizei ermittelt. Die Aktivisten suchen das Gespräch.
Was genau sich am Samstagabend in dem Waldstück bei Grund abgespielt hat, dazu gibt es derzeit noch verschiedene Darstellungen. Fest steht wohl aber, dass gegen Mitternacht zwei Autos auf der Landesstraße am Baumcamp vorbeifuhren und aus diesen Autos Feuerwerkskörper in Richtung des Camps abgeschossen wurden.
Die Polizei veröffentlichte daraufhin am Montag einen Zeugenaufruf. In der Polizeimeldung wurde geschildert, dass laut Aussagen ein unbeteiligter Autofahrer die Verfolgung der beiden Fahrzeuge aufgenommen habe, um die Insassen zur Rede zu stellen. Einen der beiden Wagen habe er zum Anhalten gebracht. Campmitglieder hätten Äste und Zweige auf die Straße geworfen und dadurch das Fahrzeug des unbeteiligten Autofahrers beschädigt. Der andere Autofahrer habe diese Gelegenheit genutzt, um unerkannt davonzufahren.
Weiter teilte die Polizei mit, dass es sich bei den Autos, aus denen Feuerwerkskörper geworfen wurden, nach Angaben des unbeteiligten Autofahrers um einen schwarzen VW mit RV-Kennzeichen und einen silbernen Skoda aus dem Landkreis Biberach handelte, deren restliche Kennzeichenteile überklebt waren.
Die Baumbesetzer schildern die Vorfälle etwas anders. So hat es ihren Angaben zufolge den beschriebenen unbeteiligten Autofahrer gar nicht gegeben. Die Baumbesetzer schreiben in einer Stellungnahme zunächst, dass in den vergangenen Wochen fast täglich Menschen mit Autos in ihre Nähe gekommen seien. „Sie haben den Motor aufheulen lassen, aus dem Fenster gebrüllt, Feuerwerkskörper am Waldrand gezündet oder aus dem fahrenden Auto Feuerwerk
in den Wald geschossen“, heißt es in der Stellungnahme.
Auch am vergangenen Samstag sei gegen 23 Uhr Feuerwerk aus einem Auto in Richtung der Waldbesetzung geschossen worden. Daraufhin seien einige der Baumbesetzer zur Straße hinuntergegangen. Gegen 23.30 Uhr seien dann zwei Autos aus Richtung Wolfegg in Richtung Oberankenreute gefahren. „Aus dem einen Auto wurden Feuerwerkskörper schon vor der Abzweigung nach Grund gezündet“, so die Baumbesetzer.
Als Reaktion darauf seien Stöcke in Richtung des Autos, aus dem das Feuerwerk kam, geworfen worden. Das Auto sei daraufhin auf eine Gruppe Baumbesetzer zugefahren und habe die Personen „teils nur um wenige Handbreit verfehlt“.
Die Insassen des Autos hätten dann offenbar die Polizei angerufen. Auch einer der Baumbesetzer habe den Notruf gewählt. Den Beamten gegenüber hätten die Auto-Insassen dann angegeben, sie hätten ein anderes Auto mit teils abgeklebtem Kennzeichen verfolgt, aus dem heraus
Feuerwerk gezündet worden sei.
Die polizeilichen Ermittlungen zu den Vorfällen laufen noch. Wie eine Polizeisprecherin mitteilt, wurden Ermittlungen wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und des unerlaubten Entzündens von pyrotechnischen Gegenständen eingeleitet. Die Motive seien noch unklar.
Die Baumbesetzer betonen indessen, dass sie eine Eskalation der Situation „unter allen Umständen vermeiden“wollen. Aktivist Samuel Bosch sagte im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, es habe bereits Gespräche mit einigen der Autofahrer gegeben. Die Baumbesetzer wollen mit ihrer Aktion gegen den Regionalplan und gegen den geplanten Kiesabbau im Altdorfer Wald in der Nähe des Vogter Teilorts Grund protestieren. Dort im Wald haben sie deshalb Ende Februar ein Baumhausdorf errichtet. Zwischen 15 und 50 Personen halten sich dort auf. Am Samstagabend waren nach ihren Angaben rund 20 Personen im Baumhausdorf anwesend.