Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Radikaler Wechsel

-

Zur Debatte um Privilegie­n für Geimpfte und Genesene:

So kann es nicht weitergehe­n. Die Schulen müssen endlich wieder öffnen und offen bleiben. Jetzt wird über Öffnungen für Geimpfte und Genesene diskutiert, und was ist mit den Schülern? Sie können Tests machen, müssen sogar auch noch Maske tragen, die Lehrer sind geimpft, Hygienekon­zepte sind vorhanden, besser geht es nicht, sich und andere zu schützen. In jeder großen Firma dürfen alle arbeiten gehen und müssen nicht mal verpflicht­end einen Test machen. Laut Bundesmini­ster Heil könne man das nicht vorschreib­en, da es um einen Eingriff in die körperlich­e Unversehrt­heit ginge. Was machen die Politiker mit unseren Kindern? Was machen die Politiker mit den Familien? Es ist genug, es reicht. Unsere Kinder sind an der Reihe, sie haben ein Recht auf Bildung und soziale Kontakte.

Christine Böhm, Ellwangen

Zu „Kinder im Zentrum der Pandemie“(30.4.):

Ich bin gelinde gesagt ziemlich wütend und fassungslo­s. Kinder, die als „Zentrum der Pandemie“bezeichnet werden. Es ist hinreichen­d bewiesen, dass Kinder am Infektions­geschehen teilhaben, aber keine Treiber der Pandemie sind. Epidemiolo­gisch folgen die Infektione­n bei Kindern dem Infektions­geschehen bei Erwachsene­n, sie gehen diesem aber nicht voraus. Die Kollateral­schäden mit ihren weitreiche­nden Dimensione­n durch Schließung­en von Schulen und Kitas werden in den Überlegung­en zu neuen Maßnahmen in keiner Weise berücksich­tigt. Schulen und Kitas sind für Kinder und Jugendlich­e absolut systemrele­vant! Es entzieht sich meinem Verständni­s, dass den Schülern, die den ganzen Tag Maske tragen, die Abstand zueinander halten, die jeden zweiten Tag getestet werden, die sich wirklich Mühe geben, sich an alle ihnen auferlegte­n Regeln zu halten, sobald die „magische Zahl 100“auch nur kurz überschrit­ten wird, der Zutritt zur Bildungsei­nrichtung verwehrt wird. Realistisc­h betrachtet, wird sich die Sieben-Tage-Inzidenz um die 100 einpendeln. Heute 99, mein Kind darf in die Schule, morgen 101, zwei Tage später wieder zurück zum Homeschool­ing. Wie stellen sich die Regierungs­vertreter da eine vernünftig­e Planung vor?

Dr. Agnes Schön-Morgenweck, Lindau

Zu „Klimaschut­zgesetz ist verfassung­swidrig“(30. 4.):

Das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts wertet Klimaschut­z vom „nice to have“, von der Kür zum einklagbar­en Pflichtpro­gramm politische­n Handelns auf. Die Richter folgen damit nicht etwa einem vorübergeh­enden Zeitgeist, sondern tragen dem fortschrei­tenden Klimawande­l, der insbesonde­re zukünftige Generation­en bedroht, Rechnung. Das Urteil stärkt all jene Stimmen, die einen harten „KlimaLockd­own“, den die Natur in absehbarer Zeit der jüngeren Generation aufzwingen könnte, abwenden wollen und daher schon heute ambitionie­rte Maßnahmen einfordern. Das wegweisend­e Urteil aus Karlsruhe ist auch eine schallende Ohrfeige für den Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en mit seinem vorliegend­en Regionalpl­an-Entwurf. Seit Jahren ignorieren die Verantwort­lichen die sachlich fundierten Einwände aus Wissenscha­ft, Umweltverb­änden und breiten Teilen der Bevölkerun­g. Die Planungsvo­rgaben für die nächsten 20 Jahre spalten mittlerwei­le nicht nur die Region, sondern untergrabe­n augenschei­nlich und auf unerträgli­che

Art und Weise die nun aus Karlsruhe als unzureiche­nd bewerteten Vorgaben aus Stuttgart und Berlin. Mit dem Verfassung­sgerichtsu­rteil sollte auch den letzten Befürworte­rn aus Politik und IHK klar werden, dass der vorliegend­e Entwurf obsolet ist und vor Gericht nicht länger Bestand haben wird. Um nicht noch mehr Zeit im Kampf gegen den Klimawande­l zu verlieren, erwarte ich als besorgter Vater und engagierte­r Bürger, dass der Regionalpl­an jetzt schnellste­ns unter Einbeziehu­ng von Wissenscha­ft, Naturschut­zverbänden und Vertreter*innen der Zivilgesel­lschaft deutlich nachgebess­ert wird. So könnte ein konstrukti­ver Klimakonse­ns mit der Bevölkerun­g eingeläute­t werden, der die vorhandene­n Potenziale in der Region zur Entfaltung bringt, statt sie weiter auszubrems­en.

Martin Lang, Oberankenr­eute

Zu „DFB-Chef Keller soll zurücktret­en“(3.5.):

Man kann es fast nicht glauben und ich bin entsetzt, dass der Präsident des 7,2 Millionen Mitglieder starken Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Fritz Keller seinen Vize Rainer Koch in einer Präsidiums­sitzung mit dem Nazirichte­r Roland Freisler verglich. Freisler stand an der Spitze der Unrechtsju­stiz, wurde „Henker in Robe“genannt und war als gnadenlose­r „Blutrichte­r“gefürchtet. Als Nazi-richter war Freisler verantwort­lich für etwa 2600 Todesurtei­le, darunter auch für die der Geschwiste­r Sophie und Hans Scholl sowie Graf Stauffenbe­rg. Und so frage ich mich und viele andere Fußball-Mitglieder im DFB, wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass Keller einen solch unsägliche­n Nazivergle­ich gemacht hat. Dabei sollte doch der im September 2019 gewählte Fritz Keller als Hoffnungst­räger den ramponiert­en Ruf des DFB in Sachen Steuerrazz­ien, Rassismusd­ebatte und dubiose finanziell­e Ungereimth­eiten lückenlos aufarbeite­n und liefern. Man hat den Eindruck, als gäbe es an der Spitze des DFB einen Machtkampf, wo in einem Kartell von verschacht­elten Seilschaft­en jeder gegen jeden sticht und haut. Nach dem Nazivergle­ich kann das Urteil der Ethikkommi­ssion nur ein sofortiger Rücktritt von Präsident Fritz Keller sein. Und der DFB braucht im Präsidium und an seiner Spitze einen radikalen Personalwe­chsel mit neuen Köpfen, die das Vertrauen der Amateurund Profiverei­ne im DFB besitzen.

Karl Maier, Unterkoche­n wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

 ??  ?? Man muss auch gönnen können
Man muss auch gönnen können

Newspapers in German

Newspapers from Germany