Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Als die große Zeit begann
Vor 30 Jahren schlug die TTF Liebherr Ochsenhausen den Weg nach oben ein
OCHSENHAUSEN/SINGEN - Genau 30 Jahre ist es her, als die TTF Liebherr Ochsenhausen erstmals in die Tischtennis-Bundesliga aufgestiegen sind. Trainer war damals Rudi Stumper. Der mittlerweile 62-Jährige lebt in Singen am Hohentwiel und hat seine Tochter Laura und aktuell seinen Sohn Kay bis in die deutsche Nationalmannschaft geführt.
Tischtennis in Ochsenhausen begann 1956, als sich der Verein TV Ochsenhausen gründete. Nur ein Jahr später wurde der Club in Tischtennisfreunde Ochsenhausen umbenannt und spielte bis 1966 in der Bezirksliga. Gut 20 Jahre später begann die große Zeit der TTF, eng verbunden mit dem ehemaligen Präsidenten und 2013 verstorbenen Rainer Ihle und Rudi Stumper. Beide erarbeiteten sich in der Szene den Ruf als Tischtennisverrückte. 1989 saßen sie gemeinsam auf der Tribüne der Dortmunder Westfalenhalle, als Jörg Roßkopf, der heutige Bundestrainer, und Steffen Fetzner Weltmeister im Doppel wurden. Stumper: „Da war schon klar, dass ich Trainer in Ochsenhausen werde.“
Der Verein war gerade in die Regionalliga aufgestiegen, aber Rainer Ihle wollte mehr. Langfristig wollte er die TTF ganz nach oben führen. „Viele haben ihn tatsächlich für verrückt erklärt, als er von der Bundesliga und sogar vom deutschen Meistertitel für die TTF sprach“, betont Rudi Stumper, der zweieinhalb erfolgreiche Jahre in Ochsenhausen verbracht hat. „Ihle hat mich damals als Spielertrainer geholt, um eine Spitzentruppe aufzubauen.“Allerdings
sollten in dieser Mannschaft auch Talente aus und um Ochsenhausen zum Zuge kommen. „Diese Philosophie, die ja bis heute in Ochsenhausen gilt, hat mir damals sehr gut gefallen.“Dennoch brauchte auch Ochsenhausen irgendwann ein, zwei Spitzenspieler, um den Weg ganz nach oben zu schaffen. Ihle verpflichtete Jindrich Pansky und Dietmar Palmi. Beide wurden zum Glücksgriff.
Die Mannschaft war inzwischen in der zweiten Liga angekommen. Als Neuling hatte sich das Team das Ziel Klassenerhalt gesetzt, spielte aber so gut, dass am Ende plötzlich der Bundesligaaufstieg stand. „In den entscheidenden Spielen gegen Kassel oder Frankfurt platzte die Gemeindehalle in Ochsenhausen damals aus allen Nähten“, so Stumper. Danach gelang es Ihle, die Weltfirma Liebherr zu überzeugen, bei den TTF als Hauptsponsor einzusteigen
– Liebherr ist heute immer noch Hauptsponsor des Clubs und jetzt einer der größten Tischtennis-Sponsoren weltweit. Im Liebherr Masters College wurden unter anderem die Weltklassespieler Hugo Calderano und Simon Gauzy ausgebildet.
Mitten in der ersten Bundesligasaison 1991/92 trennten sich die Wege von Stumper und den TTF Liebherr Ochsenhausen. „Ich wollte mich mehr um meine Tochter Laura kümmern, die damals sieben Jahre alt war. Das habe ich Ihle wohl einmal zu viel gesagt, sodass er dann Leo Amizic als neuen Trainer präsentierte.“Stumper ging nach Singen und machte seine Tochter zur Nationalspielerin. Heute ist er Bezirkstrainer Bodensee und kümmert sich wieder um junge Talente. Zudem frönt er seinem großen Hobby, dem Golfspielen. Nach Ochsenhausen hat der 62-Jährige noch immer Kontakt, wenn auch nicht mehr intensiv.