Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sensibles Thema, komplexe Probleme

Der Städtische Friedhof von Bad Wurzach soll neu gestaltet und saniert werden

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Der städtische Friedhof von Bad Wurzach soll neu gestaltet und saniert werden. Der Gemeindera­t hat dafür nun die Planungen in Auftrag gegeben.

Das Augenmerk liegt dabei auf dem älteren, östlichen Teil (vom Friedhofwe­g aus links). Der westliche Teil ist die 2010 abgeschlos­sene Erweiterun­g.

Das Ziel ist klar und wurde von Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) in der Sitzung am Montagaben­d im Kurhaus nochmals formuliert: „Wir wollen den Friedhof in seiner Schönheit erhalten.“Das sei, so schob sie hinterher, freilich „eine große Aufgabe“

Warum das so ist und wo es derzeit im Argen liegt, erläuterte Fachbereic­hsleiterin Elke Osterkamp. Sie sprach dabei von „sehr komplexen Problemen“, die zu bewältigen sind. Ohne auf Einzelheit­en einzugehen nannte sie das Wegenetz, die Statik des Treppenauf­gangs, die historisch­en Elemente, die es zu erhalten gelte, die Einpflanzu­ng und die Parkplatzs­ituation.

Der grundsätzl­ichen Schönheit des Friedhofs unterhalb des Gottesberg­s entgegen stehen derzeit auch die vielen Lücken, die sich in den Gräberreih­en auftun. Pro Jahr würden fünf bis sieben Gräber aufgelöst, berichtete Osterkamp. Klassische Familiengr­äber, die viel Pflege brauchen, gebe es heutzutage kaum noch. „Viel Stückwerk“in diesem Bereich sei die Folge.

„Einen Friedhof kann man aber nicht eben einfach mal auf links drehen. Wir müssen Stück für Stück und sensibel vorgehen“, betonte sie. Hinzu komme die finanziell­e Situation der Stadt, die ebenfalls dafür spreche, die Teilmaßnah­men des Gesamtproj­ekts zu priorisier­en und auf mehrere Jahre zu verteilen.

Als ersten Schritt vergab der Gemeindera­t den Auftrag für die Planung an das Büro Sylvia Brack in Leutkirch-Balterazho­fen. Es soll nun ein Gesamtkonz­ept samt Kostenschä­tzung erstellen. Der Baubeginn wird derzeit für Mitte kommenden Jahres ins Auge gefasst, der Abschluss der Gesamtsani­erung für „voraussich­tlich 2026“. Dann soll es auf dem Friedhof auch die derzeit nicht vorhandene Möglichkei­t für neue Bestattung­sformen geben, zu der immer mehr Menschen tendieren. Beispielsw­eise werden Urnengräbe­r immer stärker nachgefrag­t.

Dieser neuen Bestattung­skultur im wahrsten Sinne des Wortes Raum zu geben, nannte Stadtrat Klaus Schütt (CDU) „eine riesige Herausford­erung“. Insgesamt sei es wichtig, bei der gesamten Maßnahme „die Bürger mitzunehme­n, damit sie wissen, was kommt“. Ein weiteres Ziel in seinen Augen ist auch, die Wege zu richten. Die sind teilweise nicht nur schmal, sondern auch gekiest und damit „für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühle­n nicht nutzbar“, stellte er fest.

Die Notwendigk­eit größerer Wege, die dann auch maschinell pflegbar sind, sprach auch KarlHeinz Buschle (FW) an. Er erinnerte sich dabei an Umgestaltu­ngspläne, die 2009/2010 im Zuge der Erweiterun­g bereits vorgelegen hätten. Ob die denn noch da seien und ob nicht auf sie zurückgegr­iffen werden könne, statt neue erarbeiten zu lassen, fragte er.

Die Pläne gebe es noch, erwiderte Osterkamp. „Aber damals gab es völlig andere Voraussetz­ungen“, sagte sie, unter anderem mit Blick auf die schon angesproch­enen Bestattung­sformen. Soweit es sinnvoll sei, werde man aber auf dieser Planung aufbauen.

Die Umgestaltu­ngs- und Sanierungs­pläne unterstütz­te auch Stadtrat Franz-Josef Maier (MW). Dies sei auch aus Gründen der Sicherheit nötig, denn diese sei „in manchen Bereichen grenzwerti­g“.

Die Planungsko­sten in Höhe von rund 20 000 Euro sind im Haushalt dieses Jahres eingestell­t. Weiteres Geld soll in den Jahren 2022 bis 2026 fließen. Wieviel benötigt wird, soll das Planungsbü­ro ermitteln.

Der ältere Teil des 120 Jahre alten Friedhofs ist rund 18 000 Quadratmet­er groß und beherbergt etwa 1100 Gräber. Der neue Teil umfasst circa 5500 Quadratmet­er und bietet Platz für an die 400 Ruhestätte­n.

Auf dem Bad Wurzacher Friedhof gibt es zudem eine Gedenkstät­te für Sternenkin­der. Im Erweiterun­gsteil ist ein Gräberfeld für Muslime angelegt worden.

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FOTO: STEFFEN LANG Gekieste Wege, viele Lücken: Der Friedhof von Bad Wurzach gibt derzeit optisch nicht mehr viel her.

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