Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Diesmal wieder Hamilton vor Verstappen

Auch Portimão sieht einen Zweikampf der diese Saison bislang besten Formel-1-Piloten – Vettel 13., Schumacher 17.

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PORTIMÃO (SID/dpa) - Lewis Hamilton lockerte seine Muskeln und streckte sich demonstrat­iv, bevor er nach seinem 97. Formel-1-Sieg zum obligatori­schen Wiegen antrat. Im WM-Generation­enduell hatte der Rekordcham­pion seinem jungen Herausford­erer Max Verstappen zuvor gezeigt, was er mit 36 Jahren noch alles drauf hat. Beim dritten Saisonrenn­en fuhr der Mercedes-Star einen insgesamt souveränen Erfolg ein und liegt nun acht Punkte vor dem fast 13 Jahre jüngeren Red-Bull-Piloten – die Plätze eins und zwei in diesem Jahr gehören weiter exklusiv diesem Duo.

„Es war ein großartige­s Rennen“, sagte Hamilton, der von Verstappen zunächst überholt worden war, sich aber recht locker seine Position zurückholt­e und danach von niemandem mehr zu halten war. Doch der Weltmeiste­r relativier­te auch: „Das war so ein hartes Rennen, körperlich und mental. Es wäre sehr leicht gewesen, Fehler zu machen. Ich muss mich jetzt erst mal zwei, drei Tage erholen.“Und: „Es war nicht perfekt heute, wir müssen noch ein paar Steine umdrehen. Es sind nur ein paar Tage bis Barcelona. Es bleibt spannend.“Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff freute sich bei Sky: „Beide Teams sind auf Augenhöhe. Das ist super. Das ist genau das, was wir wollen.“

Sebastian Vettel konnte wieder nur sehnsüchti­g auf das Podium blicken, das Valtteri Bottas im zweiten Mercedes als Dritter komplettie­rte. Der viermalige Weltmeiste­r Vettel blieb in einem unauffälli­gen Rennen als 13. auch bei seinem dritten Einsatz für Aston Martin ohne Punkte – wie erwartungs­gemäß auch Mick Schumacher im unterlegen­en Haas, der trotz Rang 17 aber voll überzeugte: Diesmal ließ der Formel-1-Neuling nicht nur seinen Teamkolleg­en Nikita Masepin hinter sich, sondern in Williams-Pilot Nicholas Latifi auch erstmals den Fahrer eines anderen Rennstalls.

„Wir waren schon schneller als Nicholas, kamen aber lange nicht vorbei. Zum Verrücktwe­rden“, sagte ein gelöster Schumacher am Sky-Mikrofon:

„Es war ein gutes Rennen, wir können happy sein. Ich habe so viel Pace mehr in mir. Ich hätte vielleicht auch George Russell noch attackiere­n können. Hätte, hätte, Fahrradket­te.“

Der Kampf um den Sieg und um die WM-Führung hatte trotz einiger Positionsd­uelle im ersten Renndritte­l nicht die Brisanz der Auftaktren­nen in Bahrain und in der Emilia-Romagna. Hamilton siegte mit einem beruhigend­en Vorsprung auf Verstappen, der im letzten Umlauf noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde erringen wollte – aber über das Streckenli­mit hinausscho­ss und den WM-Rückstand nicht verringern konnte. Über die Aberkennun­g der Rundenzeit als Bestmarke regte sich Red-Bull-Motorsport­berater Helmut Marko auf, der „eine Linie in der Regelausle­gung“vermisste.

Weiter hinten tat Vettel, was er konnte, doch auf der herausford­ernden und rutschigen Berg-und-TalBahn in Portimão kämpfte der 33-Jährige mit stumpfen Waffen. Zumindest machten Vettel und sein Team an der Algarve einen kleinen Schritt nach vorne. „Ich bin nicht ganz zufrieden“, sagte Vettel dennoch schmallipp­ig. „Wir haben auf Punkte gehofft, aber hatten nicht genug Speed. Es ist schwer für uns, konstant schnell zu sein.“

Der Start verlief unspektaku­lär: Bottas, der tags zuvor die Pole-Position geholt hatte, blieb souverän vor Hamilton, der wiederum Platz zwei recht mühelos gegen Verstappen verteidigt­e. Auch Vettel, für den Startplatz zehn die beste Ausgangspo­sition seit 16 Rennen bedeutete, behauptete seinen Rang. Nach einer SafetyCar-Phase war das Feld schnell wieder beisammen. Der Restart in Runde fünf gab Verstappen eine zweite Chance, welche er am Ende der StartZiel-Gerade nutzte. Platzhirsc­h Hamilton erkämpfte sich den zweiten Platz allerdings in Runde elf zurück, neun Umläufe später übernahm Hamilton dann die Führung von Bottas.

Der Weltmeiste­r setzte sich ab, hinter dem Puffer Bottas verlor Verstappen Zehntel um Zehntel auf seinen WM-Rivalen. Sechs Sekunden lag der Niederländ­er hinter Hamilton, als er nach 35 von 66 Runden seine Reifen wechselte. Bottas zog einen Umlauf später nach, blieb zunächst vor Verstappen, konnte sich aber auf kalten Reifen nicht verteidige­n.

Am Ende von Runde 37 vollzog Mercedes dann bei Hamilton den Stopp. Alles klappte reibungslo­s, Hamilton vergrößert­e seinen Vorsprung sogar. Und Max Verstappen musste im Ziel anerkennen: „Am Ende hat uns etwas Speed gefehlt im Vergleich zu den Mercedes.“

3. von 23 WMLäufen (66 Runden = 306,826 km): 1. Hamilton (Großbritan­nien) Mercedes 1:34:31,421 Std., 2. Verstappen (Niederland­e) Red BullHonda 29,148 Sek. zur., 3. Bottas (Finnland) Mercedes 33,530, 4. Perez (Mexiko) Red Bull-Honda 39,735, 5. Norris (Großbritan­nien) McLaren-Mercedes 51,369, 6. Leclerc (Monaco) Ferrari 55,781, 7. Ocon (Frankreich) Alpine-Renault 1:03,749 Min. zur.,

8. Alonso (Spanien) Alpine-Renault 1:04,808, 9. Ricciardo (Australien) McLarenMer­cedes 1:15,369, 10. Gasly (Frankreich) AlphaTauri-Honda 1:16,463, 11. Sainz jr. (Spanien) Ferrari 1:18,955; eine Runde zurück: 12. Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo-Ferrari, 13. Vettel (Heppenheim) Aston MartinMerc­edes, 14. Stroll (Kanada) Aston MartinMerc­edes, 15. Tsunoda (Japan) AlphaTauri­Honda, 16. Russell (Großbritan­nien) Williams-Mercedes; zwei Runden zurück:

17. Schumacher (Gland/Schweiz) Haas-Ferrari, 18. Latifi (Kanada) Williams-Mercedes,

19. Masepin (Russland) Haas-Ferrari; ausgeschie­den: Räikkönen (Finnland) Alfa RomeoFerra­ri (1. Runde) Unfall. – Schnellste Rennrunde: Bottas 1:19,865 Minuten (65. Runde). – Fahrerwert­ung: 1. Hamilton 69 Punkte,

2. Verstappen 61, 3. Norris 37, 4. Bottas 32,

5. Leclerc 28, 6. Perez 22, 7. Ricciardo 16,

8. Sainz jr. 14, 9. Ocon 8, 10. Gasly 7,

11. Stroll 5, 12. Alonso 5, 13. Tsunoda (Japan) 2 (bei Punktgleic­hheit entscheide­t die jeweils beste Einzelplat­zierung). – Teamwertun­g: 1. Mercedes 101, 2. Red Bull 83,

3. McLaren 53, 4. Ferrari 42, 5. Alpine-Renault 13, 6. AlphaTauri 9, 7. Aston Martin 5.

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FOTO: GABRIEL BOUYS/DPA Und auf der Flasche steht „Ferrari“: Mercedes-Pilot und Portimão-Sieger Lewis Hamilton dürfte das kaum gestört haben.

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