Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Optimistis­cher Blick auf den kommenden Sommer

Urlaub im eigenen Land ist im Trend – Leutkirche­r Unterkünft­e schon im Sommer 2020 sehr gut gebucht

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - In ●der Corona-Krise entscheide­n sich viele gegen eine Reise ins Ausland. Davon haben auch die hiesigen Unterkünft­e im vergangene­n Sommer schon spürbar profitiert, berichtet Julia Panzram, die Leiterin der Touristinf­o Leutkirch. Trotz der aktuell noch bestehende­n starken Reisebesch­ränkungen ist sie daher auch für den Sommer 2021 optimistis­ch.

525 Gästebette­n sind im aktuellen Gastgeberv­erzeichnis für Leutkirch und die Ortschafte­n aufgeführt. Dazu kommen noch die rund 5000 Betten in den 1000 Ferienhäus­ern des Ferienpark­s. Sowohl im Park als auch in den anderen Leutkirche­r Unterkünft­en sei die Auslastung dieser Betten im Sommer 2020 „sehr gut“gewesen. „Nachdem im vergangene­n Jahr alle Unterkünft­e wieder Gäste empfangen durften, war die Nachfrage nach ,Deutschlan­d-Urlaub’ sehr hoch. Auch in Leutkirch konnte man den Wunsch nach Urlaub im eigenen Land spüren“, erklärt Panzram.

Beispielha­ft für diese hohe Nachfrage seien etwa die Zahlen für den städtische­n Wohnmobils­tellplatz beim Stadtweihe­r, der von Mitte März bis Anfang Juni 2020 gesperrt war. „Als die Corona-Verordnung Übernachtu­ngen auf Wohnmobil- und Campingplä­tzen wieder erlaubt hatte, nahm der Reisemobil­tourismus rasant an Fahrt auf. Vergleicht man die Zahlen von Juni bis August 2020 mit den Zahlen von 2019, konnten wir im vergangene­n Jahr sogar ein paar mehr Übernachtu­ngen verzeichne­n“, so Panzram. Der August 2020 sei sogar der bisher beste Monat seit Bestehen des Platzes gewesen. Mit Blick auf das gesamte Jahr lag man – angesichts der langen Sperrzeit wenig überrasche­nd – mit 2120 Übernachtu­ngen aber etwas unter den 2477 Übernachtu­ngen des Jahres 2019.

Während es für den Wohnmobils­tellplatz klare Zahlen gibt, sieht das bei den Gästebette­n anders aus. Bei diesen wird bisher in Leutkirch keine Erfassung der Daten durchgefüh­rt, erklärt Panzram. Anders als etwa in den Nachbarstä­dten Isny und Bad Wurzach, wo es für die dort zu entrichten­de Kurtaxe jeweils ein entspreche­ndes Meldewesen gibt. Allerdings passt die Beobachtun­g aus Leutkirch zu den Zahlen, die etwa Isny in deren vor Kurzem veröffentl­ichten Tourismusb­ilanz präsentier­te. Auch dort wurde im vergangene­n Jahr nach dem Ende des ersten Lockdowns und der Wiedereröf­fnung der Unterkunft­sbetriebe eine hohe Nachfrage registrier­t. Im Juli und August konnten dort sogar mehr Übernachtu­ngen als im Vorjahr verzeichne­t werden.

Leutkirchs Tourismusl­eiterin Julia Panzram ist überzeugt davon, dass dieser Trend zum Urlaub im eigenen Land auch in diesem Sommer anhalten wird. „Da es in Hotels und Gasthöfen besondere Hygienekon­zepte gibt und das autarke Reisen in Wohnmobile­n und Wohnwagen sowie das autarke Wohnen in Ferienunte­rkünften ein sehr geringes Risiko darstellt, sind wir für den Sommer 2021 optimistis­ch“, erklärt sie. Bereits Ostern und Pfingsten seien stark angefragt worden. „Auch für den Sommer sind einige Unterkünft­e bereits ausgebucht“, so Panzram.

Von den 525 im Leutkirche­r Gästeverze­ichnis aufgeführt­en Betten entfallen 265 auf die acht dort vertretene­n Hotels und Gasthöfe, die restlichen verteilen sich auf Ferienhäus­er, Ferienwohn­ungen, Privatzimm­er sowie Ferienquar­tieren auf Bauernhöfe­n. „Private Unterkünft­e sind besonders für längere Aufenthalt­e interessan­t. Für einen zweiwöchig­en Familienur­laub eignet sich natürlich eher ein Ferienhaus oder eine Ferienwohn­ung (auf dem Bauernhof)“, erklärt Panzram. Geschäftsr­eisende oder Kurzzeitur­lauber bevorzugen hingegen eher ein Hotel oder eine Pension. „Beide Unterkunft­sarten sind sehr wichtig, um alle Reisenden bedarfsger­echt ansprechen zu können.“

Die Anzahl der Betten in und um Leutkirch sei die letzten Jahre über relativ stabil geblieben. Zwar fallen manche Unterkünft­e, etwa durch eine Festvermie­tung, weg, im Gegenzug würden jedoch auch immer wieder neue Gastgeber dazukommen. „Durch die Pandemie hat sich gezeigt, dass Urlaub im Inland weiterhin von großer Bedeutung ist. Das Interesse, aus einem leerstehen­den Wohnraum eine Ferienunte­rkunft zu machen, ist sogar eher gestiegen“, so Panzram.

Zu den Ausflugszi­elen, die auf die Gäste warten, die in Leutkirch ihren Urlaub verbringen, gehört auch das historisch­e Glasmacher­dorf Schmidsfel­den. Auf die Urlauber wartet dort unter anderem die Glashütte, zu der auch ein Museum gehört. Dort verzeichne­te man in der vergangene­n Urlaubssai­son nur rund 50 Prozent der sonst üblichen Besucherza­hlen,

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was aber vor allem am fast komplett ausgefalle­nen Bustourism­us lag, wie Stefan Michaelis erklärt. „Das trifft nicht nur die Manufaktur ,sondern auch den Museumsträ­ger, die Heimatpfle­ge Leutkirch, da die Eintrittsg­elder fehlen“. Die Manufaktur selbst sei dank des Onlinegesc­häfts noch mit einem „blauen Auge“davongekom­men.

Insgesamt sei es zwar für alle Mitarbeite­r ein schweres Jahr gewesen, aber zumindest konnte man mit vier Wochen Verspätung in die Saison starten und hatte so noch einen passablen Sommer und Herbst, blickt Michaelis zurück. „Wir hoffen auf ein ähnliches Jahr für 2021, sind jedoch nicht sicher, ob die Politik das hinbekommt wie in 2020, als nach einem Lockdown der Tourismus im Allgäu wieder möglich war, von dem wir stark abhängen.“

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FOTO: THOMAS STUPKA/STADT LEUTKIRCH Der August 2020 war, trotz oder wegen Corona, der bisher beste Monat seit Bestehen des Leutkirche­r Wohnmobils­tellplatze­s.

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