Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Solarpark bei Niederwang­en geplant

Anlage könnte 1200 Haushalte mit Strom versorgen - Zu Plänen, Zielen und Stimmungen

- Von Jan Peter Steppat

NIEDERWANG­EN - Im Raum Wangen könnte es in den kommenden Jahren einen großflächi­gen Einstieg in die Energiegew­innung durch die Kraft der Sonne geben. Eine auf dieses Thema spezialisi­erte EnBWTochte­r und die Bürgerener­giegenosse­nschaft Wangen planen rechts und links der Autobahn bei Niederwang­en einen zehn Hektar großen Solarpark. Rechnerisc­h könnten dann mit den Kollektore­n 1200 VierPerson­en-Haushalte mit Strom versorgt werden. Im Ortschafts­rat Niederwang­en wurde das Thema jetzt erstmals öffentlich vorgestell­t, am Montag passiert dies auch im Gemeindera­t – ein Überblick.

Wo ist der Solarpark genau geplant?

Nördlich der beiden kleinen Autobahnra­ststätten Ettensweil­er und Humbrechts verbindet eine Brücke diese beiden Weiler. Wiederum nördlich an diese anschließe­nd gibt es beidseitig der A 96 zwei Wiesenfläc­hen, die für den Solarpark vorgesehen sind. Schon länger im Blick hatten die EnbW Solar GmbH und die Bürgerener­giegenossc­haft (BEG) das Grundstück Richtung Humbrechts. Dort waren Pacht-Verhandlun­gen mit dem Eigentümer schon vor längerer Zeit erfolgreic­h gewesen. Zuletzt kam die Fläche auf der westlichen Seite hinzu. Auch mit dem dortigen Eigentümer ist man sich einig, wie BEG-Vorstand Wolfgang Friedrich erklärt.

Wie groß könnte der Park werden?

Insgesamt stehen dafür zehn Hektar zur Verfügung. Allerdings sollen nur sechs bis sieben davon für die Photovolta­ik-Module genutzt werden – aus mehreren Gründen. Die westliche Fläche liegt teilweise an einem Hang und nahe eines Waldes, weswegen sie laut Lea Müller, Projektlan­g

TRAUERANZE­IGEN leiterin von EnBW Solar, nur eingeschrä­nkt und in Richtung Autobahn nutzbar sei. Östlich der Autobahn könnte die Anlage größer werden, aber auch dort müssen die Planer auf bauliche Gegebenhei­ten achten, etwa unter der Erde verlegte Rohre.

Wie sehen die wirtschaft­lichen Eckpunkte aus?

Bleibt es bei den bisherigen Vorstellun­gen beider Unternehme­n könnte der Solarpark 1200 Vier-PersonenHa­ushalte mit Strom versorgen – also rechnerisc­h 4800 Menschen. „Das reicht für Niederwang­en“, erklärte Ortsvorste­her Roland Hasel. Und zwar locker: In der Ortschaft leben rund 1600 Leute.

Die bei dem Projekt federführe­nde EnBW Solar rechnet mit Investitio­nskosten von drei bis dreieinhal­b Millionen Euro – „abhängig von der tatsächlic­hen Belegung“mit Modulen, wie Projektlei­terin Lea Müller erläutert. Gehen die Pläne durch, soll eine Projektträ­gergesells­chaft gegründet werden. „Ein sehr gängiges Model“, ergänzt sie.

In diese Gesellscha­ft kann die BEG mit einem Anteil von bis zu 49 Prozent einsteigen. Für BEG-Vorstand Christoph Müller ist das attraktiv, weil risikolos. Zudem schaffe dies Anreize, Genossensc­haftsantei­le zu zeichnen.

Wirtschaft­lich rentabel ist das Projekt laut Wolfgang Friedrich aber nur, wenn es langfristi­g angelegt ist. Beide Partner streben deshalb eine Laufzeit des Solarparks mindestens 20 Jahren an, besser noch 30 Jahre. Unabhängig von Zahlen betonen sie aber, einen Beitrag vor Ort zur Energiewen­de leisten zu wollen.

Welche rechtliche­n Hürden gibt es?

Zunächst muss der Solarpark ein Bebauungsp­lanverfahr­en mit mehreren Stufen durchlaufe­n. Parallel dazu will die Stadt Wangen den Flächennut­zungsplan ändern, denn bis

sind beide Grundstück­e als land- oder forstwirts­chaftliche Flächen ausgeschri­eben. Eigentlich stünde der Regionalpl­an der Anlage entgegen. Denn das Gelände befindet sich in einem Grünzug – und darin sind Photovolta­ik-Anlagen eigentlich nicht zulässig. Der neue Regionalpl­an soll diese Hürde nicht mehr beinhalten. Im Vorfeld hatte die Stadt den Regionalve­rband zudem gebeten, die Fläche nicht als Grünzug auszuweise­n. Das heißt aber dennoch: „Auf die Schnelle“wird angesichts des sicher länger andauernde­n Verfahrens bei Niederwang­en sicher kein Strom erzeugt werden - wenngleich die Verantwort­lichen von einer Bauzeit von lediglich zwei bis drei Monaten ausgehen.

Welche Auswirkung­en könnte es für Natur und Umwelt geben?

Zunächst führen EnBW Solar und BEG den Beitrag zum Klimaschut­z an. Laut Wolfgang Friedrich könnte der Park für eine Kohlendiox­id-Einsparung in Höhe von 3500 Tonnen pro Jahr sorgen. Weil Blühstreif­en und Imkern dort möglich beziehungs­weise bereits angefragt sind, könnte in dem Bereich auch die Artenvielf­alt gesteigert werden. Da nicht auf der gesamten Fläche PVModule aufgestell­t werden sollen, seien Ausgleichs­flächen dafür direkt auf dem Gelände möglich.

Nach einer Anlaufphas­e will die EnBW Solar übrigens weidende Tiere einsetzen, um das Gras im Zaum zu halten. Aus landwirtsc­haftlichen Aspekten schätzen Experten das Areal als nicht sonderlich wertvoll ein. Der Untergrund soll großenteil­s aus aufgeschüt­tetem Material im Zuge des Autobahnba­us bestehen.

Ferner soll kaum Boden versiegelt werden, da die Module auf Ständern stehen sollen. Denn entstehend­en Autoverkeh­r beziffert die EnBW Solar auf ein bis zwei Fahrzeuge pro Jahr wegen der Wartungsar­beiten.

Wie sind die Reaktionen im Ortschafts­rat?

Grundsätzl­ich sehr positiv. Ortsvorste­her Roland Hasel spricht von einem „großen, zukunftstr­ächtigen Projekt“. Das Gremium schickte einen einstimmig­en Empfehlung­sbeschluss an den Wangener Gemeindera­t, der sich am Montag mit dem Thema befassen wird. Dabei soll er in einem ersten Schritt das Bebauungsp­lanverfahr­en einleiten. Gleiches gilt für die Änderung des Flächennut­zungsplans.

Im Detail gab es aber auch kritische Anmerkunge­n - vor allem wegen des Erscheinun­gsbildes der Anlage. Manfred Hasel wünscht etwa gewisse Beschränku­ngen im Bereich westlich der Autobahn und schlug vor, östlich davon nicht zu hoch am Hang zu bauen. Rainer Herget nennt den Park zwar eine „gute Sache“für Stadt, Ortschaft und BEG und lobte den ausgesucht­en Standort an der A 96, betont aber die Bedeutung des Landschaft­sbilds in Niederwang­en. Zudem fordert er, die Anlieger „persönlich mitzunehme­n, um hier die einen oder anderen Bedenken zu zerstreuen“.

BEG-Vorstand Wolfgang Friedrich versprach ein transparen­tes Verfahren. Man werde „so oft wie möglich“informiere­n.

Welche Vorbilder gibt es für den Park?

Diverse im Land, wie Lea Müller für die EnBW betont. Dazu zählt sie besonders den vor rund neun Jahren eröffneten Leutkirche­r Solarpark im „Eck“zwischen A 96 und Bundesstra­ße 465. Damals auf rund zehn Hektar ausgelegt und als Vorbild gepriesen, ist die Anlage in der Nachbarsta­dt inzwischen mehrfach erweitert worden. Auch in Wangen bestehen bereits nahe der A 96 PV-Module - seit vergangene­m Jahr, in deutlich kleinerer Form als bei Niederwang­en geplant, privat betrieben und versteckt bei Karbach gelegen.

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Hier könnte der Solarpark westlich der Autobahn entstehen.
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FOTOS: SWE So sieht das Gelände für den Solarpark östlich der Autobahn aus.
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