Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Optimistischer Blick auf den kommenden Sommer
Urlaub im eigenen Land ist im Trend – Leutkircher Unterkünfte schon im Sommer 2020 sehr gut gebucht
LEUTKIRCH - In ●der Corona-Krise entscheiden sich viele gegen eine Reise ins Ausland. Davon haben auch die hiesigen Unterkünfte im vergangenen Sommer schon spürbar profitiert, berichtet Julia Panzram, die Leiterin der Touristinfo Leutkirch. Trotz der aktuell noch bestehenden starken Reisebeschränkungen ist sie daher auch für den Sommer 2021 optimistisch.
525 Gästebetten sind im aktuellen Gastgeberverzeichnis für Leutkirch und die Ortschaften aufgeführt. Dazu kommen noch die rund 5000 Betten in den 1000 Ferienhäusern des Ferienparks. Sowohl im Park als auch in den anderen Leutkircher Unterkünften sei die Auslastung dieser Betten im Sommer 2020 „sehr gut“gewesen. „Nachdem im vergangenen Jahr alle Unterkünfte wieder Gäste empfangen durften, war die Nachfrage nach ,Deutschland-Urlaub’ sehr hoch. Auch in Leutkirch konnte man den Wunsch nach Urlaub im eigenen Land spüren“, erklärt Panzram.
Beispielhaft für diese hohe Nachfrage seien etwa die Zahlen für den städtischen Wohnmobilstellplatz beim Stadtweiher, der von Mitte März bis Anfang Juni 2020 gesperrt war. „Als die Corona-Verordnung Übernachtungen auf Wohnmobil- und Campingplätzen wieder erlaubt hatte, nahm der Reisemobiltourismus rasant an Fahrt auf. Vergleicht man die Zahlen von Juni bis August 2020 mit den Zahlen von 2019, konnten wir im vergangenen Jahr sogar ein paar mehr Übernachtungen verzeichnen“, so Panzram. Der August 2020 sei sogar der bisher beste Monat seit Bestehen des Platzes gewesen. Mit Blick auf das gesamte Jahr lag man – angesichts der langen Sperrzeit wenig überraschend – mit 2120 Übernachtungen aber etwas unter den 2477 Übernachtungen des Jahres 2019.
Während es für den Wohnmobilstellplatz klare Zahlen gibt, sieht das bei den Gästebetten anders aus. Bei diesen wird bisher in Leutkirch keine Erfassung der Daten durchgeführt, erklärt Panzram. Anders als etwa in den Nachbarstädten Isny und Bad Wurzach, wo es für die dort zu entrichtende Kurtaxe jeweils ein entsprechendes Meldewesen gibt. Allerdings passt die Beobachtung aus Leutkirch zu den Zahlen, die etwa Isny in deren vor Kurzem veröffentlichten Tourismusbilanz präsentierte. Auch dort wurde im vergangenen Jahr nach dem Ende des ersten Lockdowns und der Wiedereröffnung der Unterkunftsbetriebe eine hohe Nachfrage registriert. Im Juli und August konnten dort sogar mehr Übernachtungen als im Vorjahr verzeichnet werden.
Leutkirchs Tourismusleiterin Julia Panzram ist überzeugt davon, dass dieser Trend zum Urlaub im eigenen Land auch in diesem Sommer anhalten wird. „Da es in Hotels und Gasthöfen besondere Hygienekonzepte gibt und das autarke Reisen in Wohnmobilen und Wohnwagen sowie das autarke Wohnen in Ferienunterkünften ein sehr geringes Risiko darstellt, sind wir für den Sommer 2021 optimistisch“, erklärt sie. Bereits Ostern und Pfingsten seien stark angefragt worden. „Auch für den Sommer sind einige Unterkünfte bereits ausgebucht“, so Panzram.
Von den 525 im Leutkircher Gästeverzeichnis aufgeführten Betten entfallen 265 auf die acht dort vertretenen Hotels und Gasthöfe, die restlichen verteilen sich auf Ferienhäuser, Ferienwohnungen, Privatzimmer sowie Ferienquartieren auf Bauernhöfen. „Private Unterkünfte sind besonders für längere Aufenthalte interessant. Für einen zweiwöchigen Familienurlaub eignet sich natürlich eher ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung (auf dem Bauernhof)“, erklärt Panzram. Geschäftsreisende oder Kurzzeiturlauber bevorzugen hingegen eher ein Hotel oder eine Pension. „Beide Unterkunftsarten sind sehr wichtig, um alle Reisenden bedarfsgerecht ansprechen zu können.“
Die Anzahl der Betten in und um Leutkirch sei die letzten Jahre über relativ stabil geblieben. Zwar fallen manche Unterkünfte, etwa durch eine Festvermietung, weg, im Gegenzug würden jedoch auch immer wieder neue Gastgeber dazukommen. „Durch die Pandemie hat sich gezeigt, dass Urlaub im Inland weiterhin von großer Bedeutung ist. Das Interesse, aus einem leerstehenden Wohnraum eine Ferienunterkunft zu machen, ist sogar eher gestiegen“, so Panzram.
Zu den Ausflugszielen, die auf die Gäste warten, die in Leutkirch ihren Urlaub verbringen, gehört auch das historische Glasmacherdorf Schmidsfelden. Auf die Urlauber wartet dort unter anderem die Glashütte, zu der auch ein Museum gehört. Dort verzeichnete man in der vergangenen Urlaubssaison nur rund 50 Prozent der sonst üblichen Besucherzahlen,
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was aber vor allem am fast komplett ausgefallenen Bustourismus lag, wie Stefan Michaelis erklärt. „Das trifft nicht nur die Manufaktur ,sondern auch den Museumsträger, die Heimatpflege Leutkirch, da die Eintrittsgelder fehlen“. Die Manufaktur selbst sei dank des Onlinegeschäfts noch mit einem „blauen Auge“davongekommen.
Insgesamt sei es zwar für alle Mitarbeiter ein schweres Jahr gewesen, aber zumindest konnte man mit vier Wochen Verspätung in die Saison starten und hatte so noch einen passablen Sommer und Herbst, blickt Michaelis zurück. „Wir hoffen auf ein ähnliches Jahr für 2021, sind jedoch nicht sicher, ob die Politik das hinbekommt wie in 2020, als nach einem Lockdown der Tourismus im Allgäu wieder möglich war, von dem wir stark abhängen.“