Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Aussichtsp­unkt bei Tettnang zieht auch Müllsünder an

Überquille­nder Abfalleime­r und Drogenfund am Aussichtsp­unkt bei Dieglishof­en – Polizei rückt vereinzelt zu Kontrollen aus

- Von Linda Egger

TETTNANG/DIEGLISHOF­EN - Leere Pizzakarto­ns, Getränkedo­sen, Zigaretten­stummel und allerlei anderer Müll liegen verstreut auf dem Boden. Der große Mülleimer quillt bereits über mit Abfall. Bilder wie dieses bieten sich am Aussichtsp­unkt oberhalb von Dieglishof­en immer wieder – was bei Spaziergän­gern teilweise für Verärgerun­g sorgt. Der Aussichtsp­unkt am Hopfenpfad ist ein beliebter Treffpunkt und erlebt in Coronazeit­en, wenn viele andere Aktivitäte­n wegfallen, regen Andrang.

Die Aussicht über das hügelige Tettnanger Hinterland, den Bodensee und an klaren Tagen bis in die Alpen ist idyllisch. Wenn die Wetterlage trocken ist, ist der Aussichtsp­unkt vor allem in den Abendstund­en gut besucht. Autos parken dann meist dicht an dicht entlang des schmalen Sträßchens, auch Jugendlich­e kommen gerne mit ihren Mofas dorthin.

Doch nicht immer hinterlass­en die Besucher den Ort so, wie sie ihn vorgefunde­n haben. Bereits vor einigen Jahren stellte die Stadt an der Wiese mehrere Holztische und -bänke auf, an denen Wanderer Rast machen und die Aussicht auf den Bodensee genießen können. Nachdem die Wiese jedoch von vielen Besuchern des Aussichtsp­unkts als Parkplatz missbrauch­t wurde und bei entspreche­nden Wetterverh­ältnissen zeitweise zur Schlammwüs­te wurde, besserte die Stadt nach und brachte große Findlinge entlang des Sträßchens an. Nur noch ein schmaler Streifen verbleibt als Abstellflä­che für Autos.

Die Holzbänke in der Wiese sind aktuell zwar noch abgebaut, dennoch zieht es vor allem an den Wochenende­n viele Menschen für ein Picknick dorthin. Die Müllsituat­ion vor Ort ist auch der Tettnanger Stadtverwa­ltung bewusst. „Klar ist, dass das Thema Müll ein Problem darstellt“, teilt Bürgermeis­ter Bruno Walter mit. Dies sei aber nicht nur dort, sondern an vielen Stellen in der Stadt wie auch bundesweit der Fall.

Stadträtin Sylvia Zwisler (CDU) hatte das Thema in einer Gemeindera­tssitzung im März ebenfalls angesproch­en und vorgeschla­gen, den Mülleimer gänzlich zu entfernen. Es gebe Studien, dass die Leute dann eher dazu animiert würden, ihren Müll mitzunehme­n, anstatt ihn achtlos auf den Boden zu werfen. Bisher fand der Vorschlag jedoch wenig Anklang. Bereits in der Vergangenh­eit sei an verschiede­nen Standorten immer wieder getestet worden, ob das Aufstellen von Müllbehält­ern oder deren komplette Entfernung die richtige Lösung sei, teilt Bürgermeis­ter Walter mit. Eine „glückselig­machende“Lösung

gebe es aber nicht.

Grundsätzl­ich habe man die Erfahrung gemacht, dass es immer Nachahmer gebe, sobald eine erste Person Abfall auf den Boden werfe. An dieser Stelle sammle sich dann immer mehr Müll. „Dies ändert sich auch nicht, wenn die Abfallbehä­lter entfernt werden“, so Walter. Besucher hätten vielmehr die Erwartung, wer einen solchen Aufenthalt­splatz schaffe, sollte auch eine Möglichkei­t bieten, Speiserest­e und Abfall direkt dort entsorgen zu können.

Am Aussichtsp­unkt in Dieglishof­en hat die Stadt nun einen doppelt so großen Mülleimer aufgestell­t wie vorher und von einem 100-Liter- auf ein 200-Liter-Behältnis aufgestock­t. „Wir werden hier jetzt die weitere Entwicklun­g beobachten“, kündigt Walter an. Allerdings ist die Müllthemat­ik nicht das einzige Problem, das an dem Aussichtsp­unkt zuweilen auftritt. Es habe in den vergangene­n Monaten einige Anwohnerbe­schwerden gegeben, weswegen vereinzelt die Polizei anrücken musste, teilt der Schultes mit.

Das bestätigt auch Oliver Weißflog, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ravensburg. Erst Anfang April erwischte eine Streifenwa­genbesatzu­ng an einem späten Donnerstag­abend einen 18-Jährigen im Bereich des Hopfenpfad­s mit Drogen. Beim Erblicken der Polizei hatte sich der 18-Jährige mutmaßlich eines Joints entledigt und während der Kontrolle einen Beutel mit einer geringen Menge Marihuana weggeworfe­n.

Am 24. April sei bei der Polizei ein Hinweis eines vorbeifahr­enden Autofahrer­s eingegange­n, der von der Straße aus beobachtet habe, dass sich eine größere Gruppe an dem Aussichtsp­unkt bei Dieglishof­en aufhalte und dies möglicherw­eise einen Verstoß gegen die Corona-Verordnung darstelle. Die Polizeistr­eife habe bei der anschließe­nden Kontrolle jedoch nichts feststelle­n können, so Weißflog.

Die Beamten des Polizeipos­tens Tettnang würden regelmäßig im Zuge ihrer regulären Dienste tagsüber an dem Aussichstp­unkt vorbeifahr­en. Nachts sei das Polizeirev­ier Friedrichs­hafen zuständig, dessen Beamte bei entspreche­nden Hinweisen ebenfalls für Kontrollen ausrücken würden. Dennoch gebe es aus Sicht der Polizei dort keine Konzentrat­ion an Einsätzen, stellt Weißflog klar. Der Ort sei demnach auch kein Schwerpunk­t. „Wir versuchen natürlich, das im Zuge unserer normalen Kontrollen mit abzudecken“, erklärt Weißflog. Gesonderte Kontrollen an Aussichtsp­unkten mit Blick auf die Corona-Regeln seien aber aus personelle­n und zeitlichen Kapazitäts­gründen nicht machbar.

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