Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sensibles Thema, komplexe Probleme
Der Städtische Friedhof von Bad Wurzach soll neu gestaltet und saniert werden
BAD WURZACH - Der städtische Friedhof von Bad Wurzach soll neu gestaltet und saniert werden. Der Gemeinderat hat dafür nun die Planungen in Auftrag gegeben.
Das Augenmerk liegt dabei auf dem älteren, östlichen Teil (vom Friedhofweg aus links). Der westliche Teil ist die 2010 abgeschlossene Erweiterung.
Das Ziel ist klar und wurde von Bürgermeisterin Alexandra Scherer (CDU) in der Sitzung am Montagabend im Kurhaus nochmals formuliert: „Wir wollen den Friedhof in seiner Schönheit erhalten.“Das sei, so schob sie hinterher, freilich „eine große Aufgabe“
Warum das so ist und wo es derzeit im Argen liegt, erläuterte Fachbereichsleiterin Elke Osterkamp. Sie sprach dabei von „sehr komplexen Problemen“, die zu bewältigen sind. Ohne auf Einzelheiten einzugehen nannte sie das Wegenetz, die Statik des Treppenaufgangs, die historischen Elemente, die es zu erhalten gelte, die Einpflanzung und die Parkplatzsituation.
Der grundsätzlichen Schönheit des Friedhofs unterhalb des Gottesbergs entgegen stehen derzeit auch die vielen Lücken, die sich in den Gräberreihen auftun. Pro Jahr würden fünf bis sieben Gräber aufgelöst, berichtete Osterkamp. Klassische Familiengräber, die viel Pflege brauchen, gebe es heutzutage kaum noch. „Viel Stückwerk“in diesem Bereich sei die Folge.
„Einen Friedhof kann man aber nicht eben einfach mal auf links drehen. Wir müssen Stück für Stück und sensibel vorgehen“, betonte sie. Hinzu komme die finanzielle Situation der Stadt, die ebenfalls dafür spreche, die Teilmaßnahmen des Gesamtprojekts zu priorisieren und auf mehrere Jahre zu verteilen.
Als ersten Schritt vergab der Gemeinderat den Auftrag für die Planung an das Büro Sylvia Brack in Leutkirch-Balterazhofen. Es soll nun ein Gesamtkonzept samt Kostenschätzung erstellen. Der Baubeginn wird derzeit für Mitte kommenden Jahres ins Auge gefasst, der Abschluss der Gesamtsanierung für „voraussichtlich 2026“. Dann soll es auf dem Friedhof auch die derzeit nicht vorhandene Möglichkeit für neue Bestattungsformen geben, zu der immer mehr Menschen tendieren. Beispielsweise werden Urnengräber immer stärker nachgefragt.
Dieser neuen Bestattungskultur im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben, nannte Stadtrat Klaus Schütt (CDU) „eine riesige Herausforderung“. Insgesamt sei es wichtig, bei der gesamten Maßnahme „die Bürger mitzunehmen, damit sie wissen, was kommt“. Ein weiteres Ziel in seinen Augen ist auch, die Wege zu richten. Die sind teilweise nicht nur schmal, sondern auch gekiest und damit „für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen nicht nutzbar“, stellte er fest.
Die Notwendigkeit größerer Wege, die dann auch maschinell pflegbar sind, sprach auch KarlHeinz Buschle (FW) an. Er erinnerte sich dabei an Umgestaltungspläne, die 2009/2010 im Zuge der Erweiterung bereits vorgelegen hätten. Ob die denn noch da seien und ob nicht auf sie zurückgegriffen werden könne, statt neue erarbeiten zu lassen, fragte er.
Die Pläne gebe es noch, erwiderte Osterkamp. „Aber damals gab es völlig andere Voraussetzungen“, sagte sie, unter anderem mit Blick auf die schon angesprochenen Bestattungsformen. Soweit es sinnvoll sei, werde man aber auf dieser Planung aufbauen.
Die Umgestaltungs- und Sanierungspläne unterstützte auch Stadtrat Franz-Josef Maier (MW). Dies sei auch aus Gründen der Sicherheit nötig, denn diese sei „in manchen Bereichen grenzwertig“.
Die Planungskosten in Höhe von rund 20 000 Euro sind im Haushalt dieses Jahres eingestellt. Weiteres Geld soll in den Jahren 2022 bis 2026 fließen. Wieviel benötigt wird, soll das Planungsbüro ermitteln.
Der ältere Teil des 120 Jahre alten Friedhofs ist rund 18 000 Quadratmeter groß und beherbergt etwa 1100 Gräber. Der neue Teil umfasst circa 5500 Quadratmeter und bietet Platz für an die 400 Ruhestätten.
Auf dem Bad Wurzacher Friedhof gibt es zudem eine Gedenkstätte für Sternenkinder. Im Erweiterungsteil ist ein Gräberfeld für Muslime angelegt worden.