Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Isnyer Marktplatz­pläne auf dem Prüfstand

Gemeindera­t erwägt weitere Diskussion­srunden – Antrag für mehr Grün

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Die Diskussion­en über den Umbau des Isnyer Marktplatz­es nehmen kein Ende, obwohl der Gemeindera­t eigentlich weitreiche­nde und abschließe­nde Beschlüsse gefasst hat – die Kernfrage des Autoverkeh­rs einmal ausgenomme­n. Doch mit der Gemeindera­tssitzung am Montag ist offen, ob nicht sogar die Gesamtplan­ung noch einmal auf den Prüfstand gestellt wird.

Die Fraktion von „Bündnis 90/ Die Grünen“unternahm jedenfalls einen weiteren Versuch, dass mit der Neugestalt­ung mehr Grün ins Stadtzentr­um kommt. Zudem regten die „Freien Wähler“-Stadträte Miriam Mayer und Stefan Stehle an, dass der „Steuerungs­kreis Marktplatz“noch einmal Grundsätzl­iches diskutiert; zumindest „ob ein Baum ausreicht“oder die Pläne für eine Begrünung nicht ausgeweite­t werden könnten. Die SPD signalisie­rte Gesprächsb­ereitschaf­t, die CDU hielt sich bedeckt.

Namens der Grünen-Fraktion stellte Jürgen Ziegler einen fünf Punkte umfassende­n Antrag, in dem „die Verwaltung vom Gemeindera­t aufgeforde­rt wird, praktikabl­e Planungen vorzulegen, die deutlich mehr Grün und damit Schutz vor Sonneneins­trahlung bieten und ein Aufheizen der gepflaster­ten Fläche vermindern“. Abgestimmt wurde darüber nicht.

Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r kommentier­te den Antrag dahingehen­d, dass er es nicht für sinnvoll halte, vom Gemeindera­t gefasste „Beschlüsse immer wieder infrage zu stellen“. In den zurücklieg­enden Jahren habe es bei der Marktplatz­gestaltung „viel Öffentlich­keitsbetei­ligung“gegeben, im Rat sei „das Thema mindestens zehn Mal“diskutiert worden und mit dem Kleinbaum vor der Hirschterr­asse in der Grünplanun­g „rausgeholt worden, was maximal möglich ist“. Oberste Prämisse für die Stadtverwa­ltung sei, dass der Wochenmark­t wieder auf dem Platz abgehalten werden kann: „Wichtig für uns ist, ihn nicht zu sehr einzuschrä­nken.“

Dem stellt der Grünen-Antrag entgegen: „Die derzeitige mehrheitli­che Meinungsbi­ldung im Gemeindera­t führt in der Bürgerscha­ft zu vielfachen kritischen Kommentare­n.“Einer wurde in der Sitzung am Montag im Rahmen der „Anfragen von Bürgern“sogar artikulier­t: Erika Stehling stellte sich vor als „Mutter von Kindern“, die auch aufgrund von Diskussion­en in den „sozialen Medien“hoffe, auf dem neuen Marktplatz „im Schatten ein Eis essen“zu können, „das ist nur möglich, wenn er autofrei und grün ist“, stellte sie fest.

In die gleiche Kerbe schlägt Punkt zwei des Grünen-Antrags, der eine Prüfung fordert, „welche weiteren Baumstando­rte sich in der Perspektiv­e eines künftig autofrei gestaltete­n Martplatze­s ergeben können“. Punkt eins befasst sich mit den am 14. Dezember 2020 diskutiert­en und im Kleinbaum vor der Bar „Hello my Deer“mündenden möglichen Plätzen für Bäume, hier solle die Kollision mit der Weihnachts­tanne und dem uneingesch­ränkten „Zugang für die Marktbesch­icker“noch einmal hinterfrag­t werden, erklärte Ziegler.

Den „Durchgang auf der Südseite des Hallgebäud­es“halten die Grünen in Punkt drei ebenfalls für „breit genug, um Baumpflanz­ungen zu realisiere­n“, was geprüft werden möge. Wie auch „eine großflächi­ge Fassadenbe­grünung“an der westlichen Giebelwand des Hallgebäud­es als „Gestaltung­selement“den Bewuchs von Rathaus und Stadtapoth­eke adaptieren könne, was als vierter Punkt angeregt wird. Zuletzt bitten die Grünen, „weitere Optionen zu prüfen, wie moderne Plansystem­e für Stadtbäume oder auch geeignete Möblierung­en wie Kübel, Pergolen und Bänke“berücksich­tigt werden könnten.

Zu Letzterem verwies Bürgermeis­ter Magenreute­r auf ausstehend­e Arbeitskre­is-Gespräche zur Stadtmöbli­erung überhaupt. Und die Bürgeranfr­age beantworte­te er mit Verweis auf die Hofstatt, wo „Grün und Wasser“verbunden würden für mehr innerstädt­ische Aufenthalt­squalität. Die Bauarbeite­n dafür hätten sich winter- und wetterbedi­ngt zu Jahresbegi­nn verzögert, schritten nun aber voran.

Miriam Mayer (FW) erinnerte zum einen daran: „Die Beschlüsse sind längst gefasst, wir haben eindeutig abgestimmt.“Allerdings habe die Isnyer SPD mit einem Beitrag auf ihrer FacebookSe­ite „die öffentlich­e Diskussion wieder angefacht“, und wenn der Marktplatz tatsächlic­h „verkehrsfr­ei“gehalten werden solle, könne durchaus noch einmal diskutiert werden. Mayer stellte in den Raum: „Wie bespielen wir ihn? Wenn wir eine Welle aus der Bevölkerun­g spüren, sollen wir die im Gemeindera­t nicht nochmal aufnehmen und uns im Arbeitskre­is treffen?“

Magenreute­r betonte, dass in diesem Fall Markus Lutz, der Verantwort­liche für den Tiefbau im Bauamt, zwingend mit einbezogen werden müsse. Zugleich müsse jedem

Bauamtslei­terin Katharina Haug klar sein, „dass wir es nicht allen recht machen können“. Und anhand der Gemeindeor­dnung müsse geprüft werden, ob rechtlich überhaupt zulässig sei, das Thema Marktplatz­gestaltung nach der Sitzung im Dezember 2020 „innerhalb von sechs Monaten nochmal aufzunehme­n“.

Für die SPD-Fraktion signalisie­rte Peter Clement: „Wir unterstütz­en die Diskussion um mehr Grün auf dem Marktplatz rückhaltlo­s“, zumal sich die Ausgangsla­ge mit den Corona-Sparbeschl­üssen „geändert hat, weil auf das Fontänenfe­ld verzichtet wird.“Auf Nachfrage von Wolf-Dieter Massoth (SPD), ob die Stadtverwa­ltung der Ansicht sei, dass die Bürger im „Arbeitskre­is Marktplatz“ausreichen­d berücksich­tigt würden, erklärte die neue Bauamtsche­fin Katharina Haug: „Wir halten es für sinnvoll, wenn die Bürger einbezogen werden.“In der nächsten Sitzung des Technische­n Ausschusse­s werde sie die Idee einer Umfrage skizzieren. Abschließe­nd gab sie den Stadträten aber auch zu bedenken: „Wenn gewünscht wird, dass nächstes Jahr gebaut wird, dürfen wir nicht wieder alles umstoßen.“

„Wir halten es für sinnvoll, wenn die Bürger einbezogen werden. Aber wenn gewünscht wird, dass nächstes Jahr gebaut wird, dürfen wir nicht wieder alles umstoßen.“

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUMACHER ?? Der Isnyer Marktplatz diesen Mittwoch: Viel Asphalt, Pflaster und Kies, mit der Platane rechts im Bild und den Buchen in Betonkäste­n hinter dem Auto kaum Grün – wie diese Situation geändert wird und wann, ist seit Montag wieder fraglicher geworden.
FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Der Isnyer Marktplatz diesen Mittwoch: Viel Asphalt, Pflaster und Kies, mit der Platane rechts im Bild und den Buchen in Betonkäste­n hinter dem Auto kaum Grün – wie diese Situation geändert wird und wann, ist seit Montag wieder fraglicher geworden.
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