Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sanierung der ZF-Arena Friedrichshafen käme teuer
Erste Untersuchungsergebnisse liegen vor – Kostenschätzung umfasst mehr als 20 Millionen Euro
FRIEDRICHSHAFEN - Untersuchungen einer ganzen Reihe von Fachbüros haben zwar ergeben, dass eine Sanierung der ZF-Arena grundsätzlich machbar ist. Sehr viel schwieriger zu beantworten wird nun allerdings die Frage sein, ob eine solche auch sinnvoll ist – nicht nur, aber auch aufgrund der kaum kalkulierbaren Kosten. Im Raum stehen mehr als 20 Millionen Euro. Ob die Fachbüros mit tiefer gehenden Untersuchungen beauftragt werden, sollen Gemeinderat oder Bauausschuss aber erst entscheiden, wenn die denkmalschutzrechtliche Prüfung abgeschlossen ist.
Seit Ende September 2020 ist die ZF-Arena geschlossen, die Profivolleyballer des VfB haben ihre Saison in der Zeppelin-CAT-Halle der Messe absolviert. Die Schließung hatte die Stadt Friedrichshafen damals mit einer zumindest latenten Einsturzgefahr begründet – aufgrund von „Schäden an der Dachkonstruktion, die nicht behoben werden können“. Die Arena müsse voraussichtlich abgerissen werden, hieß es damals. Es dauerte allerdings nicht lange, bis Rufe nach einem Sanierungsgutachten laut wurden, insbesondere aus den Reihen der Gemeinderatsfraktion des Netzwerks für Friedrichshafen.
Erste Untersuchungsergebnisse liegen nun vor, Euphorie kam am Dienstagabend in der Sitzung des
Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt allerdings nicht auf, als Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler diese vorstellte. Die Kernaussage, dass eine Sanierung grundsätzlich möglich sei, schickte er gleich voraus – was folgte, war dann allerdings ein Stück weit ernüchternd. Die zentrale Frage, die es laut Kübler zu beantworten gilt, lautet: „Wie viel darf die Sanierung kosten?“
Untersucht haben Fachbüros die Fassade, die Betonqualität des Tragwerks und das Dach. Um die Arena wieder nutzen zu können, müsste all das saniert werden. Die erste Grobschätzung geht von Kosten in Höhe von rund 21 Millionen Euro aus, wobei diese Summe aufgrund einer Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren noch sehr wacklig ist.
Und: Eine noch völlig unbekannte Summe X käme noch obendrauf für Bereiche, die noch gar nicht untersucht worden sind. Dazu gehören Haustechnik und energetischer Gebäudezustand, aber auch mögliche denkmalschutzrechtliche Auswirkungen. Aktuell ist die ZF-Arena ein Prüffall für den Denkmalschutz. Was laut Kübler jetzt schon klar ist: Wenn die Arena saniert werden sollte, wird das nicht ohne optische Änderungen bleiben.
Zum Beispiel, weil die in der Fassade verbauten Drahtgläser heute gar nicht mehr zulässig sind. CDURat Daniel Oberschelp warf unter anderem vor diesem Hintergrund die Frage in den Raum, wie viel vom
Charakter der Arena letztlich überhaupt übrig bleiben könnte – und bat den Stadtbauamtsleiter um eine Kostenschätzung für einen Neubau. Für eine Vierfachhalle, die auch den Ansprüchen des Profi-Volleyballs genügen würde, wäre laut Kübler grob überschlägig mit mindestens 25 Millionen Euro zu rechnen.
Die Sanierungskosten wiederum ließen sich um rund sieben Millionen Euro reduzieren, indem man die Spannstahlstäbe in der Dachkonstruktion, von denen man nicht genau weiß, ob sie bereits durch Korrosion beschädigt sind, zunächst gar nicht austauscht. Selbst wenn ein solcher Stab bricht und dann doch ersetzt werden muss, würde das Dach laut Aussage der Experten nicht einstürzen. Allerdings bestünde in der Folge die Gefahr einer Verformung, die wiederum dazu führen könnte, dass Teile der im Dach verbauten Gasbetonplatten abplatzen und herabstürzen. Über ein zu installierendes Monitoringsystem könnte eine Verformung zwar frühzeitig erkannt werden. Wenn dieses System anspringt, müsste die Halle aber gesperrt werden, im Zweifelsfall auch während eines Volleyballspiels.
Baubürgermeister Stefan Köhler riet von der Monitoring-Variante eher ab – zum einen, weil für den Schadensfall dauerhaft eine Alternative für die Nutzer vorgehalten werden müsste, zum anderen, weil er sie aus psychologischen Gründen für problematisch hält.
Ähnlich äußerten sich die Grünen-Räte Ulrich Heliosch und Felix Bohnacker. SPD-Rat Rudi Krafcsik legte sich mit Blick auf die nicht kalkulierbaren Kosten bereits fest, dass ein Erhalt der ZF-Arena keinen Sinn ergebe. Sein Fraktionskollege Heinz Tautkus warnte davor, in Unvernunft abzugleiten.
Sowohl Heliosch als auch Tautkus plädierten dafür, für den Sportbetrieb eine langfristige Lösung in der Messe anzustreben. Die Messe sei in der Vergangenheit mehrfach erweitert worden, doch der Boom sei längst vorbei. „In der Messe werden wir einen Platz finden“, konstatierte Tautkus.
Hans Dullenkopf von den Freien Wählern hingegen gab zu bedenken, dass die ZF-Arena auch für den Schul- und Vereinssport genutzt worden sei, und der könne nicht so einfach in die Messe verlegt werden. „Wir brauchen eine neue Halle, die alle nutzen können“, so Dullenkopf.
Während die meisten Räte sich im Hinblick auf eine Sanierung eher skeptisch äußerten, stand für Netzwerk-Rat Philipp Fuhrmann zunächst die „große Nachricht“der grundsätzlichen Sanierbarkeit im Vordergrund. Zum jetzigen Zeitpunkt bereits aufzugeben, ist für ihn jedenfalls keine Option. Ob die Untersuchungen noch vertieft werden, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu erhalten, bleibt aber erst mal offen bis die Frage des Denkmalschutzes beantwortet ist.