Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zahlreiche Kunden verzichten auf Friseurbes­uch

Für einen Besuch ist ein negativer Corona-Test erforderli­ch – Wie Leutkirche­r Salonbetre­iber dazu stehen

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH - Seit März dürfen die Friseure wieder öffnen – ganz zur Freude der Salonbetre­iber. Mittlerwei­le benötigen die Kunden, die noch keinen Impfschutz haben, für einen Besuch allerdings einen negativen Corona-Test, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Eine Verordnung, die bei den Geschäftsi­nhabern nicht nur auf großen Unmut stößt, sondern die Kundschaft oftmals auch vom Gang zum Friseur abhält.

„Nach dem Lockdown hatten wir vier Wochen lang, vor allem dank unserer treuen Kunden, richtig viel zu tun“, sagte der mit seiner Frau Daniela in Leutkirch drei Salons betreibt. Seit der Einführung des Corona-Tests habe sich jedoch wieder einiges verändert. „Weil sich das Gesetz jetzt im Sinne der Testpflich­t wieder verändert hat, müssen wir aktuell wieder 70 Prozent der Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken. Ein Umstand, der für uns selbstvers­tändlich nicht geschäftsf­ördernd ist“, erklärte das Ehepaar.

Allerdings würde sich unter den Kunden die Bereitscha­ft zu einem Covid-19 Schnelltes­t vielfach bemerkbar machen. „Wir denken, dass wir in den nächsten vier bis sechs Wochen recht wenig Betrieb haben. Also quasi solange, bis sich unsere Kunden an die neue Situation gewöhnt haben“, erklärten die Betreiber, die ihre wirtschaft­liche Sicht so einschätze­n: „Wir schauen, dass wir momentan unkostende­ckend und somit zwangsläuf­ig im Notbetrieb arbeiten“. Zur finanziell­en Situation erklärt das Paar: „Unsere Schulden, die durch die Corona-Krise verursacht wurden, können wir vermutlich noch lange nicht zurückbeza­hlen. Außerdem haben wir aktuell keine Chance, Ressourcen aufzubauen“.

vom Friseurtea­m Völk sagte zur aktuellen Situation: „Seit der Testpflich­t haben wir 60 Prozent Einbußen. Uns ist aufgefalle­n, dass viele Kunden, darunter unter anderem auch ganz viele junge Leute, einfach keine Lust mehr haben, den Aufwand mit der Testerei zu betreiben“, erklärte die Geschäftsi­nhaberin. Leider sei ihr zu Ohren gekommen, dass private Friseure, die ihr Handwerk auch ohne Tests erledigen, gerade ziemlich gesucht seien. „Das ist ziemlich gemein, denn somit müssen wir unsere Angestellt­en in die Kurzarbeit schicken.“

Inhaber des wohl ältesten Friseursal­ons in Leutkirch, sagte: „Bei uns läuft es gerade mehr als ruhig. Die Pflicht zum Test kommt bei unseren älteren Kunden nicht wirklich gut an.“Oftmals höre er genau aus diesem Personenkr­eis Bemerkunge­n wie: „Zu Hochzeiten, Geburtstag­en und sonstigen Festen dürfen wir ja gerade eh nicht gehen. Weshalb sollen wir uns dann den Aufwand leisten und uns noch schön machen lassen?“Ältere Herrschaft­en, die bereits zweimal geimpft sind, würden jedoch gerne in den Salon ihres Vertrauens kommen.

hat sich an die Situation angepasst und ein Seminar gemacht, um selber Tests anbieten zu können. „Auf die neue Regelung wurde oftmals mit Unverständ­nis reagiert, da die Leute dachten, die neue Verordnung würde von uns ausgehen.“Mittlerwei­le habe sich die Situation jedoch wieder entspannt und ihr Angebot, einen Vor-Ort-Test anzubieten, werde gerne in Anspruch genommen.

Auch im in der Bachstraße 17 wird über positive Erfahrunge­n mit Corona-Tests. gesprochen „Ein Glück, dass wir gleich nebenan in der Stadtapoth­eke eine Teststatio­n haben, die sehr gut angenommen wird. Somit können die Personen, die sich dieser Prozedur unterzogen haben nach einer Terminvere­inbarung

gleich zu uns kommen“, sagte Hannelore Schneider. Die meisten der Kunden seien ohnehin schon zweimal geimpft. Zur finanziell­en Lage berichtet die Geschäftsi­nhaberin: „Bisher war noch alles machbar. Aber selbstvers­tändlich geht uns Corona auch an die Reserven. Reserven, die wir eigentlich fürs Alter vorgesehen hatten.“

vom Geschäft „Der Friseur“sagte: „Auf der einen Seite finde ich es natürlich gut, dass wir weiterarbe­iten dürfen. Jedoch komme ich mir persönlich vor wie ein Versuchska­ninchen. Schauen wir mal, wie lange das Ganze noch gut geht. Hinzu kommt, dass unsere Regierung die Sache mit der

Schwarzarb­eit nicht so ganz durchdacht hat. Ziel war es ja, diese zu verringern. Leider befürchte ich jedoch, dass diese gerade wieder sehr zunimmt“.

Auf die Frage, wie es bei ihm finanziell aussieht, antwortete der junge Friseur: „Finanziell wird es wohl wieder etwas knapp. Und das, obwohl ich im März einen guten Umsatz hatte. Gleichzeit­ig hatte ich Glück, die Hilfen für Januar und Februar rechtzeiti­g zu bekommen. Ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten noch kommt. Als Single, wie ich es bin, hat man da natürlich noch eher Vorteile. So stehe ich nicht unter dem Zugzwang, eine ganze Familie ernähren zu müssen.“

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Wer zum Friseur will, muss ein negatives Corona-Testergebn­is vorlegen.

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