Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein zähes Ringen
Gegner und Befürworter des Biogasanlagen-Projekts in Isny treffen aufeinander
- Für ihre geplante Biogasanlage im Weidachweg hat die Naturenergie Isny die nächste aktualisierte Fassung präsentiert. Bei einem Infoabend im Kurhaus teilten die Projektplaner mit, dass sie nun mit einem Erdwall und einer Schallschutzwand planen. Zudem präsentierte ein Gutachterbüro seine Untersuchungen, nach denen die Anlage hinsichtlich Geruch und Lärm die Richtlinien klar einhalten werde. Die den Plänen sehr kritisch gegenüberstehenden Kleinhaslacher vermochte das aber nicht zu überzeugen.
Seit die Naturenergie Isny eine große, neue Biogasanlage im Weidachweg plant, steht sie unter besonderer Beobachtung der Einwohner Kleinhaslachs. Denn diese leben bereits mit den Unannehmlichkeiten der bestehenden Anlage, die nur ein paar Hundert Meter von den ersten Häusern entfernt ist. Schon lange klagen die Kleinhaslacher über Lärm und Gestank, der sie vom Weidachweg her immer wieder erreicht – und genau das befürchten sie nun in noch viel größerem Ausmaß, sollte direkt neben der bestehenden eine neue Biogasanlage gebaut werden. Die Vertreter der Naturenergie Isny um Bernd Böck und Klaus Halder versuchen derweil, die Bedenken auszuräumen. Es ist ein zähes Ringen um Argumente und um Standpunkte.
Unter diesen Vorzeichen trafen sich die Projektgruppe, unterstützt von Planern und Gutachtern, und interessierte Bürger zu einer von der Stadtverwaltung angebotenen Infoveranstaltung am Mittwochabend im Kurhaus am Park. Im Verfahren hin zu einer möglichen Genehmigung war dies die „frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung“. Aus dem Gemeinderat waren mehrere Vertreter der FW-Fraktion und der SPD-Fraktion anwesend.
„Wir wollen vor allem informieren“, sagte Bürgermeister Rainer Magenreuter zu Beginn. Seiner Einleitung folgte ein ausführlicher Überblick über das Projekt, wie er schon vor einigen Wochen im Gemeinderat zu hören war. Wirklich neu war eigentlich nur ein Punkt, dieser war dafür aber umso wichtiger. Die Anlage soll nämlich von einem Erdwall und einer Schallschutzwand umgeben werden, um die
Lärmbelästigung noch weiter zu reduzieren – vor allem in Richtung Kleinhaslach.
Den Erläuterungen zur geplanten Anlage, deren finanzielles Volumen laut Bernd Böck bei etwa 35 Millionen Euro liegt, folgten die Berichte des Gutachterbüros Lücking und Härtel aus der Nähe von Leipzig, dessen Vertreter online zugeschaltet waren. Demnach soll die geplante Anlage sowohl hinsichtlich der Luftreinhaltung als auch der Lärmbelästigung unbedenklich sein. „Es ist eine sehr innovative Anlage“, sagte David Härtel vom Gutachterbüro. Böck versicherte, dass die Naturenergie sich sehr damit beschäftige, diese Werte noch weiter zu senken. So werde aktuell geprüft, ob sogar ELastwagen eingesetzt werden können.
In der anschließenden Fragerunde zeigten sich die Kleinhaslacher im Publikum nicht überzeugt. Besonders deutliche Worte wählte Andreas Schönegge, der bereits bei früheren Veranstaltungen als Sprecher der Anwohner aufgetreten war. „Ich bin immer noch entsetzt und fassungslos“, sagte Schönegge. Das Projekt sei „größenwahnsinnig und „passt da überhaupt nicht hin“. Weitere Wortmeldungen drehten sich unter anderem um die Frage, ob es nicht einen besseren Platz als den vorgesehenen für solch eine Anlage geben könnte. Es ging zudem um den Flächenverbrauch, die Bäume und Tiere in der Umgebung und die Anlieferungszeiten.
„Das sind Gedanken, die uns auch beschäftigen“, sagte Böck an einer Stelle und versuchte, die Sorgen auszuräumen. So sei etwa eine zentrale Lösung aus Umweltgründen viel besser als viele kleinere auf den Höfen der Landwirte, nicht zuletzt der Flächenverbrauch sei dadurch geringer. Die Anlieferung werde an drei Tagen pro Woche erfolgen – und dann nur im Tagesbetrieb.
Die Bäume, die Richtung Kleinhaslach am alten Bahndamm stehen, würden bleiben und hätten eine Bestandsgarantie, erklärte Andrea Käser von der Stadtverwaltung. Von Käser stammte auch der die zweieinhalbstündige Veranstaltung beschließende Satz: „Das ist der Startschuss für Anregungen und Bedenken.“Damit dürfte sie ganz gut getroffen haben, was auf alle Beteiligten noch zukommen könnte.